Das Freiwillige Politische Jahr bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sei nicht die Sorte von FSJ, wo man ein entspanntes Leben und wenig Arbeit hat, so Janine Dufner (ehemalige FPJ-lerin). Dieser Aussage stimme ich zu. Es ist die Sorte von FSJ, die anspruchsvoll, aber auch sehr bereichernd ist. Am Ende wird man viel über sich und die Arbeit einer politischen Stiftung lernen. Vom 15. August 2019 bis zum 14. August 2020 absolvierte ich im Politischen Bildungsforum Bremen meinen Freiwilligendienst. Über das Jahr habe ich einige meiner besten Erlebnisse und Gedanken niedergeschrieben, die ich hier aufgreifen werde.
Die Anfangsphase war bekanntlich die schwierigste. Ich musste mich in die verschiedenen Systeme einarbeiten und habe die Bedeutung der Abkürzungen wie EBE (Einladung zur Berichterstattung), VA (Veranstaltungsankündigung) und WDVL (Wiedervorlage) gelernt. Schon während meiner Hospitation wurde mir deutlich, dass bei der KAS Genauigkeit und Schnelligkeit großgeschrieben werden. Alles wird akribisch dokumentiert, recherchiert und umgehend beantwortet. Als ich meine erste Anfrage an die KAS-Bibliothek stellte, kommentierte mein Chef Ralf Altenhof meine E-Mail innerhalb drei Minuten. Wie gesagt, Schnelligkeit ist gewünscht.
Ein Freiwilliges Politisches Jahr wird häufig als „trocken“ und mit vielen Bürotätigkeiten impliziert. Die gewisse „Trockenheit“ kann ich nicht bestätigen. Durch die Veranstaltungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten sowie abwechslungsreichen Aufgaben kann es nicht trocken oder eintönig werden. Die Vermutung, dass viele Bürotätigkeiten anfallen, kann ich teilweise bestätigen. Dabei liegt die Betonung auf dem Wort teilweise, denn es gibt auch immer wieder Abwechslung.
Zu einer der besten Erlebnisse in meinem Freiwilligen Politischen Jahr zählt der Literaturvormittag im Haus Kreienhoop sowie die anschließende Wanderung auf den Spuren Walter Kempowskis. Dabei war die 11,6 km lange Wanderstrecke „Kempowskis Idylle“, einem nach dem Schriftsteller benannten Wanderweg, nichts für Sportmuffel. Walter Kempowski war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit in Deutschland. Besonders bekannt geworden ist er durch seinen Roman „Tadellöser & Wolff“ oder „Das Echolot“. Der Literaturvormittag lieferte gute Einblicke in das Leben Kempowskis. Neben den Bürotätigkeiten gab es immer wieder sportliche Veranstaltungen, wie die o.g. Wanderung. Dort zahlte es sich definitiv aus, ein gutes Paar Schuhwerk zu besitzen. Diese Art von Veranstaltungen ermöglicht es, die Teilnehmer besser kennenzulernen und sich intensiver mit ihnen auszutauschen. Die normalen Abendveranstaltungen von ca. zwei Stunden bieten dafür nur bedingt die Möglichkeit.
Die Exkursionen in die KZ-Gedenkstätten Bergen-Belsen sowie Neuengamme fand ich extrem lehrreich und prägend. Dass ich nicht nur die Möglichkeit hatte, diese Exkursionen organisatorisch vorzubereiten, sondern auch persönlich zu begleiten, war für mich sehr wichtig. Dadurch konnte ich mich nochmal mit den NS-Verbrechen auseinandersetzen und anschließend mit den Schülerinnen und Schülern darüber diskutieren. Während der Exkursionen bestanden meine Aufgaben darin, die einzelnen Schulklassen zu begleiten, Fotos zu machen und anschließend einen Veranstaltungsbericht anzufertigen. Zu der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen durfte ich viermal und nach Neuengamme zweimal mitreisen. Jedes Mal gab es von den Guides unterschiedliche Konzepte für die Führungen. Ich habe mich während meines FPJs mit relevanten Themen beschäftigt, die auch für mich persönlich gewinnbringend waren.
Darüber hinaus handelte es sich immer um aktuelle Themen. Ein gutes Beispiel hierfür war die Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut Cervantes zum Thema „Machtübernahme des Populismus in Europa?“. Zurzeit ist das Thema Populismus aktueller denn je. Durch die Kooperationsveranstaltungen konnte ich noch andere Institutionen kennenlernen, weshalb diese Veranstaltungen für mich besonders einprägsam waren.
Eine weitere erlebnisreiche Veranstaltung, die mir in Erinnerung geblieben ist, ist diese zum Thema „DOKULIVE – Die Deutsche Einheit“ mit Multimedia-Spezialist Ingo Espenschied in Bremerhaven (CineMotion) und Bremen (Schauburg). Mit einem Mix aus Vortrag, originalem Bildmaterial und kleinen Videosequenzen gelang es Ingo Espenschied den Schülern die Geschichte der Deutschen Einheit näher zu bringen. Die Veranstaltungen fanden nicht nur in Bremen, sondern auch mal in Bremerhaven oder Bremen-Nord statt. Der kontinuierliche Wechsel zwischen den Veranstaltungsorten trug dazu bei, dass es abwechslungsreich blieb.
Die anfänglichen Schwierigkeiten im Laufe meines FPJs wurden besser. Ich schaffte es, mehrere Veranstaltungen gleichzeitig zu organisieren und u. a. Kostenpläne, Sachberichte und Veranstaltungsberichte anzufertigen. Bei meinen Veranstaltungsberichten versuchte ich, den Texten „mehr Fleisch zu geben“, wie das Herr Altenhof formulierte.
Über den Freiwilligendienst kommen immer wieder neue Aufgaben, wie die KCR, die zu bewältigen sind. Die 4. Karl-Carstens-Rede mit Dr. Wolfgang Schäuble zum Thema „Identitäten“ war einer der besten Erlebnisse während meines Freiwilligendienstes. Die Karl-Carstens-Reden sind mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Der Veranstaltungssaal muss vorbereitet werden, die Presse eingeladen, der Empfang organisiert und vieles mehr. Bei der 4. Karl-Carstens-Rede war der Veranstaltungssaal des Dorint City-Hotels sowie ein zusätzlicher Nebenraum, wo eine Übertragung der Rede stattfand, mit 800 Gästen komplett gefüllt. Solche Veranstaltungen mit dieser Gästeanzahl sind immer aufregend. Die Karl-Carstens-Reden werden seit dem Jahr 2016 durchgeführt. Durch die einzelnen Reden möchte die Konrad-Adenauer-Stiftung dazu beitragen, das Wirken des Bremer Politikers in Erinnerung zu rufen.
Leider war mein Freiwilliges Politisches Jahr wie vieles andere im Jahr 2020 von der Corona-Pandemie betroffen. Mit Mühe vorbereitete Veranstaltungen wurden verschoben oder mussten ganz ausfallen. Dadurch habe ich die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes überwiegend mit der Planung und technischen Umsetzung von Online-Veranstaltungen verbracht. Dabei habe ich auch nochmal viele verschiedene Tools kennenlernen dürfen.
Mein Freiwilliges Politisches Jahr bei der Konrad-Adenauer-Stiftung hat mir viel Einsicht in die Arbeit einer politischen Stiftung gegeben. Zudem hat mir der Aspekt der Politischen Bildung besonders gefallen. Die Aufgaben waren anspruchsvoll, aber machbar. Überdies bin ich Herrn Altenhof sowie dem Team der KAS Bremen dankbar, die mich bei auftretenden Problemen unterstützt haben und stets geduldig waren.
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