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Виступи на заходах

Lernen total digital – aber bitte mit Augenmaß

з Robin Schenk

Unsere Schulen: Fit für die digitale Zukunft? – Jahresauftakt der KAS Stuttgart 2018 mit Kultusministerin Eisenmann

Deeper Learning. System-Monitoring. Engaged Thinkers. Online-Surveys. Diagnostics mit Big Data. Tafel und Schwamm? Dass dieser Gegensatz für viele Menschen kaum mehr überwindbar scheint, war Kernpunkt der Kontroverse der diesjährigen Jahresauftaktveranstaltung der KAS Stuttgart, die am Samstag, dem 17. März 2018, im Haus der Wirtschaft in Stuttgart stattfand.

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Gibt es bezüglich des Zusammenhangs von Digitalisierung und Schulen nur die eine Möglichkeit, Kanada, Estland, Japan und Singapur so schnell wie möglich hinterherzukommen – und die offensichtlich klaffende Lücke zu schließen? Oder birgt ein vor Datenflut blauäugiges Vorgehen auch Gefahren, die auf die Struktur eines Landes wie Baden-Württemberg zurückzuführen sind? Es referierten und diskutierten Dr. Stefan Kaufmann (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages für Stuttgart, Prof. Dr. Anne Sliwka, Professorin am Institut für Bildungswissenschaften der Universität Heidelberg und Dr. Susanne Eisenmann (CDU), Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg.

„Frau Ministerin, Sie leben ja auch im Krokodilsteich!“

Dr. Stefan Hofmann, Leiter des Landesbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Stuttgart, wusste die allgemeinen Hürden im Arbeitsalltag einer Kultusministerin in seiner Begrüßung recht prägnant zusammenzufassen. Nebenbei konnte er seine grenzenlose Begeisterung über den Grad der Saalfülle – sehr zur Belustigung des Publikums – kaum verheimlichen: „Von fast überall her sind Sie gekommen, sogar von der Alb runter!“. Nicht, ohne die durch die Digitalisierung beschleunigten, zahlreichen Umbrüche in verschiedensten Dimensionen, Gesellschaftsteilen, Institutionen und Branchen erwähnt zu haben, begrüßte Hofmann die Referentinnen und Referenten sowie die Zuhörerschaft, die – dem Thema entsprechend – einen hohen Anteil an interessierten Lehrerinnen und Lehrern der verschiedensten Schultypen sowie auch Lehramtsstudentinnen und -studenten aufwies. Schon kurz zuvor hatte Jazzpianistin Clara Vetter mit einer beeindruckenden musikalischen Sequenz den Auftakt gemacht.

Kaufmann: Mehr Geld für die Länder

Dr. Stefan Kaufmann brachte mit seinem Grußwort die Bundespolitik auf diesem Gebiet mit ein, indem er die diesbezüglich im aktuellen – und nun „endlich“ zustande gekommenen – Koalitionsvertrag gefassten Beschlüsse erläuterte. Nicht zuletzt auch Kaufmanns eigenes Fachgebiet, Bildung und Forschung, sei ein zentrales Thema der Verhandlungen gewesen. Man habe die angesetzte Einrichtung eines Bildungskongresses für die erweiterte Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und Eltern, einen Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung ab 2025 sowie eine mittelfristige Anhebung der Ausgaben im Forschungssektor auf 3,5 % des BIP erreicht. Dies ermögliche eine bessere Sanierung der Schulinfrastruktur, auch in Bezug auf IT-Ausrüstung, wofür man den sogenannten „Digitalpakt“ mit einer Gesamtinvestitionssumme von voraussichtlich 3,5 Milliarden Euro in der laufenden Legislaturperiode beschlossen habe. Die Vergabe von Bundesmitteln an die Länder werde künftig verstärkt an bestimmte Kriterien geknüpft, sodass man die Länder gezielt, aber nicht „mit der Gießkanne“ unterstützen könne. Es sei nun dringend notwendig, bei all diesen Vorhaben möglichst schnell weiterzukommen, denn gerade in Bezug auf Künstliche Intelligenz laufe Deutschland im internationalen Vergleich „die Zeit davon“, so Kaufmann.

Die Benchmark ist momentan anderswo – Prof. Sliwkas „Internationale Blitzlichter“ auf die faszinierend entwickelte globale Schulwelt

Dass diese Feststellung durchaus nachweisbar ist, zeigte der folgende Vortrag von Prof. Dr. Anne Sliwka, die am Institut für Bildungswissenschaften der Universität Heidelberg vor allem mit der Erforschung von Schul- und Schulsystementwicklung in international vergleichender Perspektive beschäftigt ist. Sliwka näherte sich bewusst ohne unmittelbare politische Wertungen und rein analytisch dem Thema an, indem Sie von Ihren Reiseerfahrungen in die momentan als Vorreiter auf dem Weg zu innovativen Bildungssystemen geltenden Länder, etwa Kanada, Japan, Singapur und Estland, berichtete. Man dürfe es durchaus als eine große Verantwortung ansehen, in einer Zeit zu leben, die etwa einen mit dem Übergang vom Mittelalter in die frühe Neuzeit vergleichbaren Umbruch beinhalte, so Sliwka. Es sei auch durchaus Fakt, dass die bereits relativ stark digitalisierten Schulsysteme weltweit auch unter den Topplätzen in den PISA-Ergebnistabellen zu finden seien.

Natürlich gab sich Sliwka aber nicht mit dieser eher einfach klingenden Antwort zufrieden, sondern nahm sich etwa das Beispiel Singapur im Detail vor: Der Lehrer sei dort nicht direkt vom Lernbegleiter zu unterscheiden, vielmehr herrsche ein sehr gutes, gar untrennbares Zusammenspiel aus instruktivem und ko-konstruktivem Vorgehen mit anschließender Präsentation der Schülerergebnisse – Stichwort: „Deep/er Learning“ – vor (zur näheren Veranschaulichung der Inhalte, unter anderem auch dieses Begriffs, finden Sie hier die Präsentation von Fr. Prof. Sliwka).

Lehrer, die stundenlang Schülerarbeiten korrigieren? In Ostasien bald Schnee von gestern.

Dieses Konzept bezeichnete Sliwka als „kompetenzorientiertes Lernen par excellence“, da Schüler viel früher in die Lage gebracht würden, das eigene Lernen wie ein Wissenschaftler zu analysieren bzw. zu korrigieren, selbst die richtigen Ansatzpunkte für Verbesserungen zu finden und nicht zuletzt den Lehrkräften zeitliche Ressourcen zu sparen, die anderswo gewinnbringend eingesetzt werden könnten.

Ein „digitales Wunderland“ sei beispielsweise auch Estland, wo man auf moderne Schulgebäude mit moderner Ausrüstung und engagierten Lehrkräften treffe.

Besonders in Bezug auf die sich verändernde Diagnostik brachte Sliwka das Beispiel der kanadischen Provinz Alberta vor, wo „Numeracy“ (Mathematik) und „Literacy“ (Sprachkompetenz) als unabdingbare Grundpfeiler der Schulbildung gelten, auf denen komplexe Inhalte erst gewinnbringend aufzubauen seien. Digitale Lernstandserhebungen sowie „Online-Surveys“ zum „Wellbeing“ hülfen diesbezüglich dabei, die Förderung von Schülerinnen und Schülern und auch Schulen selbst individuell anzupassen.

Es gehe, so Sliwka abschließend, bei der Digitalisierung von Schulen nicht darum, dass alle Schülerinnen und Schüler ständig an Laptops arbeiteten, sondern vielmehr darum, dass die digitale Technik zur Verbesserung der konstruktiven Zusammenarbeit – über die Veränderung von Pädagogik, Diagnostik und System-Monitoring – von Schüler und Lehrkraft genutzt wird.

Eisenmann: „Augenmaß“ bewahren: Baden-Württemberg ist nicht Singapur

Es lag nun an Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann, die vom Land Baden-Württemberg für die nächsten Jahre konkret geplanten Strategien und Maßnahmen auf diesem Themengebiet vorzustellen. Eisenmann bekräftigte bezüglich der Zukunft des Bildungssystems gleich zum Auftakt Ihren Gefallen an der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, die eigentlich „überfällig“ sei. Ebenso sei es gewinnbringend, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich an Konzepten, die in anderen Ländern offensichtlich mit Erfolg angewendet würden, zu orientieren.

Dennoch wusste Eisenmann diesem Gedankengang zumindest die offensichtlichen Grenzen aufzuzeigen: Man befände sich nun eben in Baden-Württemberg, man schreibe das Jahr 2018, und man sei ausdrücklich „nicht Singapur“ – nicht zuletzt, weil man beim Netzausbau hinterherhinke. Eisenmann gab zudem zu bedenken, dass die Mentalität und die Strukturen hierzulande nicht mit etwa ostasiatischen Gesellschaften vergleichbar seien und bedingungsloser Leistungsdruck ohnehin nicht die Zielsetzung sein könne – das vielzitierte „Augenmaß“ sei in dieser Frage angebracht. So sei der nun eingeführte Informatikunterricht ein erfolgreicher Schritt, der jedoch eben nicht bedeute, dass man an Grundschulen oder gar in Kitas das Programmieren lernen müsse. In diesem Kontext wies Eisenmann auf die ab Mai 2018 geltenden neuen Datenschutzverordnungen der EU hin – diese seien, so wörtlich „ohne Worte“ –, die Lernstandserhebungen mit „Big Data“ ohnehin schwierig machen würden.

Als Land und damit Schulträger sei man durchaus für die Infrastruktur zuständig, jedoch sei die Angewiesenheit der Länder auf Bundesmittel ebenso Fakt. Der bereits erwähnte Digitalpakt sei bereits 2016 angekündigt und Mitte 2017 schon einmal wieder zurückgezogen worden – man warte also momentan gespannt ab, ob dieses Mal wirklich Taten folgen würden.

Zur besseren Kommunikation zwischen Schülern, Eltern und Lehrern in der Digitalisierungsfrage habe man nun die sogenannte „Digitale Plattform“ eingeführt. Um die Unterschiede zwischen den Ländern auszugleichen, habe man zudem erst kürzlich einen neuen Länder-Staatsvertrag für die Bildungspolitik beschlossen.

Ein ! statt eines ? – ?!

Man wolle auf der Basis der hiesigen Grundstrukturen und des Wertekanons Fortschritte machen. Wenn sie nach einiger Zeit wieder zu einer solchen Veranstaltung kommen würde, so habe sie das Ziel, dass das Fragezeichen hinter „Unsere Schulen: Fit für die digitale Zukunft?“ mit Recht durch ein Ausrufezeichen zu ersetzen sei, meinte Eisenmann abschließend kämpferisch.

Zahlreiche Wortmeldungen, weiterbringende Gedanken, beschränkte Zeit

Natürlich wären die interessierten Zuschauerfragen und Anregungen noch lange nicht ausgegangen, dennoch konnte auch die sich anschließende Diskussion trotz der nur noch begrenzt vorhandenen Zeit nochmals über die Inhalte der Vorträge hinausgehende Gedanken hervorbringen. Gefragt wurde in der Diskussion mit Frau Prof. Sliwka und Frau Dr. Eisenmann, die von Herrn Dr. Hofmann moderiert wurde, unter anderem nach der hohen Selbstmordrate unter Schülern in Japan und deren Zusammenhang mit dem Bildungssystem, nach den Vorstellungen zur im Kontext der Digitalisierung verstärkt nötigen Fortbildung der Lehrkräfte und überhaupt nach der Zahl von Schülern pro Lehrer – und deren Zukunftsfähigkeit.

Bildung nur „mit Menschlichkeit und Sachlichkeit“ weiterzubringen

Regina Dvořák-Vučetić, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landesbüro der KAS Stuttgart, betonte in ihrem Schlusswort die große Bedeutung des Themas für jeden Einzelnen, weil die jeweils persönlich gemachten Erfahrungen mit dem eigenen Bildungsweg schließlich immer individuell seien. Bildung könne nur mit einer Verbindung aus Menschlichkeit und Sachlichkeit erfolgreich sein, so Dvořák-Vučetić abschließend. Nach einer weiteren, verträumt-spielerischen musikalischen Sequenz von Clara Vetter waren alle Gäste noch zu einer Stärkung und zum Get-together im benachbarten Saal eingeladen.

Also: Auf in die Zukunft, aber…

Schlussendlich kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Rückmeldungen zahlreicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung überaus positiv waren – vor allem, was die Differenziertheit betrifft, die durch die „Internationalen Blitzlichter“ von Frau Prof. Sliwka im Vergleich mit dem natürlich mehr auf Baden-Württemberg abgestimmten Statement der Kultusministerin zustande kam.

Was bleibt also? Wohl, dass große Aufgaben bewältigt werden müssen, dass deutliche Umbrüche für die Digitalisierung im Bildungswesen nötig sind und dass die Orientierung an international erfolgreich angewandten Konzepten produktiv sein kann. Wohl aber auch, dass alle Maßnahmen, die in Baden-Württemberg geplant werden und sind, an die Mentalität und die Strukturen des Bildungssystems angepasst, im Einklang mit den Bedürfnissen der Schüler- und Lehrerschaft – und eben mit einer gesunden Portion „Augenmaß“ – umgesetzt werden müssen.

Text: Robin Schenk, Fotos: Pascal Angladagis

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