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Filme, Kunstwerke und ganze Bibliotheken widmen sich heute dem Thema der DDR-Aufarbeitung, doch aus der Aufarbeitung des Nationalsozialismus wisse man, dass solch ein Prozess sehr lange dauern kann, sagt Hildigund Neubert im Interview. Für Betroffene, in deren Leben eingegriffen wurde, sei diese Aufarbeitung sehr schmerzhaft und die Erfahrung zeige, „dass viele das Thema hinausschieben und sich erst wenn es um Fragen wie etwa der eigenen Rentenhöhe geht, damit befassen, oft einen Antrag auf Rehabilitierung stellen und damit verbunden auch den Antrag auf Akteneinsicht“, so die scheidende Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Stasi-Unterlagen. Und wenn man sich überlege, dass die Menschen, die 1989 18 Jahre alt waren, werde deutlich, dass dieser Prozess noch eine Weile dauern kann.
Generell gebe es jene, die von Verfolgung betroffen waren und naturgemäß ein großes Interesse an der Aufarbeitung hätten. „Doch wer an Verfolgungsmaßnahmen selbst beteiligt war, ist natürlich nach wie vor an Aufklärung wenig interessiert und versucht, sie zu behindern und zu sabotieren, wo immer es geht.“ Die Beurteilung des Nationalsozialismus sei heute klar und eindeutig, die Beurteilung der DDR bei vielen hingegen noch nicht und daraus entstünden immer wieder Konflikte um die Frage, wie damit umgegangen werden solle. „Es muss ein Interesse der Bundesrepublik Deutschland sein, diese Aufarbeitung zu betreiben, denn wir brauchen einen Grundkonsens über unsere Geschichte.“ Deshalb brauche es die Erzählung von Widerstand und Opposition in der DDR und die Fürsorge für die Opfer.
Dem Thema Aufarbeitung bleibt Neubert auch in ihrer neuen Funktion als Staatssekretärin für Europafragen in der thüringischen Staatskanzlei verbunden, „denn seit 2004 die ehemaligen kommunistischen Staaten aus Mittel- und Osteuropa auch Mitglieder der Europäischen Union sind, hat sich gezeigt, dass aus der Geschichte unterschiedliche politische Entscheidungen in der Gegenwart resultieren“. Um das zu verstehen und in Zukunft gemeinsame Handlungen zu ermöglichen, sei es notwendig, die Geschichte Europas neu zu erzählen und zwar als Geschichte ganz Europas und nicht nur Westeuropas, wie bisher. „Daher ist auch die Initiative von Dr. Hans-Gert Pöttering, ein Museum der Europäischen Geschichte in Brüssel zu errichten, eine wichtige und zukunftsträchtige Idee“. Sie werde als Staatssekretärin daran arbeiten, die europäische Geschichtsbildung auch in Thüringen zu befördern.
Das komplette Interview mit Hildigund Neubert finden Sie als Audiomitschnitt in der rechten Spalte.