Länderberichte
Das Treffen, an dem rund 250 Gäste, darunter 185 Bischöfe aus aller Welt, teilnehmen, will Umweltschäden im Amazonasgebiet und deren soziale Folgen in den Blick nehmen. Den Rahmen für diese Synode bildet die Umwelt-Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus. Maßgeblich beteiligt an der Synode ist das panamazonische, kirchliche Netzwerk REPAM (Red Eclesial PanAmazónica), zu dem auch die deutschen kirchlichen Hilfswerke Adveniat und Misereor gehören.
Die Amazonassynode wird in den kommenden drei Wochen unter anderem den Lebensraum indigener Völker im Amazonasgebiet, Eingriffe wie Landvertreibungen, Abholzung von Wald sowie die Verschmutzung von Gewässern diskutieren. Der Papst hat dazu neben kirchlichen Würdenträgern und Ordensleuten auch Vertreter indigener Gruppen und der Zivilgesellschaft, die im Amazonas arbeiten, eingeladen, unter ihnen auch der brasilianische Projektpartner der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brasilien „ Projeto Saude e Alegria“. (http://www.saudeealegria.org.br/ )
Die Synode wird daneben ebenso die Rolle der Frauen in der Kirche thematisieren wie auch neue Formen der Seelsorge, u. a. den Einsatz sogenannter „viri probati“, d. h. verheirateter Männer, die seelsorgerisch tätig werden, eine Variante, die gerade in Zeiten des Priestermangels interessant sein könnte, nicht nur für das Amazonasgebiet.
Die Bischofssynode, eine neue Struktur der katholischen Kirche
Eine Bischofssynode, wie sie nun in Rom stattfindet, ist nicht nur eine vorübergehende Versammlung, die sich auf bestimmte Themen konzentriert, sondern eine dauerhafte Einrichtung der katholischen Kirche, die 1965 von Papst Paul VI. als Beratungsgremium zur Förderung "des gegenseitigen Wissens unter den Bischöfen, des gemeinsamen Gebets, der fairen Auseinandersetzung, der Vertiefung der christlichen Lehre, der Reform der kirchlichen Strukturen, der Förderung der pastoralen Tätigkeit in der ganzen Welt" geschaffen wurde.[1] Im Sinne der Bedeutung des Worts „Synode“ soll es um den Austausch zwischen Vertretern der Kirche und Laien kommen.
Die Synode für das Amazonasgebiet: Hintergrundinformationen
Vor drei Jahren hatten die brasilianischen Bischöfe der Amazonasregion, die sich seit 1952 regelmäßig treffen und den Auftrag der katholischen Kirche in dieser besonderen Region diskutieren, einen Brief an den Papst geschrieben und darin skizziert, wie es um die Pastorale in der Region, die mit knappen Ressourcen und immer weniger Seelsorgern auskommen muss, steht und wie schwierig die Situation vor allem der indigenen Bevölkerung aufgrund der Ausweitung wirtschaftlicher Interessen ist. Die Bischöfe waren überrascht, als der Papst auf diesen Brief reagierte und schließlich im Oktober 2017 die Amazonassynode ausrief, die erste ihrer Art, bei der es um ein spezielles Gebiet der Erde geht und nicht wie sonst bei Synoden um geistliche Fragestellungen.
Unter dem Leitmotiv "Amazonien: Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie" soll nun versucht werden, "neue Wege für die Evangelisierung des Teils des Volkes Gottes, insbesondere der indigenen Völker, zu finden, die oft vergessen werden und keine Aussicht auf eine friedliche Zukunft haben, auch wegen der Krise des Amazonaswaldes, eines Klimareglers von grundlegender Bedeutung für unseren Planeten“.
Obwohl das Hauptereignis erst jetzt stattfindet, wurde sofort nach Einberufung der Synode mit den Vorbereitungen begonnen und einige wichtige Ereignisse sind aus dieser Zeit hervorzuheben:
1) Die Auswahl des Pan-Amazonian Ecclesial Network (REPAM) als Organisation für die Vorbereitung der Synode. REPAM wurde 2014 gemeinsam von CELAM, der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz, der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB), dem Lateinamerikanischen und Karibischen Sekretariat von CARITAS (SELACC) und dem Lateinamerikanischen und Karibischen Verband der Gläubigen (CLAR) gegründet. Das Netzwerk vereint verschiedene kirchliche Organisationen und lokale Amazonasgemeinschaften und zielt darauf ab, auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Region zu reagieren;
2) Der Besuch des Heiligen Vaters in Puerto Maldonado, Peru, im Januar 2018, wo er Vertreter der indigenen Bevölkerung der Amazonasregion traf und mit ihnen über die Bedeutung ihrer Traditionen sprach;
3) Die Vorbereitung eines Arbeitsdokuments für die Vollversammlung durch den sogenannten Vorsynodenrat, das im Juni 2018 vorgelegt wurde, mit dem Ziel, die Ortskirchen und kirchliche Organisationen dabei zu unterstützen, einen Prozess des Zuhörens und Nachdenkens über die Themen der Synode zu gestalten;
4) Die Organisation von Treffen im Amazonasgebiet durch das Pan-Amazonian Ecclesial Network (REPAM) mit dem Ziel, die Sichtweisen, die Bedürfnisse und Vorschläge der Bevölkerung der Amazonasregion zu sammeln;
5) Die Verfassung eines Arbeitsdokuments (Instrumentum laboris) der Synode, das als Grundlage für die Diskussionen der in Rom versammelten Bischöfe dienen soll.
Das Arbeitsdokument der Syonde „Instrumentum Laboris“
Das Dokument, das auf der Grundlage der Ergebnisse der Anhörungen der lokalen Glaubensgemeinschaften und der seit 2018 von REPAM geförderten Debatten erstellt wurde, wird als Leitfaden für die Arbeit und die Diskussionen der Synodenversammlung dienen. Die Synodenteilnehmer sind jedoch nicht verpflichtet, den Empfehlungen des Papiers zu folgen, das sich in drei Hauptteile gliedert: 1. "Die Stimme Amazoniens"; 2. "Ganzheitliche Ökologie: Der Schrei der Erde und der Armen"; und 3. " Eine prophetische Kirche in Amazonien: Herausforderungen und Hoffnungen".
Das Arbeitsdokument richtet das Augenmerk der Kritik vor allem auf zwei große Bedrohungskomplexe. Auf der einen Seite wird "die Verletzung der Rechte indigener Völker" angeführt, einschließlich "des Rechts auf Territorium, auf Selbstbestimmung, auf Abgrenzung von Territorien".
Andererseits wird auf private und staatliche Wirtschaftsakteure und -interessen hingewiesen, deren Handlungen die ökologische Integrität der amazonischen Umwelt und das sozio-ökologische Gleichgewicht zwischen der einheimischen Bevölkerung und dem Amazonasraum gefährden, darunter: "Aneignung und Privatisierung von Naturschätzen wie Wasser; (....) legale Holzkonzessionen und (....) das Recht auf das Territorium, auf Selbstbestimmung, auf Abgrenzung von Gebieten", Eintritt von illegalen Holzfirmen; (....) Raubjagd und Fischerei, (....) Megaprojekte: Wasserkraftwerke, Waldkonzessionen, Entwaldung zur Produktion von Monokulturen, Straßen und Eisenbahnen, Bergbau- und Ölprojekte; (....) Kontamination durch alle Rohstoffindustrien, die Probleme und Krankheiten verursachen, insbesondere für Kinder und Jugendliche“.
Daneben werden im Arbeitspapier die Bedeutung der Kultur und die soziale Organisation der indigenen Völker des Amazonas im Einklang mit der Natur hervorgehoben.
Folglich sind die Handlungsvorschläge des Arbeitsdokuments um zwei Hauptaktionslinien gruppiert. Die erste besteht darin, der Ausbeutung des Territoriums und der Bevölkerung sowohl in der ursprünglichen Umgebung (dem Wald) als auch in den Städten (wo die negativen Folgen von Vertreibung und Ausbeutung festgestellt werden) durch politisches Handeln und Druck, Sensibilisierung und Aufklärung sowie Durchführung lokaler Projekte entgegenzutreten. Die zweite bezieht sich auf den Dialog mit den Ureinwohnern über ihre Lebensweisen und Traditionen, einschließlich der Anpassung der kirchlichen Organisation, der Liturgie und der Methoden der Seelsorge an deren lokale Bedürfnisse.
Obwohl es sich lediglich um ein Vorbereitungsdokument handelt, das nur als Grundlage für die Diskussion der Synode dient und keinen bindenden Charakter hat, wurde das Instrumentum Laboris schon im Vorfeld der Synode zum Gegenstand heftiger Kritik in Brasilien.
Erste Reaktionen
Anfang 2019, als die 2018 gewählte neue brasilianische Regierung ihr Amt antrat, begann auf ihre Weisung das Büro für institutionelle Sicherheit (GSI – Gabinete de Segurança Institucional) als Koordinierungsorgan für die Nachrichtendienste des Landes mit der Beobachtung des Synodenprozesses in Brasilien. Diese hatte zum Ziel, mögliche negative Auswirkungen der Synode auf die Politik der neuen Regierung in der Region sowohl unter innenpolitischen als auch internationalen Gesichtspunkten kritisch zu analysieren.
Für das GSI stellte die Synode ein potenzielles Risiko dar, da man befürchtete, dass sich zwischen Parteien, Nichtregierungsorganisationen und Gruppen, insbesondere des linken politischen Spektrums, sowie kirchlichen Organisationen, die im Amazonasgebiet arbeiten, ein heftiger Konflikt mit und Widerstand gegen die Regierung Bolsonaro bilden könnte. Insbesondere die territoriale Souveränität des brasilianischen Staates im Amazonasgebiet war immer wieder Thema, da einige internationale Organisationen im Amazonasgebiet in den Augen der Regierung ohne große Kontrolle durch den brasilianischen Staat gearbeitet hätten, und die laufenden Projekte zur "Internationalisierung des Amazonasgebietes" aufgrund ihrer Bedeutung für das globale Klimagleichgewicht und die Konzentration der biologischen Vielfalt in der Region ausnutzen könnten. Obwohl die Synode schon ein Jahr vor dem Präsidentschaftswahlkampf in Brasilien berufen wurde, sah man sie mit ihren Themen doch als einen möglichen Angriff auf die Souveränität Brasiliens.
Die brasilianischen katholischen Würdenträger betrachteten die Besorgnis der Regierung Bolsonaro als unangemessene Einmischung in religiöse Angelegenheiten oder als Panikmache angesichts des wahren Zwecks der Synodalversammlung – nämlich den Kampf für die Rechte und guten Lebensbedingungen der amazonischen Völker. Sie betonten im August 2019 in einem Schreiben die brasilianische Souveränität über diesen Teil der Erde, zeigten aber auch Verständnis für die Sorge der ganzen Welt um diesen Lebensraum. Sie riefen alle Nationen dazu auf, mit den Amazonasländern und mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten und sich für den Erhalt des Amazonas einzusetzen. Die Auffassung der brasilianischen Regierung, die durch internationales Handeln eine Einmischung in brasilianische Souveränität fürchtet, ist in jüngster Zeit noch einmal stärker in die Schlagzeilen geraten, als die Zahl der Brände im Amazonasgebiet massiv angestiegen ist und der französische Präsident Emmanuel Macron über die Möglichkeit der Schaffung eines internationalen Status für den Amazonas gesprochen hat. Die Rede von Jair Bolsonaro zur Eröffnung der UN-Jahresversammlung wurde vor diesem Hintergrund als ein nachdrücklicher - aber vielleicht nicht sehr diplomatischer - Hinweis auf die territoriale Souveränität des brasilianischen Staates wahrgenommen.
Aus dieser Perspektive besteht die Möglichkeit, dass die Synodenvorschläge auf Kritik der brasilianischen Regierung stoßen werden, indem sie der Erhaltung der Umwelt und der Kulturen mehr Gewicht beimessen als der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Ebenso könnten sie den Widerstand von Sozial-, Religions- und Umweltorganisationen gegenüber der aktuellen Regierungspolitik verstärken. Im Idealfall führen die Diskussionen der Synode über Amazonien jedoch zu einem tieferen und offeneren Dialog zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren.
Ein weiterer Kritikpunkt des Instrumentum Laboris richtet sich u. a. gegen die Agrarwirtschaft und deren Verständnis von Waldschutz. In diesem Fall jedoch gibt es Anzeichen, dass brasilianische Agrarproduzenten, die eng mit dem Welthandelssystem für Rohstoffe verbunden sind, auf Anreize, den Ausbau von Weiden und Nutzpflanzen in illegalen Gebieten zu kontrollieren, reagieren werden, denn in mehreren Ländern gibt es Gesetze oder interne Vorschriften von Lebensmittelimporteuren, die den Kauf von Produkten, die von "Umweltsündern" stammen, verhindern. In diesem Sinne haben Unternehmensgruppen, Nichtregierungsorganisationen, aber auch die Gouverneure der brasilianischen Bundesstaaten des Amazonas die brasilianische Regierung unter Druck gesetzt, effektiver zu arbeiten, um illegale Entwaldung und die Brände zu verhindern bzw. zu bekämpfen.
Bevor nun voreilige Schlüsse zur Synode gezogen werden, ist zu beachten, dass Papst Franziskus am Ende der Synodenversammlung eine apostolische Erklärung herausgeben wird, in der er die Ergebnisse und Überlegungen, die er für angemessen hält, zusammenfasst und einige der Empfehlungen auch verwerfen kann. Es wird dann interessant sein, zu beobachten, wie die Schlussfolgerungen von der Regierung und der Öffentlichkeit in Brasilien aufgenommen werden. Die Menschen in der Amazonasregion erhoffen sich jedenfalls von diesem Ereignis im Vatikan und der Kirche Unterstützung, so weiter leben zu können, wie bisher. Die Synode kann für Brasilien und alle Anrainerstaaten des Amazonas zum Erfolg werden, wenn sie neue Vorschläge für den Schutz von indigener Bevölkerung, Umwelt und Klima und im Einklang mit nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten macht, aber auch für die katholische Seelsorge in dieser Region.
Die Amazonassynode wird in den kommenden drei Wochen unter anderem den Lebensraum indigener Völker im Amazonasgebiet, Eingriffe wie Landvertreibungen, Abholzung von Wald sowie die Verschmutzung von Gewässern diskutieren. Der Papst hat dazu neben kirchlichen Würdenträgern und Ordensleuten auch Vertreter indigener Gruppen und der Zivilgesellschaft, die im Amazonas arbeiten, eingeladen, unter ihnen auch der brasilianische Projektpartner der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brasilien „ Projeto Saude e Alegria“. (http://www.saudeealegria.org.br/ )
Die Synode wird daneben ebenso die Rolle der Frauen in der Kirche thematisieren wie auch neue Formen der Seelsorge, u. a. den Einsatz sogenannter „viri probati“, d. h. verheirateter Männer, die seelsorgerisch tätig werden, eine Variante, die gerade in Zeiten des Priestermangels interessant sein könnte, nicht nur für das Amazonasgebiet.
Die Bischofssynode, eine neue Struktur der katholischen Kirche
Eine Bischofssynode, wie sie nun in Rom stattfindet, ist nicht nur eine vorübergehende Versammlung, die sich auf bestimmte Themen konzentriert, sondern eine dauerhafte Einrichtung der katholischen Kirche, die 1965 von Papst Paul VI. als Beratungsgremium zur Förderung "des gegenseitigen Wissens unter den Bischöfen, des gemeinsamen Gebets, der fairen Auseinandersetzung, der Vertiefung der christlichen Lehre, der Reform der kirchlichen Strukturen, der Förderung der pastoralen Tätigkeit in der ganzen Welt" geschaffen wurde.[1] Im Sinne der Bedeutung des Worts „Synode“ soll es um den Austausch zwischen Vertretern der Kirche und Laien kommen.
Die Synode für das Amazonasgebiet: Hintergrundinformationen
Vor drei Jahren hatten die brasilianischen Bischöfe der Amazonasregion, die sich seit 1952 regelmäßig treffen und den Auftrag der katholischen Kirche in dieser besonderen Region diskutieren, einen Brief an den Papst geschrieben und darin skizziert, wie es um die Pastorale in der Region, die mit knappen Ressourcen und immer weniger Seelsorgern auskommen muss, steht und wie schwierig die Situation vor allem der indigenen Bevölkerung aufgrund der Ausweitung wirtschaftlicher Interessen ist. Die Bischöfe waren überrascht, als der Papst auf diesen Brief reagierte und schließlich im Oktober 2017 die Amazonassynode ausrief, die erste ihrer Art, bei der es um ein spezielles Gebiet der Erde geht und nicht wie sonst bei Synoden um geistliche Fragestellungen.
Unter dem Leitmotiv "Amazonien: Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie" soll nun versucht werden, "neue Wege für die Evangelisierung des Teils des Volkes Gottes, insbesondere der indigenen Völker, zu finden, die oft vergessen werden und keine Aussicht auf eine friedliche Zukunft haben, auch wegen der Krise des Amazonaswaldes, eines Klimareglers von grundlegender Bedeutung für unseren Planeten“.
Obwohl das Hauptereignis erst jetzt stattfindet, wurde sofort nach Einberufung der Synode mit den Vorbereitungen begonnen und einige wichtige Ereignisse sind aus dieser Zeit hervorzuheben:
1) Die Auswahl des Pan-Amazonian Ecclesial Network (REPAM) als Organisation für die Vorbereitung der Synode. REPAM wurde 2014 gemeinsam von CELAM, der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz, der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB), dem Lateinamerikanischen und Karibischen Sekretariat von CARITAS (SELACC) und dem Lateinamerikanischen und Karibischen Verband der Gläubigen (CLAR) gegründet. Das Netzwerk vereint verschiedene kirchliche Organisationen und lokale Amazonasgemeinschaften und zielt darauf ab, auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Region zu reagieren;
2) Der Besuch des Heiligen Vaters in Puerto Maldonado, Peru, im Januar 2018, wo er Vertreter der indigenen Bevölkerung der Amazonasregion traf und mit ihnen über die Bedeutung ihrer Traditionen sprach;
3) Die Vorbereitung eines Arbeitsdokuments für die Vollversammlung durch den sogenannten Vorsynodenrat, das im Juni 2018 vorgelegt wurde, mit dem Ziel, die Ortskirchen und kirchliche Organisationen dabei zu unterstützen, einen Prozess des Zuhörens und Nachdenkens über die Themen der Synode zu gestalten;
4) Die Organisation von Treffen im Amazonasgebiet durch das Pan-Amazonian Ecclesial Network (REPAM) mit dem Ziel, die Sichtweisen, die Bedürfnisse und Vorschläge der Bevölkerung der Amazonasregion zu sammeln;
5) Die Verfassung eines Arbeitsdokuments (Instrumentum laboris) der Synode, das als Grundlage für die Diskussionen der in Rom versammelten Bischöfe dienen soll.
Das Arbeitsdokument der Syonde „Instrumentum Laboris“
Das Dokument, das auf der Grundlage der Ergebnisse der Anhörungen der lokalen Glaubensgemeinschaften und der seit 2018 von REPAM geförderten Debatten erstellt wurde, wird als Leitfaden für die Arbeit und die Diskussionen der Synodenversammlung dienen. Die Synodenteilnehmer sind jedoch nicht verpflichtet, den Empfehlungen des Papiers zu folgen, das sich in drei Hauptteile gliedert: 1. "Die Stimme Amazoniens"; 2. "Ganzheitliche Ökologie: Der Schrei der Erde und der Armen"; und 3. " Eine prophetische Kirche in Amazonien: Herausforderungen und Hoffnungen".
Das Arbeitsdokument richtet das Augenmerk der Kritik vor allem auf zwei große Bedrohungskomplexe. Auf der einen Seite wird "die Verletzung der Rechte indigener Völker" angeführt, einschließlich "des Rechts auf Territorium, auf Selbstbestimmung, auf Abgrenzung von Territorien".
Andererseits wird auf private und staatliche Wirtschaftsakteure und -interessen hingewiesen, deren Handlungen die ökologische Integrität der amazonischen Umwelt und das sozio-ökologische Gleichgewicht zwischen der einheimischen Bevölkerung und dem Amazonasraum gefährden, darunter: "Aneignung und Privatisierung von Naturschätzen wie Wasser; (....) legale Holzkonzessionen und (....) das Recht auf das Territorium, auf Selbstbestimmung, auf Abgrenzung von Gebieten", Eintritt von illegalen Holzfirmen; (....) Raubjagd und Fischerei, (....) Megaprojekte: Wasserkraftwerke, Waldkonzessionen, Entwaldung zur Produktion von Monokulturen, Straßen und Eisenbahnen, Bergbau- und Ölprojekte; (....) Kontamination durch alle Rohstoffindustrien, die Probleme und Krankheiten verursachen, insbesondere für Kinder und Jugendliche“.
Daneben werden im Arbeitspapier die Bedeutung der Kultur und die soziale Organisation der indigenen Völker des Amazonas im Einklang mit der Natur hervorgehoben.
Folglich sind die Handlungsvorschläge des Arbeitsdokuments um zwei Hauptaktionslinien gruppiert. Die erste besteht darin, der Ausbeutung des Territoriums und der Bevölkerung sowohl in der ursprünglichen Umgebung (dem Wald) als auch in den Städten (wo die negativen Folgen von Vertreibung und Ausbeutung festgestellt werden) durch politisches Handeln und Druck, Sensibilisierung und Aufklärung sowie Durchführung lokaler Projekte entgegenzutreten. Die zweite bezieht sich auf den Dialog mit den Ureinwohnern über ihre Lebensweisen und Traditionen, einschließlich der Anpassung der kirchlichen Organisation, der Liturgie und der Methoden der Seelsorge an deren lokale Bedürfnisse.
Obwohl es sich lediglich um ein Vorbereitungsdokument handelt, das nur als Grundlage für die Diskussion der Synode dient und keinen bindenden Charakter hat, wurde das Instrumentum Laboris schon im Vorfeld der Synode zum Gegenstand heftiger Kritik in Brasilien.
Erste Reaktionen
Anfang 2019, als die 2018 gewählte neue brasilianische Regierung ihr Amt antrat, begann auf ihre Weisung das Büro für institutionelle Sicherheit (GSI – Gabinete de Segurança Institucional) als Koordinierungsorgan für die Nachrichtendienste des Landes mit der Beobachtung des Synodenprozesses in Brasilien. Diese hatte zum Ziel, mögliche negative Auswirkungen der Synode auf die Politik der neuen Regierung in der Region sowohl unter innenpolitischen als auch internationalen Gesichtspunkten kritisch zu analysieren.
Für das GSI stellte die Synode ein potenzielles Risiko dar, da man befürchtete, dass sich zwischen Parteien, Nichtregierungsorganisationen und Gruppen, insbesondere des linken politischen Spektrums, sowie kirchlichen Organisationen, die im Amazonasgebiet arbeiten, ein heftiger Konflikt mit und Widerstand gegen die Regierung Bolsonaro bilden könnte. Insbesondere die territoriale Souveränität des brasilianischen Staates im Amazonasgebiet war immer wieder Thema, da einige internationale Organisationen im Amazonasgebiet in den Augen der Regierung ohne große Kontrolle durch den brasilianischen Staat gearbeitet hätten, und die laufenden Projekte zur "Internationalisierung des Amazonasgebietes" aufgrund ihrer Bedeutung für das globale Klimagleichgewicht und die Konzentration der biologischen Vielfalt in der Region ausnutzen könnten. Obwohl die Synode schon ein Jahr vor dem Präsidentschaftswahlkampf in Brasilien berufen wurde, sah man sie mit ihren Themen doch als einen möglichen Angriff auf die Souveränität Brasiliens.
Die brasilianischen katholischen Würdenträger betrachteten die Besorgnis der Regierung Bolsonaro als unangemessene Einmischung in religiöse Angelegenheiten oder als Panikmache angesichts des wahren Zwecks der Synodalversammlung – nämlich den Kampf für die Rechte und guten Lebensbedingungen der amazonischen Völker. Sie betonten im August 2019 in einem Schreiben die brasilianische Souveränität über diesen Teil der Erde, zeigten aber auch Verständnis für die Sorge der ganzen Welt um diesen Lebensraum. Sie riefen alle Nationen dazu auf, mit den Amazonasländern und mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten und sich für den Erhalt des Amazonas einzusetzen. Die Auffassung der brasilianischen Regierung, die durch internationales Handeln eine Einmischung in brasilianische Souveränität fürchtet, ist in jüngster Zeit noch einmal stärker in die Schlagzeilen geraten, als die Zahl der Brände im Amazonasgebiet massiv angestiegen ist und der französische Präsident Emmanuel Macron über die Möglichkeit der Schaffung eines internationalen Status für den Amazonas gesprochen hat. Die Rede von Jair Bolsonaro zur Eröffnung der UN-Jahresversammlung wurde vor diesem Hintergrund als ein nachdrücklicher - aber vielleicht nicht sehr diplomatischer - Hinweis auf die territoriale Souveränität des brasilianischen Staates wahrgenommen.
Aus dieser Perspektive besteht die Möglichkeit, dass die Synodenvorschläge auf Kritik der brasilianischen Regierung stoßen werden, indem sie der Erhaltung der Umwelt und der Kulturen mehr Gewicht beimessen als der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Ebenso könnten sie den Widerstand von Sozial-, Religions- und Umweltorganisationen gegenüber der aktuellen Regierungspolitik verstärken. Im Idealfall führen die Diskussionen der Synode über Amazonien jedoch zu einem tieferen und offeneren Dialog zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren.
Ein weiterer Kritikpunkt des Instrumentum Laboris richtet sich u. a. gegen die Agrarwirtschaft und deren Verständnis von Waldschutz. In diesem Fall jedoch gibt es Anzeichen, dass brasilianische Agrarproduzenten, die eng mit dem Welthandelssystem für Rohstoffe verbunden sind, auf Anreize, den Ausbau von Weiden und Nutzpflanzen in illegalen Gebieten zu kontrollieren, reagieren werden, denn in mehreren Ländern gibt es Gesetze oder interne Vorschriften von Lebensmittelimporteuren, die den Kauf von Produkten, die von "Umweltsündern" stammen, verhindern. In diesem Sinne haben Unternehmensgruppen, Nichtregierungsorganisationen, aber auch die Gouverneure der brasilianischen Bundesstaaten des Amazonas die brasilianische Regierung unter Druck gesetzt, effektiver zu arbeiten, um illegale Entwaldung und die Brände zu verhindern bzw. zu bekämpfen.
Bevor nun voreilige Schlüsse zur Synode gezogen werden, ist zu beachten, dass Papst Franziskus am Ende der Synodenversammlung eine apostolische Erklärung herausgeben wird, in der er die Ergebnisse und Überlegungen, die er für angemessen hält, zusammenfasst und einige der Empfehlungen auch verwerfen kann. Es wird dann interessant sein, zu beobachten, wie die Schlussfolgerungen von der Regierung und der Öffentlichkeit in Brasilien aufgenommen werden. Die Menschen in der Amazonasregion erhoffen sich jedenfalls von diesem Ereignis im Vatikan und der Kirche Unterstützung, so weiter leben zu können, wie bisher. Die Synode kann für Brasilien und alle Anrainerstaaten des Amazonas zum Erfolg werden, wenn sie neue Vorschläge für den Schutz von indigener Bevölkerung, Umwelt und Klima und im Einklang mit nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten macht, aber auch für die katholische Seelsorge in dieser Region.