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Rechtsextreme Codes

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Sticker mit Zahlenkombinationen an Laternen, Ampeln oder Heckscheiben, Buchstabenkombinationen als Tätowierung, auf T-Shirts oder in online Foren – Aspekte die womöglich nicht sofort auffallen, können bewusst verwendete Codes von Rechtsextremen sein, um antidemokratische, rassistische oder antisemitische Inhalte auszudrücken. Welche Codes gibt es und was ist deren Funktion?

Rechtsextreme Codes sind verschlüsselte Botschaften, die primär an szeneinterne Mitglieder gesendet werden. Dabei wird oftmals von dem Prinzip der „Dog Whistles“ (englisch für Hundepfeifen) gesprochen, da lediglich Eingeweihte die genaue Botschaft verstehen und darauf reagieren. Außerdem können verfassungsfeindliche Inhalte in chiffrierter Form transportiert werden, um strafrechtlich relevante Grenzen zu umgehen.

Während manche der hier beschriebenen Codes einen direkten Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen, ist dies kein zwingend notwendiges Merkmal der Kommunikation. Gleichermaßen muss darauf verwiesen werden, dass entsprechende Codes stetig von der rechtsextremistischen Szene angepasst und verändert werden, weswegen es zwangsläufig zu neuen Entwicklungen kommt.

Besonders wichtig zu betonen ist, dass rechtsextreme Codes mit der Intention der Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut verwendet werden, ansonsten handelt es sich lediglich um „normale“ Zahlen. Ist auf einem Autokennzeichen eine „88“ vorzufinden, da die Person beispielsweise im Jahr 1988 geboren wurde, lässt sich kein Transport eines rechtsextremistischen Weltbildes erkennen.

Als außenstehende Person kann es unter Umständen schwer sein, entsprechende Codes zu erkennen, zu deuten und anschließend zu verstehen. Jedoch ist es aus demokratischer Perspektive unerlässlich, entsprechende Codes zu kennen, denn nur dann ist ein wehrhafter Umgang mit rechtsextremistischen Einflüssen möglich.

Rechtsextremistische Codes lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: (1) Zahlencodes, (2) Codes, die als Datumsangabe fungieren, (3) Buchstabencodes sowie (4) Emojis.

 

1. Rechtsextremistische Zahlencodes

14: Verweist auf das aus den USA stammende rassistische Glaubensbekenntnis „Fourteen Words“ – „We must secure the existence of our people and a future for white children.”

88: Verweist auf den achten Buchstaben im Alphabet, also das „H“, und dient somit als Abkürzung für den Hitlergruß. Als Alternative wird auch „2x44“ verwendet.

1488: Stellt eine Kombination der beiden vorherigen Codes dar und wird vor allem im internationalen Kontext verwendet.

18: Während die „1“ für ersten (A) und die „8“ für achten (H) Buchstaben im Alphabet stehen, bildet die Kombination aus beiden die Initialen von Adolf Hitler.

28: Während die „2“ für den zweiten (B) und die „8“ für den achten Buchstaben (H) im Alphabet steht, bildet die Kombination aus beiden die Initialen des rechtsextremistischen Netzwerkes „Blood and Honour“ – in Anlehnung an das Motto der Hitlerjugend („Blut und Ehre“).

C18: Während das „C“ für Combat steht, wird auch hier erneut der Code „18“ verwendet, was für Combat Adolf Hitler, dem bewaffneten Arm innerhalb des rechtsextremen Netzwerkes von Blood and Honour, steht.

168:1: Ist zurückzuführen auf dem amerikanischen Rechtsterroristen Timothy McVeigh, der 1995 in den USA 168 Menschen tötete und 2001 hingerichtet wurde. Dieser Code wird vor allem zur Unterstützung von Gewalt verwendet.

1919: Die Zahl „19“ verweist auf den neunzehntesten (S) Buchstaben im Alphabet und dient somit als Code für die Waffen SS.

311: Dreimal der elfte (K) Buchstabe im Alphabet verweist auf den KKK – die Abkürzung des Ku-Klux-Klans.

444: Verweist auf den vierten (D) Buchstaben im Alphabet und bedeutet entschlüsselt „Deutschland den Deutschen“.

 

2. Datumsangaben

13.02.: Verweist auf den Bombenangriff der Alliierten auf Dresden und dient als Demonstrationstag der rechtsextremen Szene.

20.04.: Verweist auf den Geburtstag von Adolf Hitler.

17.08.: Verweist auf den Tag des Selbstmordes vom Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß im Gefängnis Spandau und bedient eine Verschwörung um dessen Tod.

 

3. Rechtsextremistische Buchstabencodes

GNLS: Abkürzung für „Good Night Left Side” (= “Gute Nacht, Linke“) – Ist ein Gewaltaufruf gegenüber linken Akteuren.

RAHOWA: Abkürzung für „Racial Holy War“ (= „heiliger Rassenkrieg“) – Verweis auf die rassistische Vorstellung eines Krieges zwischen unterschiedlichen Religionen oder Ethnien.

WP: Abkürzung für „White Power“ (= „weiße Macht“) – Betont das zugrundeliegende rassistische Gedankengut der Szene.

ZOG: Abkürzung für „Zionist Occupied Government“ (= „Zionistisch besetzte Regierung“) – Verweis auf eine antisemitische Verschwörungsideologie.

 

4. Emojis

Schwarz, rot, weiße Herzen 🖤 ❤️ 🤍: Symbolisiert die Flagge des Deutschen Reiches und drückt eine zustimmende Einstellung zum Deutschen Reich aus. Wird gleichermaßen in der Reichsbürgerszene verwendet.

Winkende Person 🙋‍♂️: Die winkende Person wird dahingehend umgedeutet, dass sie nicht winkt, sondern einen Hitlergruß zeigen soll.

Zwei Blitze ⚡⚡: Soll die doppelte Sigrune der „SS“ abbilden.

Vampir 🧛 : Der als „Blutsauger“ bekannte Vampir wird als antisemitischer Code verwendet.

Schaf 🐑: Das Schaf wird vor allem in der verschwörungsideologischen Szene verwendet, um andere Menschen als „Schlafschafe“ zu degradieren.

 

Leseempfehlungen: Bundesamt für Verfassungsschutz: Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen

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