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OFFEN-EHRLICH-GLAUBWÜRDIG

của Maria Bewilogua

Oberlausitzer Gespräch mit Roland Jahn

Veranstaltungsbericht zum Oberlausitzer Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung

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"Eine offene Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass auch Widerspruch möglich ist.“

Dieser Gedanke Roland Jahns stand zu Beginn seines Vortrags in der Nikolaikirche Spitzkunnersdorf. Am frühen Abend des 9. Mai 2017 sprach der in Jena geborene Bürgerrechtler und Journalist über das Thema „Zwischen Anpassung und Widerstand“ und beantwortete anschließend Fragen aus dem Publikum. In seinem Vortrag berichtete er aus seinem Leben und seiner Arbeit als Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU).

Als junger Mensch wollte er eigentlich nur ein schönes Leben haben. Man sei ja nicht als Staatsfeind geboren, sondern erst vom System dazu gemacht worden. Das Wort Widerstand wolle er lieber in Widerspruch wandeln. Wann man Autoritäten widersprechen soll, ja vielleicht sogar muss, ist eine Frage, die Jahn bis heute beschäftigt. Eine offene Gesellschaft zeichne sich dadurch aus, dass auch Widerspruch möglich ist. Ein angstfreies Klima sei die Grundlage dafür.

In seiner Arbeit als Bundesbeauftragter habe er durch die Analysen der Stasi-Akten und durch die Gespräche mit ehemaligen DDR-Bürgern mitbekommen, wie oft Kompromisse im Alltag eingegangen worden sind, um privat Einschränkungen und Einbrüche zu vermeiden. Als Beispiel brachte er die folgende Frage aus einem Schülergespräch an: War es verwerflich, dass mein Großvater die Parteifahne aus dem Fenster gehangen hat, damit seine Kinder studieren können? Jahn meinte dazu, dass es sich keiner anmaßen dürfe, ein Urteil über solche Entscheidungen und Verhaltensweisen zu fällen. Jeder müsse sich schließlich vor seinem eigenen Gewissen rechtfertigen, die eigenen Erlebnisse reflektierten und beurteilen können. Bei seinen Recherchen in alten Akten falle ihm immer wieder auf, wie komplex bestimmte Situationen für die Menschen waren. Die Stasi konnte Mittel und Wege finden, dass die Folgen von individuellem Widerspruch nicht nur für einen selbst, sondern auch für Familien und Freundschaften spürbar waren. Das System übte damit auf jeden einzelnen einen intensiven Druck aus, sodass Angst das Verhalten diktieren konnte. Und diese Zwänge sollten bei der Beurteilung des Handelns in der DDR berücksichtigt werden. Roland Jahn schloss mit den Worten, dass die Beschäftigung mit der Geschichte wichtig sei, um eine Chance zu haben, Demokratie besser zu gestalten.

In der Diskussionsrunde stellten die Teilnehmer viele Fragen. Unter anderem interessierte das Publikum, wer Anträge auf Akteneinsicht stellen darf und wie viele Anfragen jährlich in der Behörde eingehen. Eine Teilnehmerin thematisierte auch den Zwiespalt. Zum einen habe sie großes Interesse am Inhalt der Akten. Zum anderen sei aber ihre Angst groß, dass man nach dem Lesen, den möglichen Verrat durch Familienangehörige oder Freunde psychisch nicht verarbeiten könne.

Zum Ende betonte Roland Jahn noch einmal, dass die Aufarbeitung der Diktaturerfahrungen kein Verfallsdatum habe dürfe. Wichtig sei es aber, den Respekt vor den DDR-Biographien zu behalten.

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