Nach seinem Ausscheiden als Berufsoffizier blieb der agrarische Interessenvertreter ein „deutschnationaler“ Außenseiter des Zentrums und gewann als Hauptaktionär der Berliner Zentrumszeitung „Germania“ und Mitglied des „Herrenclubs“ Einfluss. Nach seiner Ernennung zum Reichskanzler trat von Papen aus dem Zentrum aus und blieb mit seinem „Präsidialkabinett der Barone“ auf das Vertrauen des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg angewiesen, den er zugunsten einer Ernennung Hitlers zum Reichskanzler beeinflusste. Als dessen Vizekanzler 1934 entmachtet, trug von Papen anschließend in Wien dazu bei, den „Anschluss“ Österreichs vorzubereiten; in Ankara stützte er die türkische Neutralitätspolitik. Von begrenzter Einsichts- und Urteilsfähigkeit und von übersteigertem Ehrgeiz getrieben, vermochte von Papen nicht, durch „Zähmung“ der NSDAP „Schlimmes“ zu verhüten.
Lebenslauf
- Berufsoffizier
- 1914-15 Militärattaché in Washington und Mexiko
- 1917-18 Kriegsdienst an der Westfront, in Mesopotamien und Palästina
- 1919 Major a. D.; Pächter des Landguts Haus Merfeld bei Dülmen
- 1921–1928 u. 1930–1932 MdL Preußen (Zentrum)
- 1929 Gutsbesitzer in Wallerfangen
- 02.06.–17.11.1932 Reichskanzler
- 30.01.1933 Vizekanzler
- 1934–1938 außerordentlicher Gesandter bzw. (ab 1936) Botschafter in Wien
- 1939–1944 in Ankara
- 1945-1946 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess freigesprochen, aber von einer Spruchkammer zu acht Jahren Haft verurteilt, die 1949 als verbüßt galten
- seit 1963 in Obersasbach
Veröffentlichungen
- Der Wahrheit eine Gasse (1952).
Literatur
- H. M. und R. K. Adams: Rebel Patriot. A Biography of Franz von Papen (1987).
- R. W. Rolfs: The Sorcerer’s Apprentice. The Life of Franz von Papen (1995).
- R. Morsey, in: NDB 20 (2001).