Ausgabe: 1/2025
„Der Ozean ist für das Leben auf unserem Planeten und für unsere Zukunft von fundamentaler Bedeutung. Der Ozean ist eine wichtige Quelle für die biologische Vielfalt unseres Planeten und spielt eine entscheidende Rolle für das Klima und den Wasserkreislauf. Der Ozean erbringt eine Reihe von Funktionen des Ökosystems, er versorgt uns mit Sauerstoff zum Atmen, trägt zur Lebensmittelsicherheit und Ernährung bei, sorgt für gute Arbeitsplätze und ist Existenzgrundlage, wirkt als Senke und Speicher für Treibhausgase und schützt die biologische Vielfalt, dient dem Seeverkehr und damit dem Welthandel, stellt einen wichtigen Teil unseres Natur- und Kulturerbes dar und spielt eine wesentliche Rolle für nachhaltige Entwicklung, eine nachhaltige ozeanbasierte Wirtschaft und die Beseitigung der Armut.“ So steht es in einer politischen Erklärung der UN-Ozeankonferenz 2022.
Rund 71 Prozent der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt, nur 29 Prozent von Landmasse. Auf dem Meer, das zunächst nur für die Fischerei genutzt wurde, entstanden im Laufe der Menschheitsgeschichte wichtige Handelsrouten. Damit einher gingen schließlich auch militärische Aktivitäten, riesige Handels- und Kriegsflotten formierten sich. Erst spät begann man die Meere zu erforschen, entdeckte reiche Rohstoffvorkommen, begann Öl, Sand und Kies zu fördern. Kontrovers wird aktuell der Tiefseebergbau diskutiert, bei dem man seltene Erden und Mangan aus dem Meeresboden gewinnen möchte. Die Folgen der genannten Eingriffe in das Ökosystem Ozean waren lange unbekannt und/oder wurden ignoriert. Die scheinbar unerschöpfliche Ressource wurde zudem als Senke für giftige Abfälle genutzt. Heute finden sich Munitionsreste, gesunkene Schiffe, Schadstoffe, Haus- und Industriemüll in den Ozeanen.
Hinzu kommen die Schäden durch die Erwärmung der Weltmeere, bedingt durch den vom Menschen verursachten Klimawandel. Die Ozeane sind von Auswirkungen wie dem Korallensterben, dem Anstieg des Meeresspiegels, der durch eine vermehrte Aufnahme von CO2 verursachten Versauerung und einem zunehmenden Sauerstoffmangel betroffen.
Die Auswirkungen für das Klima betreffen ausnahmslos alle Staaten. Daher ist es unumgänglich, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen und Lösungen zu finden. Die Weltklimakonferenzen (COP) haben sich bereits seit 1995 als eine wichtige Veranstaltung etabliert, an der Vertreterinnen und Vertreter von Staaten und Zivilgesellschaften teilnehmen. Auch wenn die immensen Kosten und stetig steigenden Teilnehmerzahlen (und damit einhergehenden Belastungen für die Umwelt durch den CO2-Ausstoß) durchaus umstritten sind, handelt es sich hierbei doch um das Format, bei dem alle Vertragsstaaten der UN-Klimakonvention ihre Bedürfnisse und Fortschritte zum Thema Klimawandel artikulieren und diskutieren können.
2015 einigte sich die Staatengemeinschaft im Rahmen des UN-Nachhaltigkeitsgipfels nach jahrelangen schwierigen Verhandlungen auf die Verabschiedung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), darunter „Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen“. Darauf basierend wurde 2017 erstmals im UN-Hauptquartier in New York eine UN-Konferenz durchgeführt, die nur das Ziel 14 zum Inhalt hatte: die UN-Ozeankonferenz (UNOC). 2022 fand – mit zwei Jahren Verspätung aufgrund der COVID-19-Pandemie – in Lissabon die zweite UNOC statt. Die für den 9. bis 13. Juni 2025 in Nizza geplante Konferenz ist die dritte Ozeankonferenz. Gemeinsame Gastgeber sind Costa Rica und Frankreich.
Als Co-Gastgeber hat Costa Rica damit die Möglichkeit, seine Vorreiterrolle in Themen der Nachhaltigkeit weiter auszubauen, auf internationalem Parkett Akzente zu setzen und damit seinen Aktionsradius in der Umweltaußenpolitik zu erweitern.
Costa Rica – Pionier beim Umwelt- und Klimaschutz
Costa Rica als Pazifik- und Atlantikanrainer hat sich schon seit Langem dem Schutz der Meere verschrieben und ist in Themen der Nachhaltigkeit Pionier. 2024 trafen sich im costa-ricanischen San José Vertreter mehrerer Staaten als Vorbereitung auf die UN-Ozeankonferenz und 26 Staaten unterzeichneten eine „Friedenserklärung“ gegenüber den Meeren, darunter auch Deutschland, Spanien, Schweden, Kanada, Kolumbien, Chile, Israel und Südkorea sowie die beiden Gastgeberländer Frankreich und Costa Rica. In dieser erklären sie ihr Ziel, bestehende internationale Abkommen, wie das Kunming-Montreal-Abkommen, einzuhalten, Entscheidungen schneller umzusetzen und die Implementierung im Prozess befindlicher Abkommen, wie eines UN-Plastikabkommens auf Basis der UN-Resolution 5/14, voranzutreiben. Weiterhin verschreibt man sich unter anderem der Implementierung von nationalen und regionalen nachhaltigen blauen Wirtschaftsstrategien und der Ausweisung von mehr nationalen und regionalen marinen Schutzzonen, aber auch Schutzgebieten auf hoher See.
Bereits 2021 erreichte Costa Rica das Ziel, 30 Prozent seines Meeresgebiets unter Schutz zu stellen. Hierbei ist anzumerken, dass ein Großteil der Fläche Costa Ricas auf Meeresgebiet entfällt, da die 532 Kilometer vor der Küste gelegene Kokos-Insel noch zum Staatsgebiet gehört. Lange dominierten in Costa Rica Ackerbau und Viehzucht, drei Viertel des Waldes waren abgeholzt. Seit den 1980er-Jahren hat jedoch ein Umdenken stattgefunden, umfassende Wiederaufforstungsprogramme wurden umgesetzt, viele Nationalparks und Schutzzonen eingerichtet. Diesem Perspektivwechsel hat Costa Rica heute das Label eines grünen Landes zu verdanken und der mittelamerikanische Staat hat sich als einer der Hotspots für Ökotourismus etabliert.
Ist tatsächlich alles grün, was glänzt?
Doch trotz des grünen Images hat auch dieses Vorzeigeland seine Baustellen. Costa Rica verfügt über weitreichende Wasserreserven, fast das ganze Jahr über werden die Wasserspeicher des Landes durch – teils starke – Regenfälle aufgefüllt. In Costa Rica befindet sich der Ort mit den dritthöchsten Regenfällen weltweit. Wenngleich die Wasserversorgung im Land damit gut ist – 90 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser –, weist Costa Rica bei der Wasserver- und -entsorgung Defizite auf. So gehen große Mengen Trinkwasser aufgrund der maroden Infrastruktur ungenutzt verloren. Die Zahl der Unterbrechungen der Wasserversorgung erhöhte sich im Zeitraum 2015 bis 2023 um ein Zehnfaches. Zahlreiche Haushalte sind nicht an die Kanalisation angeschlossen. Stattdessen unterhalten sie in der Regel geschlossene Gruben, in denen das Abwasser gesammelt und – im besten Fall – in regelmäßigen Abständen abgeholt, in Kläranlagen entsorgt und wiederaufbereitet wird. Jedoch vermuten Mitarbeiter von Wasserwiederaufbereitungsanlagen, dass große Mengen des Abwassers auf illegalem Weg entsorgt und ungeklärt in Flussläufe eingebracht werden, wodurch sie direkt ins Meer gelangen. An der engsten Stelle trennen lediglich 150 Kilometer den Pazifik vom Atlantik. Der längste Fluss des Landes misst lediglich 160 Kilometer. Der nationale Wasserversorger Instituto Costarricense de Acueductos y Alcantarillados (AyA) hat 2024 einen Plan vorgelegt, um die Wasserressourcen zu schützen, den Verlust von Wasser zu verringern und die bestehende Infrastruktur der Wasserver- und -entsorgung zu verbessern und zu erweitern.
Problematisch ist zudem der weiterhin sehr hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der Berichten zufolge einer der höchsten weltweit ist. Neben modernen Methoden kommen nach wie vor Pestizide zum Einsatz, die nachweislich gesundheitsschädlich und teilweise bereits nicht mehr zugelassen sind. Über die Ausbringung auf den Feldern gelangen diese Substanzen ins Grundwasser, in Flüsse und Ozeane.
Ebenso bestehen Defizite bei der Müllentsorgung. In 30 Prozent der Gemeinden ist die Müllentsorgung nicht reglementiert. In der Region Limón, einer Küstenregion in der Karibik, beträgt die Rate an eingesammeltem Müll beispielsweise gerade einmal 40 Prozent. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Sauberkeit des Meeres. Schätzungen zufolge gehen 60 bis 80 Prozent der Meeresverschmutzung weltweit auf Kontaminationen durch Aktivitäten an Land zurück.
Um der Bevölkerung Anreize zu bieten, Müll zu reduzieren und zu recyceln, wurde 2018 das System ecolones eingeführt, eine Public Private Partnership, die heute unter dem Namen ecoin agiert. Bürger können durch das Sammeln und Abgeben von wiederverwendbaren Materialien sogenannte ecoins erwerben und über eine App verwalten. Diese können später in einem „e-shop“ zum Kauf nachhaltiger Produkte ausgewählter Hersteller eingesetzt werden. Damit werden die Konsumenten für das Thema sensibilisiert und können einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Ein weiteres erfolgreiches Programm ist Bandera Azul Ecológica (Ökologische Blaue Flagge). Es handelt sich bei der Blauen Flagge um eine international etablierte Auszeichnung für Strände und Kommunen in Küstennähe. 51 Staaten haben sich dieser Initiative angeschlossen, darunter bereits 1996 auch Costa Rica, wo mehr als 135 Strände mit der Blauen Flagge ausgezeichnet sind. Zu den Kriterien zählen unter anderem die Sauberkeit von Trink- (15 Prozent) und Meerwasser (35 Prozent) in der Region. Aber auch Aspekte wie die Wiederaufbereitung von Nutzwasser (15 Prozent), die Zurverfügungstellung von Abfallbehältern (10 Prozent) und die Umsetzung von umweltpolitischen Bildungsmaßnahmen (10 Prozent) finden Eingang in die Bewertung.
Zum Schutz der Ozeane hat das costa-ricanische Ministerium für Umwelt und Energie gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium den Plan Nacional sobre Residuos Marinos 2021–2030 (Nationaler Plan zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung) vorgelegt, der bereits bei der Konzeption verschiedene Sektoren eingebunden hat, um das Ökosystem Meer zu schützen und die Lebensumstände der Bevölkerung gleichzeitig zu verbessern. Neben der Müllvermeidung und dem Management bereits eingebrachter Abfälle stehen Umwelterziehung sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung auf der Agenda. Es sollen Kontrollmechanismen etabliert werden, um Fortschritte bei der Verbesserung und Renaturierung der Ökosysteme überwachen zu können. Ebenso wird eine intensivere Zusammenarbeit mit den Regierungen anderer Länder der Region und internationalen Organisationen angestrebt.
Der Plan spricht deutlich die negativen Folgen der Meeresverschmutzung an. Diese gehen über die umweltpolitische Komponente hinaus und haben auch sozioökonomische Implikationen. Besonders betroffen von der Verschmutzung der Meere sind Familien in den Küstenregionen, deren Einkommen von der Fischerei abhängig ist, sowie der Tourismussektor, der insbesondere in Costa Rica auf den Schätzen der Natur und der Biodiversität des Landes basiert. Mit fast einer halben Million Arten finden sich etwa fünf bis sechs Prozent aller weltweiten Arten in dem nur 51.060 Quadratkilometer großen Land. Die Fläche Deutschlands beträgt etwa das Siebenfache, während dort lediglich 71.500 Arten nachgewiesen sind. Zugleich sind Fischerei und Tourismus Verursacher von Verschmutzungen der Ozeane. Verloren gegangene oder nicht adäquat entsorgte Fischernetze, sogenannte Geisternetze, sollen Studien zufolge bis zu 50 Prozent des Meeresplastiks ausmachen. Durch den Schiffsverkehr gelangen Feinstaub, Stick- und Schwefeldioxide in die Atmosphäre und das Meer, aber auch Verpackungsmüll und Fäkalien. Durch Eindringen in Rückzugsräume kann der Tourismus Arten in ihrem Habitat beeinträchtigen und in ihren Ruhezonen stören. Entsprechend weist der Nationale Plan deutlich darauf hin, dass heutige Versäumnisse bei Umwelt-, Klima- und Artenschutz mit weitaus höheren Kosten in der Zukunft verbunden sind.
In diesem Zusammenhang unterstreicht der Nationale Plan zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung auch die Bedeutung von Innovationen. Um beispielsweise Einwegplastik zu vermeiden, existieren bereits umfangreiche Datenbanken mit neuartigen Substituten. Zuckerrohr, Abfallprodukte aus der Kaffeeindustrie oder Avocadokerne können zum Beispiel als Basis für diese dienen. Ein entsprechendes Verzeichnis von Rohstoffen zur Vermeidung von Plastik wurde in den vergangenen Jahren erstellt und soll weitergeführt werden. Innerhalb des kleinen Landes gibt es bereits mehr als 35 gelistete Anbieter solcher Ersatzprodukte. In diesem Kontext wird auch der Austausch mit der Wissenschaft als zentrale Voraussetzung für eine Weiterentwicklung von Maßnahmen und die Bewertung derer Auswirkungen anerkannt. Durch die Implementierung des Zehnjahresplans soll eine Kontinuität jenseits von Regierungswechseln gewährleistet werden.
Der im November 2024 veröffentlichte Informe Estado de la Nación (Bericht zur Lage der Nation) weist jedoch für die vergangenen Jahre Rückschritte aus. Der im Mai 2022 unter Präsident Rodrigo Chaves an die Macht gekommenen Regierung wird vorgeworfen, das historisch gewachsene grüne Image des Landes zu beschädigen und seine Vorreiterstellung zu gefährden. Über beinahe zehn Wahlperioden hinweg hatte das Land einen klaren Kurs bezüglich des Naturschutzes. Nun wird im politischen Diskurs der Umweltschutz verstärkt als Wachstumsbremse bezeichnet. Im Bereich des Meeresschutzes wurden in diesem Zuge ebenfalls fortschrittliche Entscheidungen revidiert: Schutzzonen wurden eingeschränkt, die Schleppnetzfischerei soll wieder zugelassen werden, mehr als 200 Spezies wurden zur Fischerei freigegeben, darunter Schildkröten, Seegurken oder Meeresleguane. Gleichzeitig wird in dem Bericht positiv hervorgehoben, dass Mitte 2024 die gesetzgebende Versammlung der Vorlage zum Schutz der Biodiversität in Küstengewässern zugestimmt hat, die einen Fond für Zahlungen für maritime Ökosystemdienstleistungen in Küstengebieten vorsieht, der unter anderem Fischer finanziell bei Arbeiten zum Küsten- und Gewässerschutz unterstützen soll.
Presse und Naturschutzorganisationen kritisierten, dass Präsident Chaves im Mai 2024 in seiner Ansprache und seinem Bericht über das zweite Jahr seiner Amtszeit die Themen Klimawandel und Naturschutz aussparte beziehungsweise nur am Rande in Verbindung mit anderen Arbeitsbereichen nannte. In den neun Arbeitslinien des knapp 140-seitigen Berichts finden sich die Themen nicht wieder.
Im Jahr 2021 trat eines der bisher wichtigsten regionalen Umweltschutzabkommen in Kraft, das am 4. März 2018 im costa-ricanischen Escazú unterzeichnet und nach dem Ort benannt worden war. Viele Länder hielten sich aufgrund der Reichweite des Abkommens zurück, da sie zu große Einschränkungen ihrer Kompetenzen bei Entscheidungen, die in die Natur eingreifen, befürchteten, und stellten damit wirtschaftliche Interessen über den Umweltschutz. Selbst das Gastgeberland Costa Rica gehörte zu den Zauderern bei der Unterzeichnung des Abkommens.
Im Februar 2023 schließlich stimmte die gesetzgebende Versammlung Costa Ricas gegen die Fortsetzung des Beitrittsprozesses. Als Begründung führte man an, dass die im costa-ricanischen Recht verankerten Regelungen bereits weitreichend genug seien und die Forderungen aus dem Abkommen hinreichend abbilden würden. Diese Entscheidung hat nicht nur Signalwirkung auf nationaler Ebene. Für weitere lateinamerikanische Länder, die den Ratifizierungsprozess bisher nicht abgeschlossen oder das Abkommen ebenfalls noch nicht unterzeichnet haben, bestehen nun weniger Anreize, den Prozess weiterzuverfolgen.
Die Ozeandekade und die UNOC
Auf der internationalen Bühne äußert sich Präsident Rodrigo Chaves weiterhin entsprechend dem bisherigen Narrativ vom Vorzeigeland. Im Rahmen des auf die UNOC-3 vorbereitenden Treffens hochrangiger Politiker im Juni 2024 in San José gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass Costa Ricas Erfolge im Meeresschutz als Good-Practice-Beispiel für die internationale Gemeinschaft dienen könnten.
Das Vorbereitungstreffen fand unter dem Titel „Immersed in Change“ (Eingetaucht in den Wandel) statt und fügt sich in die UN-Ozeandekade (2021 bis 2030). Ziel ist es, einen nachhaltigen Umgang mit den Ozeanen zu erreichen und dabei innovative und nachhaltige Lösungen zu finden und zu fördern. Unter dem Motto „The Science We Need for the Ocean We Want“ (Die Wissenschaft, die wir brauchen, für den Ozean, den wir wollen) sollen in den laufenden zehn Jahren Handlungsstrategien und internationale Forschungsprojekte sowie Bildungskampagnen das Ziel unterstützen, bis 2030 saubere Meere wiederzuerlangen, die nachhaltig genutzt werden, als Lebensraum für Arten dienen können und gleichzeitig wirtschaftlich erschlossen werden.
Hierfür soll beispielsweise ein globales Ozeanbeobachtungssystem etabliert werden, um notwendige Informationen bündeln zu können. Auf dieser Basis können Frühwarnsysteme ausgebaut werden, um Extremwetterereignisse oder Tsunamis zeitig zu erkennen, aber auch, um die Ausbreitung invasiver Arten oder andere Bedrohungen der Artenvielfalt zu überwachen. Ebenso ist die Schaffung eines digitalen Zwillings des Ozeans – eine dynamische virtuelle Abbildung des Meeres – geplant, der freien Zugang zu umfassenden wissenschaftlichen Daten über die Ozeane ermöglichen soll. Zentrale Ziele der Ozeandekade lauten „Sauberer Ozean“ und „Gesunder und widerstandsfähiger Ozean“. Dabei stehen die Vermeidung der Einbringung von Schadstoffen sowie die Rehabilitierung des Habitats Ozean im Vordergrund. Die Bedeutung des gezielten Einsatzes von Forschung und Innovationen wird auch hier unterstrichen.
Ein Meilenstein auf dem Weg zur Erreichung der Ziele wird die im Juni 2025 in Nizza stattfindende Ozeankonferenz UNOC-3 sein, bei der auch die Zustimmung und die Selbstverpflichtung der teilnehmenden Staaten vorangebracht werden sollen. Das SDG 14 ist das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen, das aktuell am stärksten unterfinanziert ist. Die weltweite Finanzierungslücke beträgt Angaben der KfW zufolge schätzungsweise 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das Motto der Konferenz in Nizza lautet „Accelerating action and mobilizing all actors to conserve and sustainably use the ocean“ (Beschleunigen von Aktionen und Mobilisieren aller Akteure zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Ozeane). Ohne weitere finanzielle Zusagen wird dieses Motto jedoch nur schwer umsetzbar sein.
Wie auch auf den Weltklimakonferenzen wird das Thema der Finanzierung daher vermutlich eines der kontroversesten sein. Der Passus im ersten Entwurf der Abschlusserklärung der UNOC-3 ist eher vage gehalten und frei von tatsächlichen Zusagen. Dass dringend mehr finanzielle Mittel benötigt werden, wird zwar anerkannt, aber im Weiteren wird vor allem das Wort „encourage“ – ermutigen – verwendet: Der Privatsektor, inklusive der Banken, Versicherer und Investoren, soll seine Investitionen stärker auf die Transition hin zu einer nachhaltigen ozeanbasierten Wirtschaft ausrichten, die Wichtigkeit von Nichtregierungsorganisationen und privaten Geldgebern wird hervorgehoben. Es ist auf Basis dessen nicht zu erwarten, dass auf staatlicher Ebene umfassendere finanzielle Zusagen zum Ozeanschutz erfolgen werden. Dennoch ist die Konferenz von Bedeutung, um auf internationaler Ebene den Schutz der Ozeane als lebenswichtige Grundlage für die Menschheit hervorzuheben und ein tieferes Bewusstsein auf politischer Ebene, und durch die weltweite Berichterstattung darüber hinaus, zu fördern.
Der Bericht des Ocean Panels, eines auf Initiative Norwegens 2018 gegründeten Gremiums für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Meeres- und Küstengebieten, bringt es auf den Punkt: „Die Gesundheit, der Wohlstand und das Wohlergehen der Welt und ihrer Menschen hängen vom Meer ab.“ Der Schutz der Ozeane ist daher eine dringliche Aufgabe, die aufgrund der globalen Interkonnektivität alle Staaten und Bürger der Welt betrifft. Internationale Konferenzen vermögen nicht alle Probleme zu lösen, sind aber wichtige Plattformen, um zu sensibilisieren, die Bedeutsamkeit des Themas herauszustellen und Impulse für weitere Handlungen auf politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zu setzen.
Costa Rica hat im Rahmen der UNOC-3 die Chance, erneut Akzente in der Umweltaußenpolitik zu setzen und seinen guten Ruf im Zusammenhang mit dem Ozeanschutz zu festigen. 2026 stehen zudem Präsidentschaftswahlen in dem Land an. Ein Regierungswechsel böte die Chance, wieder stärker für das Thema Umweltschutz einzustehen und Costa Ricas Rolle als grünes Land glaubhaft zu verteidigen.
Julia Sandner ist Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Costa Rica. Bis Dezember 2024 leitete sie das Regionalprogramm Energiesicherheit und Klimawandel Lateinamerika mit Sitz in Lima.
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