„Wir müssen uns unserer globalen Verantwortung stellen“
Gleich zu Beginn der Europa-Rede lobte Roberta Metsola, die Präsidentin des Europäischen Parlaments, den Makerthon-Wettbewerb der Stiftung. „In Europa geht es um Ideen und den Mut, diese Ideen auch in die Realität umzusetzen.“ Es brauche „mehr Menschen, die darüber nachdenken, wie wir Veränderungen bewirken, Probleme lösen und Reformen durchführen können. Wie wir die Europäische Union den Menschen zugänglicher machen und wie wir Europa weniger über Bürokratie und mehr über Veränderung gestalten können.“
Mahnend betonte Metsola, dass es „in unserer Verantwortung liege, zu erklären, zuzuhören und dem Narrativ von Extremisten und Populisten etwas entgegenzusetzen“. Man könne die EU nicht als selbstverständlich ansehen - zumindest nicht mehr. Das Weltgeschehen sei an vielen Fronten eine Herausforderung, aber man müsse der globalen Verantwortung gerecht werden, oder man dürfe sich nicht wundern, wenn andere mit einer anderen Einstellung und einem anderen Wertesystem die entstandene Lücke füllten.
Es kann nur eine „politische Lösung“ geben
Metsola ging in ihrer Rede auch auf die Geschehnisse im Nahen Osten ein und verdeutlichte: „Wie wir damit umgehen, wird über die Zukunft der Region und die Zukunft Europas entscheiden.“ Klar sei: „Diese schrecklichen Taten wurden von einer terroristischen Organisation begangen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Hamas nicht die legitimen Bestrebungen des palästinensischen Volkes vertritt.“ Die Hamas müsse gestoppt werden und dürfe nicht ungestraft agieren, aber man müsse auch sicherstellen, dass dabei Zivilisten geschützt werden und internationales und humanitäres Recht als Leitprinzip gelte. „Wir unterstützen eine faire Lösung auf der Grundlage der Koexistenz zweier Staaten“, betonte Metsola. Dies sei der Weg, um in Israel sicher leben zu können und gleichzeitig dem palästinensischen Volk eine Perspektive zu geben.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Stiftungsvorsitzende Prof. Dr. Norbert Lammert die Partner der diesjährigen Veranstaltung: Allianz SE, Schwarzkopf Stiftung und die Europäische Akademie Berlin sowie Mitglieder der Jugendorganisationen Service Civique Européen, dem Jugendkarlspreis, sowie der Initiative Green Youth. Laut Lammert gebe es im nächsten Jahr mindestens zwei herausragende europäische Ereignisse - die europäischen Parlamentswahlen sowie die EURO2024. Auch wenn beide Ereignisse sehr unterschiedlich seien, ließen sich mit beiden Ereignissen „Erwartungen, Hoffnungen und vielleicht auch Befürchtungen verbinden“, auf die auch Philipp Lahm, Turnierdirektor der Fußball-Europameisterschaft 2024, in seinem Grußwort einging.
„Sportvereine sind Orte für gelebte Demokratie“
Mit 200.000 Fußballvereinen in Europa sieht Philipp Lahm den Sport als „verbindendes und mobilisierendes Element“. Er forderte in seinem Beitrag die junge Generation dazu auf, sich daran zu erinnern, welches „Privileg“ es sei, in einem System aufzuwachsen, dass „friedlich, freiheitlich, demokratisch und regelbasiert ist“. Europa sei keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Schicksal, das man selbst bestimmen könne. Genau das lehre auch die viel beschworene „Zeitenwende“. Diese solle man nicht nur „verteidigungspolitisch, sondern auch gesellschaftspolitisch mit Leben füllen“. Es sei die Aufgabe jeder Generation, sich den Herausforderungen anzupassen und so die Errungenschaften der EU zu erhalten – ganz nach dem Motto John F. Kennedys: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage lieber, was du für dein Land tun kannst.“
KAS Makerthon Europe
Anschließend folgten vier Pitches von engagierten und jungen Europäerinnen und Europäern, die sich mit der Frage beschäftigten, wie sie die Herausforderungen in den Bereichen Klimapolitik, globaler Wettbewerb, zunehmende Polarisierung und die Rolle der EU in der Welt angehen wollen. Kim Prox sprach sich für ein EU-Buddy-Programm für Vernetzung und Kulturaustausch aus und gewann mit 39 Prozent die Abstimmung. Zur Auswahl standen auch drei weitere Ideen: Eine EU-Rechtsform für das Start-Up Wachstum (29 Prozent), die Gründung eines europäischen Genossenschaftsnetzwerks (18 Prozent) sowie ein Erasmus-Programm für Soldatinnen und Soldaten (13 Prozent).
In der abschließenden Diskussionsrunde rief Metsola das junge Publikum vor Ort und vor den Bildschirmen dazu auf, am 9. Juni 2024 zur Wahl zu gehen, um das zehnte Europäische Parlament zu wählen. Zum ersten Mal darf in Deutschland ab 16 Jahren gewählt werden – ein Privileg, dass nicht selbstverständlich sei und dass man nützen solle, so auch Phillipp Lahm
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