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"Wir können auf keinen verzichten"

Atypische Beschäftigung als Schlüssel zu einer fairen Arbeitsmarktreform?

Die Beschäftigung in Deutschland erreichte 2012 mit 41,5 Millionen einen historischen Hochpunkt. Durch die Reformen am Arbeitsmarkt entstanden jedoch auch sogenannte „atypische“ Beschäftigungsverhältnisse in großer Zahl. Sind sie ein Schlüssel zu einer fairen Arbeitsmarktordnung? Darüber diskutieren Experten aus Politik und Wirtschaft in der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Atypische Beschäftigung werde leider oft mit prekärer Beschäftigung gleichgesetzt, so auch im Bereich der Zeit- und Leiharbeit, kritisierte Karl Schiewerling. „Dabei haben wir viel erreicht und man muss auch sehen, dass mehr Flexibilität mehr Menschen in Arbeit gebracht hat“, so der Arbeitsmarktpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nicht nur gäbe es heute in 14 Branchen einen tariflichen Mindestlohn, „wir haben auch die Minijobs auf 450 Euro erhöht“.

Raimund Becker stimmte ihm zu. Für den starken Rückgang der Arbeitslosigkeit sei auch der atypische Beschäftigungsbereich verantwortlich, sagte das Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit. Wichtig sei es, „dass wir den Menschen mehr Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten bieten“.

Die Sockelarbeitslosigkeit sei in Deutschland über Jahrzehnte permanent gestiegen und lag am Ende bei zirka 4,4 Millionen, erklärte Peter Clever. Durch die Maßnahmen Agenda 2010 habe sich dieser Trend umgekehrt und die Reformenergebnisse seien besser als ihr Ruf, so das Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. „Denn in den letzten Jahren hat sich die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit etwa von 9,9 auf elf Jahre erhöht und mehr als jeder zweite Arbeitsvertrag ist heute unbefristet.“

Auch investiere die Wirtschaft jährlich 28 Milliarden Euro in Weiterbildungsmaßnahmen von Arbeitnehmern. Daran zeige sich, dass Arbeitnehmerrecht immer mehr an Bedeutung gewinne. „Denn angesichts von demografischem Wandel und Arbeitskräftemängel haben die Unternehmen ein großes Interesse an der Weiterqualifizierung ihrer Mitarbeiter.“

Handlungsbedarf sieht Raimund Becker vor allem bei den Schulabbrechern, denn jedes Jahr würden 60.000 Hauptschüler ohne Abschluss auf den Arbeitsmarkt strömen. Zwar gäbe es zirka eine Million Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die trotzdem eine Beschäftigung gefunden hätten, aber sobald die Wirtschaft abflaut, seien sie die ersten, die entlassen würden. „Gerade diesen jungen Menschen müssen wir mit Qualifizierung unter die Arme greifen.“

Dr. Regina Görner stimmte zu und forderte die Arbeitgeber zum Umdenken auf. Es dürfe nicht länger nur um die Besten gehen, sondern auch denen mit Schwierigkeiten müsse man eine Chance geben, sagte das Mitglied des Bundesvorstands der CDU Deutschland und ehemaliges geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall Deutschland. „Wir müssen die Menschen motivieren, indem wir ihnen eine Chance ohne Warteschlange in die Ausbildung bieten.“ Dann würden viele von ihnen „wie Phönix aus der Asche“ steigen.

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