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„Eine Gesellschaft, die sich selbst erträumt, die das Handeln nicht versäumt“

Diskussion beim 9. Demokratiekongress über Engagement im Ehrenamt und Beteiligung in der Demokratie

Demokratie braucht gesellschaftlichen Zusammenhalt, Brücken zum Nächsten, Verantwortung für das Gemeinwohl: kurz Engagement. Das leisten Millionen Freiwillige in Deutschland, ehrenamtlich im Sportverein, in der Kirche oder in der Freiwilligen Feuerwehr. Doch auch die Politik braucht Engagement, denn wie wir das Land gestalten, liegt in unseren Händen. Zu Beginn des 9. Demokratiekongresses der Konrad-Adenauer-Stiftung diskutierten in Dresden Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Bundestagspräsident a.D. Norbert Lammert mit der Zwickauer Lehrerin Dorit Seichter und der Studentin Thea Stapelfeld.

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70.000 Jahre Menschheitsgeschichte und knapp zweieinhalb tausend Jahre Demokratiegeschichte – das mag im ersten Moment nach ausreichend Zeit klingen, dennoch konnte sich die Demokratie in Europa erst in den letzten Jahrzehnten einnisten.

„Wir waren in Europa nie weiter als jetzt“

Heute haben wir „in allen europäischen Staaten frei gewählte Parlamente und Regierungen. Einen solchen Zustand hat es nie zuvor gegeben. Wir waren in Europa nie weiter als jetzt“, sagt Norbert Lammert, fügt aber im Anschluss auch gleich hinzu: „Selten hat es mehr Zweifel an der Demokratie, ihrer Tragfähigkeit und ihrer Attraktivität gegeben“. Diese seien interessanterweise „in den Ländern am stärksten, die noch am ehesten demokratischen Standards genügen“. Dabei sind auch die Möglichkeiten der Beteiligung nie zuvor so groß gewesen.

 

 

Wie sehr es auf das Engagement jedes Einzelnen ankommt, macht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer deutlich. Im Ehrenamt treten viele Menschen für das Gemeinwohl ein – sei es in der Kirche, im Sport oder der Kommunalpolitik. Besonders dann, wenn beispielsweise ein langjähriger Vorstand aus dem Amt scheide, merke man aber den Verlust am deutlichsten: Denn solche Persönlichkeiten „sind der Grund, warum Leute noch mitmachen.“

„Wenn es drauf ankommt, halten die Menschen zusammen“

Was die Menschen zur Beteiligung bewegt, ist eine Kernfrage des Kongresses. Kretschmer erinnert in diesem Zusammenhang an das Hochwasser 2002, bei dem er selbst vor Ort half: „Wie alle mitgemacht haben, das hat mich beeindruckt. Diese Momente muss man würdigen: Wenn es drauf ankommt, halten die Menschen zusammen.“ Bei der Flüchtlingssituation, als spontan tausende unterstützten, sei es das Gleiche gewesen, ergänzt Lammert.

Kretschmer wünscht sich aber, dass sich die Bürger nicht erst in akuten Notlagen engagieren. Was für die Freiwillige Feuerwehr oder den Fußballverein gilt, bezieht Kretschmer auch auf die Politik: „Wir brauchen mehr Menschen, die sich auch in Parteien engagieren.“ Parteimitglieder „bündeln Interessen, vertreten diese, es gibt einen Meinungs- und Wissensaustausch“, wirbt der Ministerpräsident.

„Nur wir haben es in der Hand, wie dieses Land aussieht“

Aber die „Jugendverbände der Parteien haben wenig Mitglieder“, was sich dann auch in den Parteien bemerkbar mache, gibt Thea Stapelfeld zu bedenken. Aufgrund der vielfältigen Freiheiten sei der „Orientierungsverlust meiner Generation groß“, so die angehende Politikwissenschaftlerin. Gründe für die mangelnde Politikbegeisterung sieht die Zwickauer Lehrerin Dorit Seichter bei den Volksparteien, die es in den letzten Jahren versäumt hätten, „an die junge Generation heranzugehen.“ Resignation kann sie bei Ihren Schülern jedoch nicht erkennen.

Den Appell, auf den sich die vier Podiumsteilnehmer einigen können, formuliert Kretschmer: „Nur wir haben es in der Hand, wie dieses Land aussieht, wir müssen es gemeinsam gestalten.“ Mit Emotionen, vielleicht mit etwas Phantasie, auf jeden Fall aber mit Leidenschaft, meint auch Poetry Slammerin Caroline Schweiker und wünscht sich „eine Gesellschaft, die sich selbst erträumt, die das Handeln nicht versäumt.“

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