Beim Haus angekommen wurden die Teilnehmenden von den Gästeführerinnen Irmela von Lenthe und Alinda van der Vooren-Tralau begrüßt. Nach einem Gruppenfoto wurde zu Kaffee und Kuchen im Rostock-Zimmer eingeladen. Dieses Zimmer hat eine besondere Bedeutung, denn es war nicht nur das ehemalige Archiv, sondern es widerspiegelte die verlorene Jugend und Heimat des Schriftstellers Walter Kempowski.
Geboren im Jahr 1929, verbrachte Kempowski seine Kindheit in Rostock. Er wuchs zusammen mit seinen älteren Geschwistern in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Im Jahr 1948 wurde er wegen Spionage-Vorwürfen zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein Bruder und später die Mutter wurden ebenfalls zur Haft verurteilt. Bis Kempowskis Lebensende hatte er Schuldgefühle für das Schicksal seiner Familie. Nach acht Jahren wurde Kempowski vorzeitig aus dem Zuchthaus in Bautzen entlassen. Unmittelbar nach seiner Entlassung ging Kempowski in den Westen und fing an, über seine Erfahrungen in der Haft zu schreiben.
Sein großes Interesse an Einzelschicksalen, besonders in der NS-Zeit, führte in den 80er Jahren zu einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Er forderte die Leute auf, Erinnerungsstücke wie Tagebücher, Fotos und Briefe ihm zuzuschicken. Mehr als neuntausend Einsendungen gingen ein und auf dieser Grundlage entstand sein wohl berühmtestes Werk, das „Echolot“, bestehend aus zehn Einzelstücken.
Mit Musik unterlegt wurden beim Literaturnachmittag Bilder aus Kempowskis Vergangenheit während des Kaffees und Kuchens gezeigt. Die Gästeführerinnen erzählten im Anschluss von seiner Lebensgeschichte und lasen einzelne Zitate aus seinen Werken vor. Sie zeigten den Grundriss des Wohn- und Arbeitshauses und betonten, wie wichtig es Kempowski war, offene und gastfreundliche Räume zu schaffen. Nach den Fragen gab es eine Führung durch Haus Kreienhoop und die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, es für sich zu erkunden.
Zurück im Roststock-Zimmer wurde noch aus Kempowskis Werken vorgelesen. Nach der Lesung bedankte Ralf Altenhof sich bei den Gastführerinnen für den herzlichen und gastfreundlichen Nachmittag, bei den Teilnehmenden für das zahlreiche Erscheinen und kündigte an, dass die KAS Bremen sich auch zukünftig um die Vermittlung der Werke von Walter Kempowski bemühen möchte.
Autorin: Frederike Bernhardt
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