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Der Aufstand von 1956 habe „keine Bewegung initiiert, er hat keine Hinterlassenschaft“, stellte Adam Michnik, Chefredakteur der auflagenstärksten Zeitung Polens Gazeta Wyborcza, fest. Dennoch werde der Wandel nicht ausreichend gewürdigt. In diesem Jahr verabschiedeten sich die Polen von der Illusion, dass ein demokratischer Kommunismus möglich sei, so Michnik. Für den Historiker Padraic Kenney von der Indiana University Bloomington war 1956 „der letzte Aufruhr der Nachkriegszeit“ - und noch nicht so sehr Startschuss für den Weg in die Freiheit.
Auch 1968 lehnten sich die Arbeiter in Polen auf. Doch dieses Jahr sei „ein beschämender Moment in der polnischen Geschichte“, sagte Michnik. Denn die Machthaber klagten „die böse Intelligenz und die Juden“ als Verursacher der Proteste an – und impften damit Hass in die polnische Mentalität, so Michnik. Die Spätfolgen von 1968 würde man heute noch spüren. Mittelfristig kappte 1968 hingegen auch „die Nabelschnur zwischen der Intelligenz und dem kommunistischen Regime“, so Michnik, was sich in den folgenden Jahren positiv auswirken sollte.
Vierzehn Jahre später folgte der Kniefall des deutschen Kanzlers Willy Brandt. Dieser symbolische Akt hatte sehr reale Folgen im Bewusstsein der Polen: „Jeder Pole hat gesehen, dass die Deutschen nicht mehr gefährlich sind“, so Michnik. Brandt sorgte am 7. Dezember 1970 dafür, dass das Propagandaargument einer deutschen Bedrohung für die kommunistische Führung wertlos wurde.
Der eigentliche Wandel erfolgte weitere sechs Jahre später: Erst ab 1976 machten sich Kenney zufolge die Polen auf den Weg in Richtung Freiheit, denn „1976 hat man den Leuten ihre Stimmen wiedergegeben“: Gemeint ist die Gründung des Komitet Obrony Robotników, des KOR, nach dem Polnischen Volksaufstand. Das KOR schließlich legte die Grundlage für die Gewerkschaftsbewegung Solidarność.
Der Durchbruch, wenn man es so nennen kann, erfolgte schließlich 1980/81, denn in dieser Zeit „gingen Intelligenz und Arbeiter zusammen“, sagte der Spezialist für Politik und Wirtschaft in Ostmitteleuropa Reinhold Vetter. Die Arbeiter hatten aus den Ereignissen von 1970 gelernt, so Vetter: Zehn Jahre zuvor seien die Protestierenden noch auf die Straßen gegangen und hätten die Häuser von Funktionären angezündet. Doch 1980 blieben sie in den Fabriken – und konnten letztlich freie Gewerkschaften gründen.
Auch die Hilfe ost-und westdeutscher Intellektueller kam bei den Polen an, berichtete Michnik. Ob Ludwig Mehlhorn in der DDR oder Günter Grass und Heinrich Böll in der Bundesrepublik: „Wir haben die Unterstützung der Deutschen gespürt“, so Michnik.
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