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Der eiserne Pfleger?

от Tim Jonas Beyer

Politische und menschliche Perspektiven auf die Digitalisierung der Pflege

Veranstaltungsbericht

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Jährlich werden immer mehr Menschen pflegebedürftig, obwohl bereits jetzt ein Mangel an Pflegekräften besteht. Die derzeitige Lage macht es notwendig innovativ zu denken und Lösungen zu finden. Bildet der Einsatz von Robotern als Unterstützung für Pfleger die Möglichkeit auf eine Arbeitsentlastung? Welche Projekte gibt es bereits, die von der Politik unterstützt werden? Am Sonntagnachmittag trafen sich Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und Praxis im Rahmen des Sonderprojekts „Gemeinsam.Demokratie.Gestalten“ in der Messe Erfurt, um genau diese Fragen zu besprechen. Dabei anwesend waren die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit Sabine Weiss MdB, der Mitbegründer der Firma Retrobrain Manouchehr Shamsrizi und der Leiter des Pflegedienstes der Erfurter Seniorenresidenz „Am Hirschgarten“ Steven Müller. Moderiert wurde die Veranstaltung vom MDR-Moderator Marc Neblung. Die Veranstaltung fand selbstverständlich unter Einhaltung des nötigen Abstandes, sowie einer vorherigen Testung aller im Raum befindlichen Personen statt.

Die Veranstaltung fand ihren Einstieg durch die Grußworte von Maja Eib, Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für den Freistaat Thüringen, und Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. In diesen wurden die großen Sorgen von Personen in Pflegeberufen angesprochen. Durch große bürokratische Aufgaben und die schwere körperliche Arbeit wären Menschen die in den Pflegeberuf einstiegen meist schnell enttäuscht. Hier könnte der Einsatz von Robotern tatsächlich eine Erleichterung bringen, allerdings dürfte der menschliche Pfleger niemals ersetzt werden und die Maschine nur eine Unterstützerolle einnehmen.

Bei einem von Marc Neblung mitgebrachten MDR-Video wurde ersichtlich, dass Roboter auch bei Einsamkeit helfen können. Bei einer Studie der TU Ilmenau wurden Roboter für fast eine Woche in 20 Haushalten eingesetzt. Dabei erinnerten die Hausgenossen an tägliche Aufgaben und haben die Teilnehmer zum Reden animiert, jedoch sollen sie keinen menschlichen Ersatz darstellen. Trotz des Erfolgs der Studie dauere es noch bis zur Marktreife, da die finanziellen Mittel ausgeschöpft sind.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss berichtete über die Sicht des Bundestages zur Pflegethematik. Derzeit gibt es in Deutschland vier Millionen Pflegebedürftige. 80 Prozent davon sind in der Häuslichkeit, während sich 20 Prozent in stationären Pflegeeinrichtungen befinden. Laut dem Deutschen Ethikrat bedeutet eine gute Pflege eine soziale Sorgebeziehung, deshalb ist bei jeder Entscheidung immer das Wohl der zu pflegenden Personen am wichtigsten. Um dieses zu gewährleisten, brauchen die Pfleger die bestmögliche Unterstützung. Einige digitale Innovationen können als Chancen zur Verbesserung und als „Assistenten“ der Pfleger betrachtet werden. Aus diesem Grund muss sich die Politik weiterhin mit diesen Maßnahmen beschäftigen. Die Politik plant ein Digitalisierungsministerium und auch hier soll das Thema Pflege eine Rolle spielen. Wichtig bleibt hierbei, dass es zu keinem Ersatz der Pfleger, sondern nur zur Ergänzung kommen soll.

Eine dieser Innovationen ist die Spielekonsole „MemoreBox“ der Firma Retrobrain, welche für Senioren entwickelt wurde. Dabei können Nutzer verschiedene Spiele spielen, u.a. Tischtennis oder Motorradfahren, um in Bewegung zu bleiben. Laut dem Mitbegründer der Firma, Manouchehr Shamsrizi, hat ihr Produkt mittlerweile Medizinproduktstatus bekommen. Er ist der festen Überzeugung, dass die Spielekonsole kein Ersatz für Pfleger werden soll. Den Entwicklern geht es um den Spielspaß, welcher zur Inklusion führt und bei der Entwicklung des Gehirns hilft. Inzwischen ist die Aufnahme in die Regelversorgung für stationäre Pflege erfolgt und durch die Krankenkassen kann sich jede Einrichtung die Spielekonsole finanzieren lassen. In Zukunft soll sie auch für die Häuslichkeit verfügbar sein. Heutzutage erfährt die Firma immer weniger Widerstand, da sie kontinuierlich Kritik zu Herzen genommen haben und somit das Produkt immer weiter verbessern konnten. Für die Entwickler war es wichtig die Meinung von Pflegebedürftigen, die das Spiel ausprobiert haben, zu hören. Dadurch konnten sie viele Erkenntnisse gewinnen, die man aus wissenschaftlicher Literatur nicht herausfindet. In Zukunft soll die Spielekonsole die freiwillige Möglichkeit zur Nutzung der individuellen Biografie bieten, um zu einem besseren Erlebnis zu führen, jedoch scheitert dies noch am Datenschutz.

Die MemoreBox kommt bereits seit Januar 2019 in der Erfurter Seniorenresidenz „Am Hirschgarten“ zum Einsatz. Sie wurde im Rahmen einer Studie als eine von 100 Einrichtungen ausgewählt. Der Leiter der Einrichtung, Steven Müller, schätzt sie sehr, da man nicht viel Computerverständnis braucht, um das System zu verstehen. So kam es zu einem solchen Andrang, dass die Einrichtung Terminlisten verwenden musste, damit alle Bewohner eine Chance zum Spielen bekamen. Mittlerweile hat fast jeder Bewohner zumindest einmal mitgespielt. Das Projekt wurde stets vom Personal begleitet. Letztendlich ist sie kein Ersatz für Ergotherapeuten, aber die Spielekonsole ergänzt sie.

Die Experten sind sich einig, dass in Zukunft Roboter Menschen nach einem Sturz helfen und die Dokumentationsarbeit übernehmen werden. Digitalisierung in der Pflege wird nicht aufzuhalten sein, jedoch sollte man immer die ethischen Fragen im Hinterkopf behalten. Das Wohl und die Selbstbestimmung des Menschen müssen im Vordergrund stehen. Das Menschliche in der Pflege darf nicht verloren gehen.

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Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

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