Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) prägt zunehmend unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitswelt. KI eröffnet neue Horizonte für Innovationen, die unsere Art zu arbeiten, zu leben und miteinander zu interagieren grundlegend verändern können. Gleichzeitig kann die wachsende Abhängigkeit von dieser Technologie Risiken bergen, deren Konsequenzen noch nicht vollends absehbar sind.
Fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Open-AIs ChatGPT, das die Debatte um KI damals in die Wohnzimmer getragen hat, ist es nun Zeit für einen Blick zurück – und einen nach vorn: Wie können wir ethische Grundsätze wahren, wenn wir KI in unserer Gesellschaft implementieren? Welche Auswirkungen hat Künstliche Intelligenz auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft? Und wie können wir einer möglichen Dystopie durch den verantwortungsbewussten Einsatz von KI entgegenwirken?
Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Seminar „Künstliche Intelligenz in Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitsmarkt – Utopie oder Dystopie?“ in der Villa La Collina in Cadenabbia.
Dr. Julian Dörr, Leiter Digitalisierungs- und Innovationspolitik bei DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V., stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei zunächst die grundlegende Funktionsweise generativer KI-Tools sowie ihre historische Entstehungsgeschichte vor. Denn auch wenn viel über die KI diskutiert wird, fällt es oft schwer, die dahinterstehenden Abläufe auch nur in ihren Grundzügen zu verstehen. Außerdem griff er die aktuelle politische Debatte rund um die Regulierung der Technologie auf und stellte den europäischen und den amerikanischen Ansatz der Gesetzgebung gegenüber. Genauer ging er anschließend auf die im AI-Act der Europäischen Union vorgesehenen Regularien ein.
Dr. Astrid Pape arbeitet bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der BDA, als Senior Advisor Arbeitsmarkt. In dieser Rolle beleuchtete sie eines der Schwerpunktthemen des Seminars und eine der oft geäußerten Sorgen in der öffentlichen Diskussion: Nimmt uns die KI die Arbeit weg? Sie zeigte anhand historischer Beispiele auf, wie es schon häufig durch technische Innovation dazu kam, dass Berufe an einer Stelle wegfielen, während an andere Stelle neue entstanden. Zwar markiere KI durchaus einen deutlichen Umbruch – bei bis zu 40 % der Stellen könnten sich durch KI mindestens die Art zu arbeiten verändern – doch seien gleichzeitig die zu erwartenden Veränderungen ziemlich ungleich verteilt. So seien anders als früher etwa auch Jobs für Hochqualifizierte stärker betroffen, während die Auswirkungen auf Berufe in der Pflege und auf dem Bau niedriger ausfallen dürften.
Und schon jetzt, so legt Pape mit zahlreichen Statistiken und Videoausschnitten eindrücklich da, ist KI voll in der Wirtschaft angekommen. Zwar sind sich Wissenschaftler noch uneinig, wie groß die tatsächlichen Auswirkungen etwa auf das Bruttoinlandsprodukt sein werden, doch der Nachweis, wie beispielsweise Robotik und Medizin von der neuen Technik profitieren können, ist erbracht. Doch jede allzu rasante Entwicklung birgt auch Risiken, Pape zeigt die Fotos von bekannten Deep-Fakes – mit KI erstellte Bildfälschungen – auf der Leinwand. Wichtig sei es deshalb, so wird in der Diskussion mit den Teilnehmenden deutlich, technische Errungenschaften nicht im luftleeren Raum, sondern im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten und vor allem in der Bildung auf die Veränderungen zu reagieren.
Im Rahmen des Seminars hatten die Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auch noch einmal die Chance, sich selbst im Umgang mit text- und bildgenerierenden Programmen zu erproben. So wurden die facettenreichen Vorträge durch einen Workshop-Teil ergänzt, bei dem unter den Tipps und Tricks der Experten die Fähigkeiten aber auch so manche Grenze der neuen Systeme sichtbar wurde.
Die Tagung bot Raum Neues zu erfahren und sich auszutauschen – über die Technologie selbst, aber vor allem zu der Art und Weise, wie sie unser Leben verändert. Deutlich wird: es besteht Diskussionsbedarf, um die KI zur Utopie und nicht zur Dystopie werden zu lassen.
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