资产发布器

Brian Gratwicke / flickr / CC BY 2.0 / creativecommons.org/licenses/by/2.0/

活动情况介绍

Auf der Suche nach gerechten Auswahlverfahren in Triage-Situationen

Dr. Katja Gelinsky

Fachgespräch über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen in Krisenzeiten / Fragen des Diskriminierungsschutzes und der Rechtssicherheit

Zu den Schreckensszenarien der COVID-19 Pandemie gehört die sogenannte Triage: Nicht mehr alle Patientinnen und Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, können entsprechend versorgt werden. Wer also soll den Vorzug bekommen? In einem interdisziplinären Werkstattgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung haben Fachleute über Kriterien für Triage-Entscheidungen diskutiert. Auch die kontroverse Frage, ob und wie der Gesetzgeber Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen Schutz und Orientierung geben könne, wurde debattiert.

资产发布器

Die COVID-19-Pandemie wirft drängende Fragen zu Konfliktsituationen an der Grenze zwischen Lebensrettung und Sterbenlassen auf: Wie ist zu entscheiden, wenn die Kapazitäten der Intensivmedizin nicht mehr für alle behandlungsbedürftigen Patientinnen und Patienten reichen? Wer wird in sogenannten Triage-Situationen intensivmedizinisch versorgt – und wer nicht? Welche Maßstäbe und Kriterien gelten für die Patientinnen-/Patientenauswahl? Brauchen wir ein Triage-Gesetz?

In einem interdisziplinären Online-Werkstattgespräch suchten mehr als 40 namhafte Fachleute aus den Bereichen Medizin und Pflege, Ethik, Recht und Moraltheologie sowie Vertreterinnen und Vertreter vulnerabler Personengruppen nach Antworten. Die Gespräche fanden im Zeichen der sich zuspitzenden Lage in den deutschen Krankenhäusern statt, über die Professor Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, und Professor Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, eingangs informierten.

Einig waren sich die Fachleute darin, dass über die Bewältigung von Triage-Situationen, aber auch über Priorisierungsentscheidungen im Vorfeld intensivmedizinischer Behandlung ein gesellschaftlicher Dialog stattfinden müsse; auch die Politik sei hier gefordert. Unklar und umstritten bleibt jedoch, was konkret auf welcher Ebene mit welchem Inhalt geregelt werden solle. Ein Weg, der für Medizinerinnen und Mediziner sowie die verschiedenen Patientengruppen erträglich und aus rechtlicher, ethischer und moraltheologischer Sicht vertretbar ist, zeichnet sich noch nicht ab. Besonders kompliziert und kontrovers ist die Frage, wie vulnerable Personengruppen, etwa alte und behinderte Menschen, vor Diskriminierung bei der Vergabe intensivmedizinischer Ressourcen geschützt werden können. Sollte die zeitliche Reihenfolge der Einlieferung ins Krankenhaus oder ein Losverfahren entscheiden? Oder wäre das keine verantwortungsbewusste Lösung, wie die Gegenseite argumentierte?

Besonders umstritten war auch die Frage, wie in Triage-Situationen zu entscheiden ist, in denen neue Patientinnen und Patienten nur noch auf Kosten von Patientinnen und Patienten, die bereits intensivmedizinisch behandelt werden, versorgt werden können. Sollten Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit haben, Behandlungen von Erkrankten mit sehr schlechter Perspektive zu beenden, um neue Patientinnen und Patienten mit besserer klinischer Erfolgsaussicht retten zu können? Einig war man sich, dass Medizinerinnen und Mediziner, Patientinnen und Patienten sowie  Angehörige Rechtssicherheit benötigen. Was zum Behandlungsabbruch in Triage-Situationen gelten sollte, war aber wiederum umstritten: Während die einen sagen, der Behandlungsabbruch in dieser Konfliktlage sei rechtswidrig und solle es auch bleiben, fordern andere Rechtssicherheit dahingehend, dass Ärztinnen und Ärzte keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten müssen, sollten sie das Beatmungsgerät einer neuen Patientin oder einem neuen Patienten zuteilen und damit den Tod der exturbierten Patientin bzw. des extubierten Patienten in Kauf nehmen .

Auch im Ausland gibt es intensive Debatten zur Bewältigung von Triage-Situationen. Einblicke in die französische Diskussion zur Verteilung knapper intensivmedizinischer Ressourcen gab Professor Bertrand Guidet, Direktor der Abteilung für Internistische Intensivmedizin und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Saint Antoine in Paris. Er warnte unter anderem davor, im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie nicht andere schwerkranke Menschen, die nicht zu den Corona-Patientinnen/Patienten gehörten, zu vergessen. Auch das Problem der Altersdiskriminierung bei Priorisierungsentscheidungen verdiene besondere Aufmerksamkeit. Über die Triage-Debatte in Israel informierte Frau Professorin Sigal Sviri, Direktorin der internistischen Intensivstation und der COVID-19-Intensivstation des Klinikums der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zu den Fragen, die besonders intensiv diskutiert würden, gehöre, ob das derzeit bestehende Verbot des Behandlungsabbruchs angesichts der Knappheit intensivmedizinischer Ressourcen in der COVID-19-Pandemie weiter fortbestehen solle. Schwierige Probleme werfe auch der Engpass bei speziell für den Einsatz auf Intensivstationen geschultem Pflegepersonal auf.

Da es bislang weder auf nationaler  Ebene, geschweige denn grenzüberschreitend einvernehmliche Empfehlungen für Priorisierungsentscheidungen im Fall knapper intensivmedizinischer Ressourcen gibt, komme es umso mehr darauf an, den interdisziplinären Dialog zu verstärken, lautete ein Fazit der Fachtagung. Nicht nur beim Thema Triage gebe es noch viel zu tun, um ein besseres Verständnis für die Perspektive anderer in dem schwierigen Beziehungsgeflecht an der Schnittstelle von Medizin, Ethik und Recht zu entwickeln.

Triage-Werkstattgespräch - Programm und Präsentationen (PDF)

Themenbezogene Publikationen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (PDF)​​​​​​​

Informationen zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Triage-Werkstattgesprächs (PDF)

资产发布器

联系人

Marie-Sophie Lanig

Portrait von Marie-Sophie Lanig

Recht und Politik

marie-sophie.lanig@kas.de +49 30 26996 3760
单一标题
2020年10月23日
现在读
单一标题
REUTERS/Alkis Konstantinidis
2020年4月9日
现在读
单一标题
reuters
2020年4月22日
现在读

comment-portlet

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um kommentieren zu können

资产发布器

关于这个系列

德国康拉德•阿登纳基金会、它的培训机构、教育中心和其国外代表处每年举办数千个不同主题的活动。关于重要国际会议、大事活动、专题讨论会等等的报道我们及时且独家的公布在我们的网页www.kas.de。在这里您除了可看到内容摘要之外,还可看到额外的材料,例如照片、演讲稿、影片或录音。