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Einige Gemeinsamkeiten fand Mensing bereits in der ersten Lebensphase der beiden Staatsmänner: Beide sind Juristensöhne, beide haben selbst Jura studiert. Gemeinsam ist ihnen laut Mensing auch das „Schlüsseljahr 1906.“ Während Adenauer in diesem Jahr mit 30 Beigeordneter der Stadt Köln wird, reist Ben Gurion zur selben Zeit im Alter von 19 Jahren erstmals nach Palästina ein und arbeitet dort in der Landwirtschaft. Beide beginnen sich für soziale und ökonomische Fragen zu interessieren, wenn auch mit verschiedenem politischen Hintergrund. Ende der 20er-Jahre wird Adenauer dann Ehrenpatron der Bewegung „Pro Palästina“, die sich für den zionistischen Gedanken eines jüdischen Staats in Palästina einsetzt. „Ob und wann Ben Gurion von Adenauers Engagement in dieser Bewegung erfahren hat, zählt zu den offenen Fragen der Adenauer-Ben Gurion-Forschung“, so Mensing.
Später, als beide Regierungschefs waren, glichen sie sich vor allem dadurch, dass sie unter schwierigen äußeren Bedingungen Real-Politik betrieben. So habe beispielsweise Adenauer während seiner Amtszeit den Wunsch nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel aus Rücksicht auf die Amerikaner zurückgestellt. Mit zahlreichen Briefzitaten wies Mensing dann aber nach, welchen Respekt beide Staatsmänner füreinander empfanden. „Wenn Sie zwischen Hitler und Adenauer nicht zu unterscheiden wissen, habe ich nichts mit Ihnen zu sprechen“, lautet beispielsweise Ben Gurions harsche Antwort an einen israelischen Bürger, der seine Deutschland-Politik kritisiert hat.
Die einzigen beiden Treffen zwischen Adenauer und Ben Gurion – im Waldorf Astoria in New York am 14. März 1960 und in Ben Gurions Kibbuz Sde Boker am 9. Mai 1966 – beschreibt Mensing schließlich als „Sternstunden und Schlüsselereignissen im israelisch-deutschen und christlich-jüdischen Dialog.“ Besonders die Begegnung während Adenauers Israel-Reise knapp ein Jahr vor seinem Tod sei von Herzlichkeit und einer lockeren Atmosphäre geprägt gewesen. „Adenauer hat gespürt, dass ein Vertreter seiner Generation die ersten Schritte auf Israel zugehen muss“, würdigte beispielsweise Helmut Kohl die schwierige Reise im Rückblick. Und so sorgte es zwar für großes Aufsehen, war aber keinesfalls verwunderlich, dass Ben Gurion auch an der Abschiedsstunde für Adenauer im Deutschen Parlament teilnahm. Eine Woche nach dem Tod des ersten Bundeskanzlers würdigte Ben Gurion „die Verdienste Adenauers beim materiellen Aufbau und der moralischen Unterstützung seines Volkes.“ Schon bevor er mit ihm zusammengetroffen sei, habe er in Adenauer eine außergewöhnliche Persönlichkeit gesehen.
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