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Es ist ein etwas anderer Blick auf Migration, den Regisseur Sebastian Schipper auf der Vorab Premiere seines jüngsten Spielfilms „ROADS“ den Teilnehmern präsentieren konnte und über den im Anschluss mit Staatsministerin Annette Widmann-Mauz diskutiert wurde.
Zum Film:
Der 18-jährige Gyllen (Fionn Whitehead) aus London hat das Wohnmobil seines Stiefvaters entwendet und ist dem Familienurlaub in Marokko entflohen, als er zufällig auf den gleichaltrigen William (Stéphane Bak) aus dem Kongo trifft, der versucht, die Grenze nach Europa zu überwinden, um dort seinen verschollenen Bruder zu suchen. In diesem Moment größter Verlorenheit beschließen die beiden Verbündete zu werden: Angetrieben von jugendlicher Abenteuerlust bahnt sich das ungleiche Paar seinen Weg durch Marokko, Spanien und Frankreich bis nach Calais.
Schwierige Themen werden in diesem Road-Trip nicht umfahren. Die Herausforderungen von Migration sind ebenso Thema wie die gesellschaftlichen Risse, die Europa bewegen und die im Kontrast zwischen den beiden Hauptdarstellern besonders deutlich zutage treten. Es prallen zwei Lebenswelten aufeinander, aus denen Freundschaft und Vertrauen zwischen den jungen Männern wächst.Diskussion:
Im Anschluss an den Film diskutierte Dr. Viola Neu, Stellv. Leiterin der Hauptabteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. mit Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Sebastian Schipper, dem Regisseur des Films.
Die Antwort auf die Frage, warum Regisseur Sebastian Schipper eben dieses schwierige Thema für seinen Film gewählt habe, läge seinen Ausführungen zufolge im Erfolg seines letzten Films „Victoria“ von 2015 begründet. Dem Regisseur sei es nach der Prämierung von „Victoria“ in erster Linie darum gegangen, sich einem Thema zu widmen, das ihn wirklich interessiere. ROADS wolle das Thema Migration dabei nicht im Stile eines Sozialdramas beleuchten, auch wenn es dem Publikum im konstruktiven Sinne durchaus etwas zumutet. Vielmehr sei es Sebastian Schipper wichtig gewesen, über die beiden Hauptcharaktere des Films, Gyllen und William, dem europäischen Zuschauer den Spiegel vorzuhalten und ihm Einblicke in das eigene, verhältnismäßig sichere Leben in Europa zu geben. Dies solle nicht durch den moralischen Zeigefinger geschehen, sondern indem der Film auf Eindeutigkeit verzichtet und Fragen stellt. Müsste man die wesentliche Botschaft von ROADS zusammenfassen, so wäre diese laut Regisseur ein Appell an die Freundschaft.
Der Dreh an den verschiedenen Standorten und der nahe Kontakt mit den Flüchtlingen und jungen Helfern haben Schippers Beschreibungen nach sowohl ihn als auch seine Team-Mitglieder bewegt. Diese Erfahrung wolle er an den Zuschauer weitergeben. Im Aufeinanderprallen und in der Begleitung der beiden Hauptdarsteller, die Schipper als „Traumtänzer“ beschreibt, werde Individualität geschaffen. Diese kontrastiere mit jener bedrohlichen Distanz, mit der das Thema der Bevölkerung in Nachrichten und Dokumentarfilmen üblicherweise nähergebracht werde. Damit folge der Film laut Annette Widmann-Mauz einer wesentlichen Erkenntnis der Integrationsforschung, wonach Ängste durch Orte der Begegnung, des Kennenlernens und des direkten Kontakts abgebaut werden. Auf seine Art leiste ROADS damit einen Beitrag zur Begegnung und zum Abbau von Ängsten.Zur Produktion:
ROADS ist eine Produktion von Missing Link Films in Koproduktion mit Kazak Productions, WDR (Redaktion: Dr. Barbara Buhl), Arte (Redaktion: Andreas Schreitmüller), ARD Degeto (Redaktion: Claudia Grässel), Komplizen Film, STUDIOCANAL Film und RadicalMedia. Gefördert von Medienboard Berlin-Brandenburg, Film- und Medienstiftung NRW, FFA, Eurimages, Mini Traité, BKM und dem DFFF.
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