Die Erkenntnis, sich stärker in Libyen zu engagieren, war wichtig und ist richtig, sagt Atilgan. Mit zwei Maßnahmen sollen die Migrationsströme jetzt eingedämmt werden: einerseits durch die Ausbildung der libyschen Grenz- und Küstenschutz-Einheiten, andererseits durch eine Ausweitung der EU-Marine-Mission in den internationalen Gewässern auf die Hoheitsgewässer Libyens, so Atilgan. Viel wichtiger als diese Hilfen sei es jedoch, die neue Regierung der nationalen Einheit zu stärken.
Libyen ist momentan „ein komplett zerfallener Staat, das Land wird nicht verwaltet“, fasst Atilgan die Situation zusammen. Zwar gebe es kleine Territorien, in denen Milizen die Verwaltung übernommen hätten. Diese richteten sich allerdings nach ihren eigenen Interessen. Deswegen, und weil es kaum reguläre Sicherheitskräfte gebe, sei der europäische Ansatz, den Grenzschutz zu unterstützen, richtig. Man dürfe der neuen Regierung auch noch keine große Handlungsfähigkeit abverlangen, so Atilgan.
Das gesamte rbb Inforadio-Interview vom 19. April 2016 können Sie hier hören. Bitte beachten Sie, dass Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten nur zeitlich begrenzt abrufbar sind.