Wtadystaw Bartoszewski verschrieb sich als Historiker, Publizist und Außenminister zeitlebens der Aussöhnung von Polen und Deutschen. Er war eine moralische Instanz in Polen, war Ehrenbürger des Staates Israel, ein „Gerechter unter den Völkern“ und einer der bedeutendsten Vordenker der deutsch‐polnischen Verständigung. Dr. Maximilian Willner begrüßte die Teilnehmenden im Namen der Konrad‐Adenauer‐Stiftung e.V. Hamburg und schlug in seiner Eröffnungsrede gekonnt eine Brücke seiner persönlichen Verbundenheit mit Polen und die Wichtigkeit der Verständigung zwischen den Menschen beider Länder. Er erwähnte die Wichtigkeit der politischen Bildungsarbeit des Büros in Warschau, welches während der Wende am 10. November 1989 eröffnet wurde. Gerade am heutigen Internationalen Tag der Demokratie und der aktuellen politischen Lage sei es umso mehr bedeutend ein Auge auf die Verständigung beider Länder zu haben. Im Anschluss würdige Frau Dr. Krizak, Vorsitzender der Deutsch‐Polnischen Gesellschaft Hamburg e.V., Bartoszewskis Leben und seine Werke. Wladyslaw Bartoszewski wäre am 19. Februar 100 Jahre alt geworden. Er war Auschwitz‐Häftling, Widerstandskämpfer, Häftling in der Stalinzeit, nach der Wende Außenminister der Republik Polen, Vorsitzender des Internationalen Auschwitz‐Rates beim polnischen Premierminister, Autor mehrerer Dutzend Bücher, darunter historischer Werke und Memoiren. Sie brachte auch zum Ausdruck, dass die politische Achse zwischen Deutschland und Polen aus dem Gleichgewicht geraten sei und stellte die Frage, ob der Mythos Europa am Ende sei? Daniel Kaiser, der die Gespräche der Gastredner moderierte, traf Bartoszewski persönlich im Jahr 2003 in Warschau und schilderte kurz seine Begegnung mit ihm. Dr. Barcz lernte Bartoszewski in Wien kennen, als er in der Zeit von September 1990 bis März 1995 Botschafter Polens in Österreich war. Seit 2002 war er, bis zu seinem Tod im April 2015, sein langjähriger Assistent und stellte Bartoszewskis Buch „Steter Tropfen höhlt den Stein" vor, welches er ins Deutsche übersetzt hatte. Idee und Anstoß für das Buchprojekt gingen vom Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der Bartoszewski‐lnitiative der Deutsch‐Polnischen Gesellschaft Berlin aus. Das Buchprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Konrad‐Adenauer‐Stiftung e.V. realisiert. Bartoszewski sei ein Brückenbauer gewesen, der bereits 1966 erkannte, dass in Polen ehemalige Nazi‐Offiziere in gehobenen Positionen saßen. Bartoszewski vertrat die Meinung, dass die Trennung der Menschen nicht durch die Grenzen entstand, sondern in den Köpfen der Menschen. Er setzte sich auch sehr für die Erhaltung der Gedenkstätten Birkenau und Ausschwitz ein und berichte unermüdlich über seine persönlichen Erfahrungen. Anlässlich seines 95. Geburtstages brachte Frau Bettina Schäfer ein Buch heraus, in dem sie 17 Zeitzeugen aus Polen, Österreich, Frankreich und Deutschland zu Wort kommen ließ. Dieses wurde im Februar 2017 in der Akademie der Konrad‐Adenauer‐Stiftung e.V. in Berlin vorgestellt. Dr. Hans‐ Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a. D. und Vorsitzender der KAS sowie auch Dr. Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler a.D. der Republik Österreich waren hier zu Gast. Während der Buchvorstellung lernte Frau Baranowska‐Koch Dr. Marin Barcz und Bettina Schäfer kennen. Somit war die Idee, eine Ausstellung über das Leben und die Werke von Bartoszewski zu entwerfen, geboren. Seit 2018 ist die Wanderausstellung nun auf Reisen und hier in Hamburg an ihrer 30. Station angelangt. Die Ausstellung konnte in der Zeit vom 2. bis 15. September 2022 in der Zentralbibliothek besichtigt werden und erreichte ca. 20.000 Besucherinnen und Besucher. Erstmals wurde diese im September 2015 im Warschauer Sitz der polnischen Regierung der Öffentlichkeit präsentiert, wo Bartoszewski bis zum Ende seines 93‐jährigen Lebens beruflich tätig war. Die Ausstellung ist in drei zusammenhängende Teile unterteilt: Widerstand (in polnischer Fassung wörtlich: ,,Gegen den Strom"), Erinnerung und Versöhnung. Eines, was Bartoszewski besonders ausmachte, war, dass was er sagte auch heute, morgen und übermorgen noch Bestand hatte. Nach 1989 trug er als Politiker entscheidend dazu bei, dass die deutsch‐polnischen Beziehungen auf eine neue Grundlage gestellt wurden. Die deutsch‐polnische Verständigung gilt auch heute als Auftrag und Verpflichtung für Politik und Zivilgesellschaft. Frau Lucja Wojdak trug gekonnt mit ihrem Cello und einer besonderen Wiedergabetechnik zur musikalischen Umrahmung dieser Veranstaltung bei.
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