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„Unsere Stimme für die Demokratie!“

50 Jahre Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Westfalen

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Im Jahr 1972 nahm die „Politische Akademie Eichholz – Außenstelle Westfalen-Lippe” in Dortmund ihre Arbeit auf – als erste „Filiale“ der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Fläche. 50 Jahre später – am 15. Juni 2022 – ist dies ein wunderbarer Anlass, um im Dortmunder „U“, dem Wahrzeichen der westfälischen Metropole, dieses Jubiläum zu begehen. Mehr als 120 Gäste, darunter zahlreiche Weggefährten wie der langjährige Bundestagsabgeordnete Erich G. Fritz, Kooperationspartner sowie drei frühere Leiter (Dr. Martin Michalzik, Dr. Marco Arndt und Elisabeth Bauer) waren der Einladung des Regionalbüros gefolgt. Im Mittelpunkt stand eine Diskussion zur Zukunft der Politischen Bildung, moderiert von der JONA-Altstipendiatin Susanna Zrdzalek.

Nach musikalischer Einstimmung durch das Session Sax Duo (Rheda-Wiedenbrück) und einem Get together gab das Regionalbüro Westfalen mit einem Film einen Einblick in die vielfältige Arbeit der letzten 50 Jahre sowie in aktuelle Projekte. Dr. Ulrike Hospes (Landesbeauftragte für Nordrhein-Westfalen und Leiterin des Politischen Bildungsforums NRW) erinnerte an die politischen Herausforderungen im Jahr 1972 sowie an die Entwicklung der Politischen Bildung im Münsterland, in Ostwestfalen-Lippe, dem Sauerland sowie in weiten Teilen des Ruhrgebiets.

 

Mit einer Keynote zum Thema „Politische Bildung als Grundstein unserer Demokratie“ legte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert, – digital zugeschaltet – die Grundlagen für die anschließende Debatte. Prof. Lammert erörterte die Wichtigkeit der Politischen Bildung in Zusammenhang mit der Verfassung. Anhand der Weimarer Republik und der russischen Verfassung erläuterte er, dass der geschriebene Text alleine nicht ausschlaggebend sei für die Organisation eines Staates. Politische Bildung müsse informieren, orientieren und motivieren. Informieren – über die Grundlagen des Systems und die aktuellen Herausforderungen; Orientieren – über die Art und Weise und mit welcher Haltung man mit Problemen umgeht; Motivieren – um die Menschen zu eigenem Engagement anzuregen, da die Demokratie immer wieder die Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger erfordert.

 

Im Anschluss betraten Schülerinnen und Schüler des Besselgymnasiums Minden die Bühne, um über ihre Erfahrungen eines Workshops der Konrad-Adenauer-Stiftung zu berichten. Bei dem sogenannten Adenauer-Lab hatten sie gemeinsam mit Referentin Dr. Julia Reuschenbach die Grundlagen der föderalen Organisation erarbeitet und erkannt, wie wichtig das persönliche Engagement in einer Demokratie ist. Die jungen Erwachsenen waren der Meinung, dass man die Demokratie wieder näher zu den Bürgerinnen und Bürgern bringen muss, um auch Personengruppen anzusprechen, die sich nicht für die Politik interessieren. Zuletzt äußerten die Schüler/innen noch den Wunsch, dass die politische Stimme der Jugend mehr Beachtung von der Politik erfährt.

 

Zum weiteren Anstoß für die Diskussion mit Prof. Dr. Norbert Lammert, dem Bundestagsabgeordneten Dr. Stefan Nacke, der Altstipendiatin Julia van der Linde sowie dem Politikwissenschaftler Dr. Martin Florack wurde ein weiterer Film gezeigt, in dem Jugendliche ihre Sichtweise auf die politische Bildung sowie die Notwendigkeit des Engagements für die Demokratie darlegten. Viel Raum in der Diskussion nahmen die geringe Wahlbeteiligung und die Frage ein, wie Politische Bildung mehr Menschen erreichen kann. Dr. Stefan Nacke erwähnte, dass auch das Nichtwählen Ausdruck einer politischen Meinung sein könne und Julia van der Linde gab zu bedenken, dass die politische Bildung inklusiver und offener werden müsse. Dr. Martin Florack warf ein, dass es viele Menschen gäbe, für die Politik keine Rolle mehr spiele, da die politische Sozialisierung nicht mehr stattfindet. Daher müsse man auch Erwachsene in die politischen Bildungsangebote einbeziehen und nicht nur Schüler visieren.

 

Ein weiterer Themenblock war das politische Engagement. Julia van der Linde stellte klar, dass Parteien manchmal zu festgefahren sind und wenig Beteiligung ermöglichen. Daraufhin entgegnete Dr. Martin Florack, dass sich Parteien als Erfolgsmodell bewiesen haben. Das Engagement der neuen Generation ist jedoch individueller, kurzfristiger und problembezogener geworden. Dr. Stefan Nacke ergänzte, dass Parteien neue Formate und Kooperationen finden müssen, da die Gesellschaft individualisierter sei und nicht mehr von großen gesellschaftlichen Gruppen getragen werde. Alle drei waren sich einig, dass die politische Bildung der Zukunft anpassungsfähig sein muss und neue Wege ausprobieren muss, etwa digitale Formate zur Ansprache neuer Zielgruppen. Prof. Dr. Norbert Lammert hob hervor, dass es keinen „Königsweg, aber reichlich Trampelpfade“ gäbe. Die politische Bildung müsse offen für neue Formate bleiben, wobei man auch neue Risiken bedenken müsse. Anschließend ging er auf den Unterschied von Parteien und Bürgerinitiativen ein und erwähnte, dass es neben vielen Gemeinsamkeiten, einen wichtigen Unterschied gibt: Parteien müssen alle Themen gleichzeitig abdecken, Bürgerinitiativen haben meistens nur ein Thema auf der Agenda.

 

Zum Abschluss ergriff Dr. Andreas Schulze, Leiter des Regionalbüros Westfalen, das Wort um allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Gästen und Mitwirkenden zu danken. Zugleich lud er alle Anwesenden ein, die Politische Bildung in Westfalen auch weiterhin aktiv mitzugestalten und im Jahr 2072 das 100jährige Jubiläum gemeinsam zu begehen. Mit westfälischen Spezialitäten, lockerer Musik und angenehmen Gesprächen wurde die Jubiläumsveranstaltung in Dortmund abgeschlossen.

 

Fotos: Valerie Misz im Auftrag des Regionalbüros Westfalen

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