Doch worüber? Blume war eben nicht nur der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung gefolgt, um über seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte wie die Koordination einer Expertenkommission aus jüdischen und nichtjüdischen Fachleuten, seine Position als ständiger Ansprechpartner für Belange jüdischer Gruppen und Einrichtungen und vieles weiteres mehr zu informieren, sondern auch, um alle möglichen Anregungen und individuellen Erfahrungen der Zuhörerinnen und Zuhörer aufzunehmen – mit dem Versprechen, sie zu berücksichtigen. Als Religionswissenschaftler ist es Blume selbstverständlich ein großes Anliegen, die Gesellschaft nicht nur für beobachtbare, sondern auch für historische Arten des Auftretens von Antisemitismus zu sensibilisieren.
Der Fokus des Abends lag allerdings auf einem spezifischen Aspekt des Phänomens Antisemitismus, das vor allem in den letzten Jahren wahrnehmbar geworden sei: „Die leise Gefahr der Altersradikalisierung“, so der Titel der Veranstaltung. Blume hob hervor, dass er auf seinen Touren durch Schulen oftmals weit weniger drastische Erlebnisse mache als im Gespräch mit älteren Menschen, wobei hierbei oft eine Korrelation mit Verschwörungstheorien und Nichtanerkennung des deutschen Staates und des israelischen Staates zu erkennen sei. „Reichsbürgerliche“ Ansichten entwickelten sich gerade im Alter, nicht zuletzt auch wegen unbedachter Nutzung neuer Medien. Diese Schwierigkeiten im Umgang mit Umbrüchen seien sehr ernst zu nehmen.
In der nachfolgenden Diskussion brachten zahlreiche Beiträge hervor, welche Erlebnisse die Anwesenden individuell mit den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Antisemitismus gemacht hatten, welche diskussionswürdigen Bücher hierzu erschienen sind und wie sich Hass zunehmend erneut auf fundamentale Art und Weise zeigen kann. Ein besonderer Schwerpunkt war hierbei das Gespräch über Antisemitismus seitens in Deutschland lebender Muslime und Strategien zum Umgang mit diesem andersartigen Erscheinungsbild.
Die Veranstaltung fand in erprobter Kooperation mit dem Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof und mit dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. statt. Es lässt sich nicht sagen, dass an einem solchen Abend Antisemitismus zurückgedrängt wurde – wohl aber, dass die Basis derer, die in der täglichen Diskussion über Argumente und Hintergrundwissen verfügen, um dem Problem entgegenzutreten, verbreitert wurde. Und so lässt sich letztendlich wohl das einzig effektive Vorgehen gegen den Antisemitismus umschreiben.
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