Vortrag
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Studium der Philologie und der Theologie in Tübingen, 1938–1945 Kriegsdienst, Oberleutnant; 1942 Heirat mit Gertrud Mattes, 6 Kinder; 1948 1. Staatsexamen, 1949 Assessor, 1950 Promotion; 1952–1958 Geschäftsführer der CDU Deutschlands, 1956 Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit, 1957–1976 MdB, 1961 Fraktionsgeschäftsführer, 1962–1968 Bundesminister für Familie und Jugend, 1967–1971 Generalsekretär der CDU Deutschlands, 1968–1989 Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Am 17. September 1989 wurde in den Morgennachrichten gemeldet, Bruno Heck sei tags zuvor verstorben. Bei seinem Lieblingssport, dem Wandern, war er auf einer Albtour bei Blaubeuren einem Herzversagen erlegen. Der Verfasser leitete gerade ein Hochschullehrergespräch mit dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), das Heck selbst einige Jahre zuvor initiiert hatte. Auf die Todesnachricht hin erhoben sich die Teilnehmer spontan, um eines Mannes zu gedenken, der hohe Funktionen in der Bundesregierung und in seiner Partei ausgeübt hatte und der als eigentlicher Gründungsvater der Konrad-Adenauer-Stiftung galt und gilt.
Aus kleinen Verhältnissen
Diese Karriere war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als sich der ausgemusterte Oberleutnant der Luftnachrichtentruppe, 28 Jahre alt, im August 1945 mit seiner ganzen Habe in einem Militärrucksack aus amerikanischer Gefangenschaft zu seiner damals noch kleinen Familie nach Rottweil durchgeschlagen hatte – er hatte 1943 geheiratet und einen ersten Sohn – , stand er wie Millionen anderer Männer seiner Generation vor der Frage, wie es weitergehen sollte: Was nach den „Greuel der Verwüstung“ sich „lohne, in eine neue Zeit mitgenommen zu werden“, aber auch, was aus ihm persönlich werden sollte. Am 20. Januar 1917 in Aalen geboren und aus kleinen Verhältnissen stammend (der Vater hatte als Schlossgärtner beim Fürsten von Thurn und Taxis gelernt, war zeitweilig arbeitslos und arbeitete später in einer Aalener Haushaltsgerätefirma als Werkmeister), hatte Heck zunächst mit dem Berufsziel Priester die humanistischen Gymnasien in Ellwangen und (ab 1932) in Rottweil absolviert (1936) und nach dem Arbeitsdienst 4 Semester als Werkstudent in Tübingen katholische Theologie studiert. 1938 wurde er eingezogen und 1943 war er bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt worden.
Student und ASTA-Vorsitzender in Tübingen
Um rasch in Lohn und Brot zu kommen, schien ihm ein Lehramtsstudium am geeignetsten zu sein, das er beurlaubt im Wintersemester 1941/42 bereits begonnen hatte: Im Sommer 1948 schloss er in Tübingen das Studium in Latein, Deutsch und Geschichte mit dem ersten, im September 1949 mit dem zweiten Staatsexamen ab und promovierte 1950 über „Die Anordnung der Gedichte des Gaius Valerius Catullus“ bei dem bekannten Latinisten Otto Weinreich. Seine sprachliche Begabung hatte er schon 1946 mit einer meisterhaften Übersetzung von Sallusts Catilinarischer Verschwörung und Ciceros erster Catilinaria für den Klett-Verlag unter Beweis gestellt. Zugleich engagierte sich Heck auch politisch: Der Vorsitz des Tübinger ASTA (1946/47) bedeutete „ein „Semester Arbeit statt Studium“, wobei die Auseinandersetzung mit der französischen Besatzungsmacht um die Lebens- und Studienbedingungen diese Aufgabe bestimmten. Aber zwei Reden machten Heck über die Grenzen Tübingens hinaus bekannt und ließen persönlichen Mut und politisches Potential erkennen: Auf dem Studententag im April 1947 in der französischen Zone äußerte sich Heck öffentlich zum Nationalsozialismus und zur Verstrickung seiner Generation:
„Wo unser Bekenntnis (gegen den Nationalsozialismus) (hätte) gefährlich werden können, … dort haben wir nicht bekannt, dort sind wir Auch-Nationalsozialisten gewesen.“ Und: Auch wenn wir nationalsozialistisch nicht gedacht haben – nationalistisch haben wir gedacht. Groß-Deutschland hat uns imponiert … Sind wir Nationalsozialisten gewesen? Nachdem wir gestehen mussten, dass wir Nationalisten waren und bekannt haben, dass wir Sozialisten gewesen sind, scheint diese Frage mit Hilfe einer Addition leicht beantwortet. Doch hier gilt die Addition nicht, das leuchtet jedem ein. Diese dritte Größe ist erst durch den dämonischen Missbrauch dieser ideellen Mächte Wirklichkeit geworden. Und dieser dämonische Missbrauch ist möglich geworden durch unsere Unentschiedenheit, durch unsere Feigheit. Das sind wir gewesen, wir bekennen es hier vor der Öffentlichkeit, nachdem wir uns fast zwei Jahre darauf besonnen haben; wir sagen es als Bekenntnis zu und gegen unsere Vergangenheit. Wir sagen es, weil wir glauben, dass uns, unserem Volk und der Welt wenig damit gedient ist, diese Vergangenheit totzuschweigen und so zu tun, als ob wir gänzlich unbeteiligt gewesen wären. Wir sagen es, weil wir diese Vergangenheit in Freiheit überwinden wollen, nicht ausmerzen und nicht ausrotten, welche Verben uns zu sehr an jene furchtbare unselige Zeit erinnern. Wir sagen es, weil wir die Wahrheit mehr lieben als wir die Gefahr fürchten, missverstanden oder böswillig mißgedeutet zu werden. Das sind wir gewesen, wir, die Jugend. Geführt und verführt an der Hand unserer Väter. Und denen in unserem Volke, die in pharisäischer Selbstgerechtigkeit uns anklagen, rufe ich im Namen dieser Jugend zu: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf uns!“
Daraufhin lud man ihn ein, auf der letzten gesamtdeutschen Konferenz der Kultusminister in Hannover im Oktober 1947 das studentische Hauptreferat zu halten. Seine Rede über die „Die Universität als Erbe und Aufgabe“, gegen ein französisches Verbot gehalten, war ein klarer Angriff auf die Besatzungsmächte:
Ebenfalls 1946 hatte sich Heck der CDU angeschlossen, war ab 1948 Leiter des CDU-Ortsverbandes Rottweil, wurde im Sommer 1948 als Bürgermeisterkandidaten in Ellwangen nominiert und war drei Jahre lang Mitglied des Vorstandes der Jungen Union in Württemberg-Hohenzollern.
Vom Regierungsrat zum Bundesgeschäftsführer der CDU
Durch seinen Einsatz in der Studentenpolitik und in der Union war er aufgefallen, daher wurde er nach drei Monaten als Studienassessor in Rottweil 1949 als persönlicher Referent des Kultusministers von Südwürttemberg-Hohenzollern Albert Sauer und Regierungsrat ins Ministerium versetzt und damit begann seine eigentliche politische Laufbahn. „Während der Vorbereitung für die ersten Parlamentswahlen des 1952 neu gebildeten Landes Baden-Württemberg vollzog sich die Weichenstellung für sein gesamtes weiteres Leben.“ (Jürgen Aretz). Auf Vorschlag von Kurt Georg Kiesinger wurde Heck trotz Bedenken des damaligen Parteivorsitzenden Konrad Adenauer gegen eine Stärkung der „Zentrale“, der Bundesgeschäftsstelle der CDU in der Bonner Nassestraße, im Frühjahr 1952 hauptamtlicher Bundesgeschäftsführer der CDU und bereitete die Bundestagswahlen im September 1953 vor, bei der CDU und CSU 45,2% der Stimmen erreichten. Auch an der Organisation der Bundestagswahl 1957, die für CDU und CSU die absolute Mehrheit brachte, hatte Heck erneut einen hervorragenden Anteil, nachdem ihn zwei politische Studienreisen in die USA zusammen mit dem späteren NRW-Ministerpäsidenten Franz Meyers mit dem dortigen Parteimanagement, mit amerikanischer Wahlkampfführung und mit der Bedeutung der Medien vertraut gemacht hatten.
Als Abgeordneter im Bundestag
1958 trat Heck als Bundesgeschäftsführer zurück, nachdem er 1957 als Kandidat des Wahlkreises Rottweil-Tuttlingen in den Bundestag gewählt worden war (bis 1976). Bruno Heck war in dieser Zeit auf Erwin Teufel aufmerksam geworden, er förderte und prägte ihn nachhaltig. Heck gewährte Teufel tiefe Einblicke in die Tagespolitik, in den politischen Alltag. Er schickte ihm jeden Tag ein Paket aus Bonn, in dem alles, was er aus seiner Eingangspost als Bundesgeschäftsführer nicht mehr benötigte, in die Heimat schickte. Mit Hans Bausch, dem späteren langjährigen Intendanten des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart, organisierte Teufel erfolgreich 1957 den Wahlkampf für Heck. Von 1957-1961 war Heck Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und wurde (für 28 Jahre) Vorsitzender des Verwaltungsrats der neugegründeten Deutschen Welle. Nach seiner Wiederwahl 1961 erhielt er das neugeschaffene Amt eines Zweiten Parlamentarischen Geschäftsführers, eine Kandidatur als Gründungsintendant für das ZDF (1962) verhinderte allerdings die SPD.
Bundesminister für Familie und Jugend und Generalsekretär der CDU
Zum 11. Dezember 1962 berief ihn Adenauer bei der Kabinettsumbildung nach der „Spiegel-Affäre“ zum Bundesminister für Familie und Jugend, was die Bundeskanzler Ludwig Erhard 1963 und Kurt Georg Kiesinger 1966 bestätigten. In diesem Amt setzte sich Heck nachhaltig für die finanzielle Entlastungen einkommensschwacher Familien, die Rechte unehelicher Kinder und eine breite gesetzliche Ausbildungsförderung ein und engagierte sich v.a. für den Aufbau des Deutsch-Französischen Jugendwerks.
Seit Juni 1966 war Heck neben seiner Ministertätigkeit Generalsekretär der CDU und spielte bei den Koalitionsverhandlungen mit FDP. und SPD zur Bildung der großen Koalition 1966–69 unter Leitung von Kurt-Georg Kiesinger eine wichtige Rolle.
Das Berliner Programm 1968
Zwar scheiterte der auch von Heck forcierte Vorschlag, bis zur Wahl 1969 ein Mehrheitswahlrecht einzuführen, aber sein Entwurf eines Aktionsprogramms der CDU/CSU wurde im Spätherbst 1968 auf dem CDU-Bundesparteitag als „Berliner Programm“ verabschiedet. Hecks Wirken als Generalsekretär hatte insbesondere das Ziel, den Abschied vom „Kanzlerwahlverein“ der Ära Adenauer einzuleiten: Die Mitglieder der CDU, die „poröser werden (musste) für die Sorgen der Bevölkerung“, sollten sich als Mitgestalter christlich-demokratischer Politik verstehen. So ging der Verabschiedung des „Berliner Programms“ eine breite und vor allem offene Programmdiskussion der Mitglieder voraus, die in der deutschen Parteienlandschaft ohne Beispiel war, eine „parteipädagogische Leistung großen Stils“ nannte es später Eugen Gerstenmaier. Am 1. Oktober 1968 verließ Heck die Bundesregierung, um für die CDU die Bundestagswahl 1969 vorzubereiten und blieb auch nach der Bundestagswahl am 28. September 1969 als Generalsekretär der CDU im Amt (die CDU/CSU erreichte 46,1 Prozent der Stimmen und gewann 242 Mandate, während die SPD 42,7 Prozent und 224 Sitze und die FDP 5,8 Prozent und 31 Sitze verzeichnen konnte; beide bildeten die sozialliberale Koalition). Nach der Wahl Rainer Barzels zum Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten (Oktober 1971), den Heck sehr skeptisch beurteilte („Wir sind fundamental verschiedene Leute“; Heck selbst hatte Helmut Kohl favorisiert), wurde er als Generalsekretär durch Konrad Kraske abgelöst. Vor der Bundestagswahl vom 3. Oktober 1976 verzichtete Heck auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag, damals nannte ihn „Die Zeit“ einen jener „Unangepaßten“, „ja‚ Unzeitgemäßen, von denen die Demokratie lebt“. Aber er übte auch weiterhin als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung Einfluss in der CDU aus.
Leitung und Ausbau der Konrad-Adenauer-Stiftung
Schon 1956-1958 (dann löste ihn Arnold Bergsträsser ab) hatte er den Vorsitz der „Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit“ übernommen, die unter tatkräftiger Mithilfe des damaligen Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heinrich Krone, als eine Vorstufe der späteren Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet worden war. 1968 wurde Bruno Heck als Nachfolger von Alfred Müller-Armack und Franz Thedieck in das Amt des Vorsitzenden der 1964 in KAS umbenannten Gesellschaft gewählt, die er mit Ideenreichtum und Energie ausbaute, wobei ihm zunächst Manfred Wörner als geschäftsführender Vorsitzender zur Seite stand (1968-1974). Heck, für den die Erziehung zur Demokratie in unserer Gesellschaft ebenso dringlich war wie die politische Qualifizierung des Parteinachwuchses, erkannte den Wert der Stiftung als Instrument und „Denkfabrik“, um gegenüber dem in den 1960er Jahren einsetzenden und sich mit 1968 noch einmal verstärkenden Wertewandel und Säkularisierungsschub eine an christlich-demokratischen Prinzipien orientierte staatsbürgerliche Bildung in Deutschland wach zu halten und zugleich das außen- wie entwicklungspolitische Profil der Union zu stärken. Gle ichwohl legte Heck Wert auf Unabhängigkeit von der Partei. Als die politischen Stiftungen Anfang der 1980er Jahre insgesamt verdächtigt wurden, die „sichersten Geldwaschanlagen für die Parteimutter“ (Die Welt) zu sein, konnte Heck dem sofort nachdrücklich und unter Einsatz presserechtlicher Mittel entgegentreten.
Zu Beginn der 1970er Jahre bestand die Stiftung aus vier Instituten, die sich der politischen Bildungsarbeit, entwicklungspolitischen Aufgaben, der Studienförderung und der Sozialforschung widmeten. Sie wurden unter Hecks Vorsitz kontinuierlich ausgebaut; 1972 kam ein Institut für Kommunal-Wissenschaften hinzu, 1976 das Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP), das seine Entstehung Überlegungen von Heinrich Krone (Heinrich Krone an Bruno Heck zur Gründung eines „Archivs der Christlichen Demokratie“, 2. Februar 1974) und Helmut Kohl verdankte (Schreiben von Heinrich Krone an Bruno Heck, 14. März 1974), die Heck aufnahm und umsetzte, um der „Umschreibung der Geschichte“ entgegenzutreten. 1981 folgte die Neugründung der Politischen Akademie. Ein besonderes Interesse Hecks galt der internationalen Arbeit, in der ein besonderer Schwerpunkt auf der Demokratieförderung in Lateinamerika lag. Im Herbst 1976 zog die Stiftung, die schließlich etwa 600 Mitarbeiter beschäftigte und die Heck als pater familias einer Großfamilie führte und die sich auch so verstand (die gemeinsame Feier von Weiberfastnacht war legendär), in einen unter seiner Leitung geplanten Neubau nach Sankt Augustin bei Bonn um.
Prägungen: Krieg und Glaube
In seiner Laudatio zum 60. Geburtstag nannte Eugen Gerstenmaier zwei „Mächte“, die Bruno Heck „im wesentlichen geformt“ haben: „erstens die Kirche und zweitens der Krieg“: Der Krieg habe den Heimkehrer „in die Pflicht genommen“, „am Neubau des Vaterlandes“ mitzuwirken; schon als Schüler hatte Heck die totalitäre Diktatur hautnah zu spüren bekommen, als er mit der Gestapo in Konflikt geriet:
Die Erfahrung mit der totalitären Diktatur hat ihn allerdings auch dazu bewogen, für Gerechtigkeit seiner Generation gegenüber einzutreten, etwa bei der Kampagne 1978 gegen den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger wegen seiner Tätigkeit als Marinestabsrichter im Zweiten Weltkrieg, die sich nach Hecks Überzeugung gegen die Kriegsgeneration insgesamt richtete.
Im katholischen Glauben war Heck fest verwurzelt, dort fand er sich „auf festem Grund“, auch wenn er manche theologische und kirchliche Entwicklung mit Sorge beobachtet und kommentiert hat. Davon zeugen nicht nur seine Pilgerfahrten, die ihn nach Rom, Santiago de Compostela und Jerusalem führten. In seiner Jugend war er in Rottweil Stadtgruppenführer des Bundes „Neudeutschland“, dem Drängen eines Onkels, eines Geistlichen, verdankte er den Gymnasialbesuch, dem Landexamen den Weg zum Abitur. Christlich-konservativ war er auch in der Politik, die demokratischen Grundwerte sind für ihn „metaphysisch bedingt“, die Demokratie hat „ohne religiös-sittliches Fundament“ keinen Bestand, das Christentum galt ihm als „Bollwerk … gegen die Unfreiheit der verwalteten Welt“. Immer wieder kreiste sein Denken um das Verhältnis von Religion und Politik, von Macht und Moral, von Realitätserfahrung und Vision: So formulierte er etwa 1971 sein Credo:
Ganz in der Tradition der katholischen Soziallehre sah der Vater von sechs Kindern in der intakten Familie, in der man sich den „Grundbestand der Gesinnungen, die ein ganzes Leben tragen müssen“, aneigne, die Grundlage für ein funktionierendes Gemeinwesen. Und er hat sich in der Frage des § 218 StGB immer wieder gegen eine Fristenlösung zu Wort gemeldet, sogar mit einem eigenen Gesetzentwurf, der nur die medizinische Indikation zuließ. Unzeitgemäß war Heck auch durch sein Eintreten für Heimat, „Vaterland und Nation“ und „ein gesundes, kräftiges Nationalbewusstsein“, das für ihn freilich nur mit der „Demokratie als Lebensform der Nation“ verbunden sein konnte. Daher war ihm „Patriotismus“ kein Fremdwort, sondern selbstverständliche Einstellung und „Voraussetzung für Weltbürgertum“ (Ralf Dahrendorf), bewusst wurde zu Ehren seines 70. Geburtstages eine Festakademie in Schloss Eichholz unter das Thema: „Patriotismus in Europa“ gestellt. Auf den Inhalt legte er mehr Wert als auf die Verpackung; es bedurfte geballter Überredung, um ihm eine ja nicht zu teure Deko-Wand bei den Anfang der 1980er Jahre einsetzenden Großkongressen der Stiftung abzutrotzen. Aber besonders in Erinnerung ist sein Verhältnis zur Sprache: Unsauberer Ausdruck galt ihm als Zeichen unklaren Denkens, der damals übliche 68er-Jargon war ihm ein Greul, seine besondere Abneigung galt den „Soziologen“, was er durch seinen in diesem Falle besonders breit gezogenen schwäbischen Akzent noch unterstrich. Wurde man zum ihm gerufen, konnte es passieren, dass er einen Artikel Zeile für Zeile auf Formulierungen hin durchging und Verbesserung anregte. Falsches lateinisches Zitat korrigierte er gerne und prompt, ein lakonisches „cui bono“ konnte Projekte stoppen und eine Sentenz wie „Wer Verantwortung trägt, muss antworten können“, brachte es auf den Punkt.
Nach mehr als 20 Jahren gab Bruno Heck den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung im Frühjahr 1989 an den vormaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel weiter. Die Stiftung ernannte ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden.
Eine Vielzahl von hohen nationalen wie internationalen Auszeichnungen, u.a. das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1978) und der ihm anlässlich seines 70. Geburtstages durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth verliehene Professorentitel würdigten Hecks Lebenswerk.
Jörg-Dieter Gauger / Markus Lingen
Veröffentlichungen
- „Die Verschwörung des Catilina“
- „Auf festem Grund. Aufsätze und Reden“ (1977)
- „Bürgerhandbuch" (Herausgeber; 1980)
- „Hans Filbinger. Der Fall und die Fakten“ (1980)
- „Vaterland Bundesrepublik“ (1984)
- „Grundlage und Wandel. Aufsätze und Reden 1976-1986“ (1987)
Literatur
- Bruno Heck, … der Zufall stellt die Weichen, in: Das Neue Journal vom 28. August 1957, S. 16–21;
- Eeugen Gerstenmaier, Zum 60. Geburtstag von Dr. Bruno Heck, in: Eichholzbrief 1/77, S. 40–48;
- Jürgen Aretz, Bruno Heck (1917-1989), in: Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher (Hgg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 8 (1997), S. 213–231.