Nach Begrüßung und inhaltlicher Einführung durch Moderatorin Marion Sendker analysierte Daniel Braun die politisch-wirtschaftlich-gesellschaftliche Entwicklung des Kosovo, erläuterte die Hintergründe des Konflikts, skizzierte die gegenwärtigen Herausforderungen und gab seine Einschätzung über den möglichen Fortgang ab.
15 Jahre nach der Unabhängigkeit sei das Kosovo zwar von 117 Staaten, darunter auch Deutschland, anerkannt, allerdings nicht von fünf EU- bzw. vier NATO-Staaten: Spanien (wegen Katalonien), Slowakei und Rumänien (wegen ungarischen Minderheiten) sowie Griechenland und Zypern (wegen Nordzypern/Türkei). Obwohl diese Ablehnung jeweils nichts mit dem Kosovo als solches zu tun habe, sondern „nur“ ein möglicher Präzendenzfall für eigene Konflikte befürchtet werde, hindere es dieses Land aber massiv an seiner Entwicklung. Zusätzlich könne es auch keine UNO-Mitgliedschaft erlangen, da Serbien mit Russland und China Verbündete habe, die dies im UN-Sicherheitsrat blockierten. Uns zwischen Serbien und dme Kosovo gebe es immer noch keine Übereinkunft, da jeweilige Konzessionen auf beiden Seiten innenpolitisch schwer zu vermitteln seien. Dieser festgefahrene und hochemotialisierte Konflikt präge die gesamte Region des Westbalkans, in der Geschichts- und Identitätsfragen große Rollen spielten.
Die kosovarische Bevölkerung sei nicht nur die jüngste Europas, sondern besäße eine klare westliche Orientierung. Dies verdeutlichten auch die 500.000 allein in Deutschland lebenden Kosovaren. Ab 2024 gebe es endlich eine EU-Visaliberalisierung. Eine große Auswanderungswelle zulasten des kleinen Landes als ein möglicher Nachteil sei aber wohl nicht zu erwarten, dafür eine Öffnung zu beiden Seiten hin.
Für Europa sollte der Westbalkan allgemein und das Kosovo im Speziellen mehr in den Fokus rücken: zum einen wirtschaftlich als Konsumraum und „verlängerte Werkbank“ sowie als Anwerbeort für Facharbeiter, zum anderen sicherheitspolitisch, da eine Stabilisierung der Region im eigenen Interesse liegen müsse.
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