In der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des Holocaust-Gedenktages wurden die Herausforderungen des Erinnerns in der heutigen Zeit diskutiert und die Aufgaben für die Zukunft betrachtet.
Als Experte war der israelische Journalist Dor Glick eingeladen. Glick war Europa-Korrespondent, 2018/2019 Knight-Bagehot Fellow und 2021 Sylke Tempel Fellow.
Den Vortrag begann Glick mit seinem persönlichen Bezug zu dem Holocaust. Er erzählte von seiner Großmutter, die selbst in Ausschwitz war. Eindrücklich wurde dieser persönliche Einstieg mit Fotos seiner Familie. Glick bildet damit die dritte Generation nach dem Holocaust. Er nahm dies als Aufhänger, um deutlich zu machen, dass momentan ein kritischer Moment für die Erinnerungskultur vorliege, da es nach und nach dazukomme, dass es in 5 bis 10 Jahren keine Auschwitz-Überlebenden mehr gibt und dadurch bald kein Kontakt und Austausch mit Menschen der ersten Generation möglich ist. Als weiteres einschneidendes Erlebnis, das zu seinem heutigen Engagement führte, beschreibt er ein Interview, das er mit dem Sohn des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann führte.
Nach dem Einstieg ging Glick auf die Wichtigkeit der deutsch-israelischen Beziehung ein. Dabei betonte er vor allem die Rolle der deutschen Politik. Glick hob den Einsatz Merkels hervor und stellte im Rahmen dessen heraus, dass Erinnerung für ihn ein politisches Thema sei.
Glick halte die Erinnerung an die Shoa für sehr wichtig und sehe viele positive Entwicklungen, äußerte jedoch auch Befürchtungen. Diese bezogen sich unter anderem auf die Verbreitung von Hass im Internet. Durch das Internet seien viele Möglichkeiten gegeben Hass und Falschmeldungen zu verbreiten, die die Erinnerungskultur und jüdisches Leben in Deutschland gefährden würden. Er fasste dieses Thema als Diskrepanz zwischen dem Engagement der Politik und der Realität in der Bevölkerung mit den einhergehenden Problemen zusammen.
Als nächstes griff Dor Glick den Aspekt des kritischen Moments erneut auf. Unter dem Stichpunkt „Nie wieder“ verdeutlichte Glick die Unterschiede in der Erinnerungskultur zwischen Deutschland und Israel. In Deutschland gehe es hauptsächlich darum, dass nie wieder ein Krieg eintrete, wohingegen der Fokus in Israel darauf liege, dass sich der Holocaust nicht wiederhole. In Deutschland würde der Holocaust nur innerhalb einer abgeschlossenen Zeitspanne betrachtet werden, wohingegen der Holocaust in Israel zur heutigen Identität des Staates gehöre.
Glick schloss den Vortrag unter der Fragestellung „Ist das genug?“ Dabei bezog er sich auf die Gedenksirene, die in Israel am Holocaust-Gedenktag ertönt. Glick diskutierte, ob eine Einführung in Deutschland ebenfalls sinnvoll sei und wie dies umsetzbar wäre.
Im Anschluss fand eine interessante Diskussionsrunde mit dem Publikum statt. Im Rahmen dessen wurde deutlich, dass Glick vor allem in dem persönlichen Austausch zwischen Deutschen und Israelis große Chance sehe. Dazu passte ein Beitrag aus dem Publikum, in dem hervorgehoben wurde, dass der Mensch bei der Diskussion um die Erinnerungskultur im Mittelpunkt stehe.
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