Am 7. Dezember stellte sich Prof. Boetius, die durch viele Medienauftritte zu den bekanntesten Stimmen für Naturschutz, Biodiversität und den Kampf gegen den Klimawandel in Deutschland zählt in der Konrad-Adenauer-Stiftung vor. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden und klimapolitischem Sprecher der CDU, Andreas Jung, sowie dem Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Norbert Lammert diskutierte sie über den Zusammenhang von Natur und Wohlstand.
In ihrem Einführungsstatement wies Prof. Boetius zunächst darauf hin, dass dem Menschen das Bewusstsein für traditionelle Gleichgewichtssysteme vielfach verloren gegangen sei. Gerade demokratisch gewählte Regierungen stünden vor der Herausforderung, dieses Bewusstsein über die jeweilige Legislaturperiode hinaus langfristig zu stärken und zu gestalten. Für ein solches Politikverständnis wolle sie sich auch in ihrer Funktion als KAS-Fellow einsetzen. Andreas Jung wies in seinem anschließenden Beitrag darauf hin, dass ein solcher Bewusstseinswandel die Stärkung von Wertebezügen in der Politik voraussetze. Hinsichtlich der Bewertung des zurückliegenden Klimagipfels in Ägypten waren sich beide einig, dass dieser von Wohlstands- und Wettbewerbskalkülen geprägt gewesen sei und insgesamt nur wenig erreicht habe. Aber zumindest seien bei der Bewusstseinsbildung Fortschritte erzielt und neue globale Partnerschaften angeboten worden. Kritik an der internationalen Klimadiplomatie sei insgesamt wichtig, müsse aber auch anerkennen, dass zum multilateralen Forum der zwischenstaatlichen Klimadiplomatie keine Alternative bestünde. Deutschland und der Westen, so Prof. Boetius, sollten deshalb Vorreiter sein und zugleich neue Wege der CO2-Reduzierung und -Vermeidung erschließen. Auch Andreas Jung betonte die Vorreiter-Funktion, die gerade gegenüber Ländern wie China aber auch innerhalb der EU von enormer Bedeutung sei. Beide sprachen sich für die Idee des Emissionshandels und des gerechten Ausgleichs für die weltweiten Schäden des Klimawandels aus.
In der Diskussion mit dem Publikum ging es anschließend um die Vermittlung des diskutierten Politikwechsels und um die Frage des Verzichts. Prof. Boetius wandte sich diesbezüglich gegen eine Verbots- und Verhinderungslogik und sprach sich stattdessen für die Idee der Selbstbeschränkung und Bewusstseinsbildung aus. Andreas Jung fügt hinzu, dass Verzichtsappelle politisch kaum vermittelbar seien und der geforderte Bewusstseinswandel nur durch Überzeugung und Umdenken erreicht werden könne. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe außerdem gezeigt, welche Kosten das Primat billiger Energie auch politisch haben könne und dass sich Wohlstand nicht auf die Zerstörung von Ressourcen gründen dürfe. Historisch, so Prof. Boetius unter Verweis auf die weltweite Abschaffung und Ächtung der Sklaverei, gäbe es durchaus Beispiele, dass eine solcher Wandel gelingen könne. In seinen Abschlussbemerkungen griff Prof. Lammert den Aspekt der demokratischen Vermittelbarkeit klimapolitischer Maßnahmen auf und betonte, dass allgemeinverbindliche Entscheidung immer auf mehrheitlicher Zustimmung beruhen müssten. Autoritäre Systeme, das zeige sich momentan immer deutlicher, seien bei der Umsetzung solcher klimapolitischen Maßnahmen keineswegs überlegen.
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