Einzeltitel
Herr Teltschik, wie kam es, dass Sie in den 60er-Jahren im RCDS, dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten, aktiv wurden?
Teltschik: Ich war schon als Schüler in der katholischen Jugendarbeit engagiert und habe mich damals schon viel mit Politik auseinandergesetzt. Dann war ich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwei Jahre bei der Bundeswehr, in Kriegsbereitschaft und mit Ausgangssperre, habe darauf den Bau der Mauer und die Auswirkungen auf meine Freunde im Osten Deutschlands miterlebt – das hat mich stark politisiert. Ich war überzeugt: Es muss eine andere Politik gemacht werden und ich will dabei sein.
Die Außenpolitik lag Ihnen immer am Herzen. Welche Impulse gab der RCDS an die CDU zu dieser Zeit weiter?
Den größten Beitrag, den wir aus meiner Sicht geleistet haben, ist, dass wir in der CDU für die Überwindung des Kalten Krieges eingetreten sind. Wir haben die Politik des Dialogs und der Entspannung unterstützt, ganz im Sinne dieses einen Satzes aus dem Harmel-Bericht der NATO von 1967: „Sicherheit und Entspannung sind zwei Seiten der gleichen Medaille.“ Das gilt für mich bis heute.
Große Teile des RCDS, Sie eingeschlossen, hatten ja auch eine andere Haltung als die CDU in der Deutschen Frage.
Wir haben hier in Berlin ja erlebt, was es bedeutet in einer geteilten Stadt zu leben. Ich hatte Freunde in Ost-Berlin, die ich glücklicherweise regelmäßig besuchen konnte. Aber dadurch habe ich das Elend der Unfreiheit miterlebt – der Mauerbau war für sie das Ende jeder Hoffnung. Deshalb war ich der Meinung, dass Willy Brandts Politik der Öffnung gegenüber der DDR eine gute Idee war. Über Einzelheiten, insbesondere die Durchführung, ließ sich streiten, aber die Richtung stimmte. Der RCDS hat diese Haltung in die CDU eingebracht und stieß bei Kohl auf offene Ohren.
Was sehen Sie persönlich denn als Nachwirkung der ‚alternativen 68er‘?
Wir haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die CDU eine Programmpartei wurde. Dadurch ist es heute selbstverständlich, über ein neues Programm oder Grundsätze nachzudenken und zu diskutieren. Unser Gedanke war immer: Es ist gut offen zu bleiben, ideenmäßig. Trotzdem haben wir unsere Rolle damals wie heute nicht überschätzt. Wir haben versucht, da wo wir Schlüsselpositionen hatten, etwas zu bewirken, unseren Beitrag zu leisten. Wenn es Erfolg hatte, umso besser. Aber da ist jede Generation in der Pflicht, ihre eigenen Chancen zu nutzen.
Die Fragen stellte Britt-Marie Lakämper, Stipendiatin der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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