Die Nachwirkungen des NS-Regimes sind bis in die heutige Zeit spürbar. Mit dem versuchten Massenmord an Juden in Halle vor ca. einem Jahr kann dies anhand eines traurigen Beispiels verdeutlicht werden. Deshalb organisierte das Politische Bildungsforum Niedersachsen der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) am 30.09.2020 ein Zeitzeugengespräch unter dem Titel „Vergessen oder erinnern“ mit der Auschwitz Überlebenden Dr. Eva Umlauf. Die Veranstaltung fand im Hörsaal F der MHH statt und es nahmen insgesamt ca. 70 interessierte Personen an diesem Vortrags- und Gesprächsformat teil.
Begrüßt wurden die Gäste durch die Referentin der Konrad-Adenauer-Stiftung Niedersachsens, Lina Berends. Hierbei ging sie neben der Erinnerung an die Einhaltung der momentanen Corona Regeln auch auf die Zunahme von antisemitischen Taten und Symbolen in der heutigen Zeit ein und verdeutlichte somit die aktuell gefährliche Entwicklung.
Im Anschluss begrüßte ebenso Prof. Dr. Sabine Salloch die Gäste und stellte Dr. Eva Umlauf vor. Frau Salloch ging neben der Vorstellung auch kurz einleitend auf die Thematik des Abends ein und appellierte an die Gesellschaft, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten neue Formen des Erinnerns zu finden.
Im Anschluss an die Begrüßung und Einleitung übernahm Dr. Eva Umlauf das Wort und zeigte in ihrem Impulsvortrag eindrucksvoll auf, dass das Erinnern untrennbar mit der persönlichen individuellen Entwicklung zusammenhängt. Dies begründete sie damit, dass neue Erfahrungen und Eigenschaften untrennbar den Bestehenden ergänzt werden. Sie hob besonders hervor, dass ohne Erinnern das Bestehende nicht erweitert bzw. vertieft werden kann. Verdrängung und Verleugnung wiederum haben für sie kein dauerhaftes Bestehen, sondern belasten und bedrücken die Menschen. Außerdem zeigte sie auf, dass auch folgende Generationen ebenso verantwortungsvoll erinnern sollten, da diese Generationen durch Sozialisation ihres Umfeldes und vor allem ihrer Elterngeneration geprägt sind. Diese Gefühlserbschaften ordnete sie dabei nicht nur den Opfern und den folgenden Generationen zu, sondern ebenso den Tätern und den Folgegenerationen. Ein Vergessen der Taten und der Opfer würde folglich auf beiden Seiten eine Identitätsbildung blockieren. Deshalb appellierte sie: „[Dass] achtsames und verantwortungsvolles Erinnern dem Vergessen vorzuziehen ist.“
Im zweiten Teil ihres Vortrages las Frau Umlauf aus ihrem Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“ vor und zeigte eindrucksvoll ihre frühe Lebensgeschichte. So wurde Sie 1942 im Arbeitslager in Nováky geboren und wurde nach Auschwitz deportiert. Hier zeigte sie neben ihrem glücklichen Überleben in diesem Lager auch den Tätowierungsprozess und das Überleben im Anschluss des Lageraufenthalts auf.
Anschließend an den Vortrag und die Lesung von Frau Dr. Eva Umlauf gab es für das Publikum die Möglichkeit, Fragen an die Zeitzeugin zu stellen. Unter der Moderation von Prof. Dr. Uwe Tewes wurde diese Möglichkeit in vielfältiger Form genutzt. Einerseits wurden Fragen zu ihrer Vergangenheit gestellt. So zum Beispiel Fragen zu ihrer Schulzeit und den Erfahrungen nach der Lagerinhaftierung, antisemitischen Lebenserfahrungen sowie den langfristigen gesundheitlichen Folgen durch den Aufenthalt in den Konzentrationslagern. Andererseits wurden ebenso Fragen zu aktuellen Gesichtspunkten der Debatte gestellt. Beispiele hierfür waren Fragen zur zukünftigen Entwicklung des Antisemitismus, zum heute bestehenden Groll gegenüber Tätern, der Umzug nach Deutschland und warum konkret heute der Antisemitismus wieder an Wirkungsmacht gewinnt.
Mit diesen spannenden Fragen und den gesammelten Eindrücken von Frau Dr. Eva Umlauf endete schließlich die Veranstaltung und das Publikum konnte sich neuer Erfahrungen im Anschluss sicher sein.
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