Das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird für das Jahr 2024 auf bis zu sieben Milliarden Euro geschätzt. Die Ausgaben steigen überproportional stark, im Durchschnitt jährlich um mehr als einen Prozentpunkt stärker als die beitragspflichtigen Einkommen der Versicherten. Insbesondere kommende Generationen werden stark belastet, da diese für die gleichen Leistungsansprüche höhere Beiträge entrichten müssen. Das Solidaritätsprinzip der GKV gerät damit zunehmend unter Rechtfertigungsdruck.
Es bedarf ökonomischer Anreize für eine kostenbewusste Nachfrage der Versorgungsleistung. Weder Krankenkassen noch die Anbieter medizinischer Leistungen können sich über ein kostengünstiges Versorgungsmanagement profilieren. Durch den medizinisch-technischen Fortschritt steigt stetig der Gegenwert des Versicherungsversprechens. Hinzu kommt der demografische Wandel, der in der umlagefinanzierten GKV zu steigenden Finanzierungserfordernissen führt, da mit höherem Lebensalter die Gesundheitsrisiken steigen.
Um die Akzeptanz des Solidaritätsprinzips in der GKV zu erhalten und die Finanzierung der GKV nachhaltig zu sichern, wäre es neben einem solidarisch finanzierten Versicherungssockel angezeigt, die GKV-Versicherten zu verpflichten, den nicht länger beitragsfinanzierten Ausgabenanteil über eine anwartschaftsgedeckte Versicherung zu decken.
Das vorliegende Interview identifiziert die Ursachen für die stetig steigenden Ausgaben und skizziert einen Weg, wie auch für kommende Generationen ein nachhaltig finanziertes System sichergestellt werden kann.