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Editorial der Ausgabe: "Die digitale Zukunft"

Werden wir eines Tages nur noch wenige Stunden in der Woche arbeiten, weil Roboter und Algorithmen den Großteil unserer Aufgaben für uns erledigen? Wie wird die Digitalisierung unser Zusammenleben, politische Willensbildungsprozesse und geopolitische Zusammenhänge verändern? Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem beschränken sich die Beiträge zu dieser Ausgabe nicht auf eine Bestandsaufnahme in Sachen Digitalisierung, sondern wagen einen Blick in die Zukunft, die digitale Zukunft.

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Liebe Leserinnen und Leser,

wird es in den Fabriken der Zukunft rund um die Uhr dunkel sein, weil die dort selbstständig arbeitenden Maschinen kein Licht brauchen? Werden wir eines Tages nur noch wenige Stunden in der Woche arbeiten, weil Roboter und Algorithmen den Großteil unserer Aufgaben für uns erledigen? Wie wird die Digitalisierung unser Zusammenleben, politische Willensbildungsprozesse und geopolitische Zusammenhänge verändern? Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem beschränken sich die Beiträge zu dieser Ausgabe nicht auf eine Bestandsaufnahme in Sachen Digitalisierung, sondern wagen einen Blick in die Zukunft, die digitale Zukunft.

Dass der digitale Fortschritt insbesondere unser Arbeitsleben weiter umkrempeln wird, steht außer Frage. Bei manchem weckt das die Hoffnung auf eine bessere Balance von Arbeits- und Privatleben. Andere befürchten, durch Maschinen ersetzt und arbeitslos zu werden. Welche Hoffnungen realistisch, welche Ängste berechtigt sind, erläutert Aljoscha Burchardt in seinem Zwischenruf zu dieser Ausgabe.

Jenseits unrealistischer Hoffnungen und übertriebener Ängste gilt allerdings in jedem Fall: Im selben Maße wie der Einsatz Künstlicher Intelligenz zunimmt, wird es wichtiger, sich auf verbindliche Regeln für diesen Einsatz zu verständigen. Olaf Groth, Mark Nitzberg und Mark Esposito verdeutlichen dies in ihrem Beitrag und fordern eine internationale Magna Carta für das Zeitalter der kognitiven Maschinen.

Das Ziel einer vollständig vernetzten Gesellschaft verfolgt das Zukunftskonzept Society 5.0 in Japan. Seine Initiatoren hoffen, damit die drängenden demografischen und wirtschaftlichen Probleme des Inselstaats lösen zu können. Ob das gelingen kann, beantwortet Franz Waldenberger.

Dass die Digitalisierung auch politische Willensbildungsprozesse verändert, zeigt sich wohl nirgends deutlicher als in den sozialen Medien. Dabei hat der Umstand, dass sich weltweit jeder mit jedem vernetzen und austauschen kann, durchaus auch seine Schattenseiten, wie Torben Stephan ausführt. Die Herausforderung für die Politik besteht entsprechend darin, die positiven Aspekte digitaler Partizipation zu fördern und gleichzeitig die negativen Begleiterscheinungen einzuhegen.

Dass der digitale Raum sehr wohl das Potenzial hat, zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit beizutragen, zeigen Jan Cernicky und Antonie Hutter am Beispiel Kenia. In dem Land mit seiner dynamisch wachsenden Digitalwirtschaft stehen die jungen, zahlenmäßig überlegenen Digital Natives einer sozialen und politischen Elite gegenüber, für die das Internet in der Regel Neuland ist. Ob die junge Generation das Internet als Raum des offenen Diskurses nutzen und dadurch für mehr Partizipation sorgen kann, muss sich allerdings erst noch erweisen.

Bislang eher unterbelichtet ist der Zusammenhang zwischen Digitalisierungsprozessen und den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten. Dabei steht der derzeitige epochale Wandel der globalen Energiesysteme in vielfachen Wechselwirkungen mit der digitalen Revolution. Peter Hefele analysiert in seinem Beitrag die Chancen und Risiken einer digitalisierten Energiewirtschaft und zeigt auf, welche geopolitischen Machtverschiebungen sich daraus ergeben könnten.

Im Zusammenhang mit der digitalen Währung Bitcoin erfährt die Blockchain-Technologie bereits heute einiges an Aufmerksamkeit. Dass ihr Potenzial weit über dieses Anwendungsfeld hinausgeht, verdeutlicht Christian Hübner in seinem Beitrag. Möglicherweise könnte die Technologie sogar eine Alternative zu schwachen staatlichen Institutionen sein, wie wir sie insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern vorfinden.

Ob dunkle Fabriken Normalität werden, der Mensch aus Produktionsprozessen verschwindet und politische Willensbildungsprozesse nur noch digital ablaufen – all das lässt sich heute noch nicht abschließend sagen. Dass sich unsere Zukunft auch und vor allem im digitalen Raum entscheidet, daran allerdings kann es auch heute schon keinen Zweifel mehr geben. Es führt deshalb auch kein Weg daran vorbei, dass wir uns diesen Raum vollumfänglich zu eigen machen, um unsere digitale Zukunft mit all ihren Möglichkeiten aktiv in unserem Sinne zu gestalten.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr Dr. Gerhard Wahlers

Dr. Gerhard Wahlers ist Herausgeber der Auslandsinformationen (Ai), stellvertretender Generalsekretär und Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung (gerhard.wahlers@kas.de).

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