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Johannes Gerster bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 10. September 1952 Johannes Gerster bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 10. September 1952 © KAS/Marie-Lisa Noltenius

Johannes Gerster

Jurist, MdB, MdL, Vorsitzender des CDU-Landesverbandes in Rheinland-Pfalz, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Dr. phil. h. c. 2. Januar 1941 Mainz 21. August 2021 Mainz
von Michael Borchard
„Natürlich sind und bleiben die israelisch-deutschen Beziehungen auch in Zukunft besonders belastet und sensibel. Aber sind sie deswegen besonders schlecht? Ich selbst empfinde sie trotz der langen Schatten der Vergangenheit längst als besonders gut, ja als besonders eng, und in diesem Empfinden werden wir von israelischen Gesprächspartnern und Freunden immer wieder bestärkt.“

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Geboren wird Johannes Gerster am 2. Januar 1941 in Mainz und damit in der Stadt, mit der er durch seine gesamte Karriere hindurch immer außerordentlich eng verbunden bleibt und in der er bis heute lebt. Er ist das jüngste von insgesamt sechs Kindern der Eheleute Gottfried und Elisabeth Gerster. Sein Vater ist zunächst Prokurist, später wird er Generalagent für eine Versicherung. Johannes Gerster wird in eine politische Familie hineingeboren, die vor 1933 der katholischen Zentrumspartei nahesteht, die in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft mit Gleichgesinnten jüdischen Mitbürgern hilft und dem NS-Regime mit Ablehnung gegenübersteht und die auch in der Nachkriegszeit politisch aktiv ist. Gersters Vater ist eines der Gründungsmitglieder der CDU in der Domstadt und der erste Schatzmeister der Partei. Es ist das katholische Milieu in seiner Heimatstadt, das ihn stark prägt, zunächst als Mitglied im Mainzer Domchor und als Messdiener. Bereits im Alter von zehn Jahren wird er Mitglied des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ), später als 22jähriger wird er sogar der Bundesführer und der Vorsitzender der Marianischen Congregation im BDKJ. Aber auch die Politik erfasst ihn bald: 1960 wird er Mitglied der Jungen Union und der CDU.

Nach dem Abitur, das er 1962 am humanistischen staatlichen Rabanus Maurus-Gymnasium ablegt, studiert Johannes Gerster Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Mainz, Freiburg und Bonn. 1967 legt er das erste juristische Staatsexamen am Oberlandesgericht Köln ab. 1970 folgt nach dem Referendardienst dann das Zweite Staatsexamen. Während des Studiums lernt er seine spätere Frau Regina kennen, die er 1968 heiratet. Das Ehepaar hat drei Kinder. Sein Sohn Thomas wird selbst später in der Politik aktiv – unter anderem als CDU-Vorsitzender des Ortsbezirkes Mainz-Altstadt sowie als Mitglied des Mainzer Stadtrates.

 

Beruf

Nach dem Studium entscheidet sich Johannes Gerster zunächst für die Beamtenlaufbahn im rheinland-pfälzischen Landesdienst und wird 1970 in der Zentralabteilung des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz eingestellt, wo er sich aber bald nicht genügend herausgefordert fühlt. Er selbst spricht in seinen Erinnerungen von einem „langweiligen Jahr“. Anfang 1971 wechselt er dementsprechend auf eigenen Wunsch an die „Basis“ zur Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Im Landratsamt übernimmt er gleich seine erste Führungsaufgabe und wird Dezernent für Kommunalaufsicht, Jugend, Sport und Bauwesen. Nach der Zusammenlegung der Landkreise Mainz und Bingen verzeichnet er bei der Bewältigung der damit verbundenen Kommunalreform mit seiner zupackenden Art erste Erfolge und macht schnell die landes- und bundespolitische Ebene auf sich aufmerksam.

 

Politische Karriere

Bereits seit 1969 ist er Vorsitzender der CDU Mainz-Altstadt und wird bald aus der örtlichen CDU heraus gefragt, ob er nicht bereit sei, für den damals „verwaisten“ Wahlkreis Mainz-Bingen zu kandidieren. Ein CDU-„Schwergewicht“, die damalige Kulturstaatssekretärin und spätere Kultusministerin von Rheinland-Pfalz und Bildungssenatorin und Präsidentin des Abgeordnetenhauses in Berlin, Hanna-Renate Laurien ermuntert ihn nachhaltig zu diesem Schritt, so wie ihm auch die CDU im Landkreis ihre Unterstützung zusagt. Als entscheidend soll sich der Rückenwind erweisen, den er von dem damaligen Landesminister und Vorsitzenden des Mainzer-CDU-Stadtverbandes, Heiner Geißler, erhält. Der verschafft ihm den aussichtsreichen Listenplatz, der ihn dann nach der Bundestagswahl 1972 im Alter von 31 Jahren als Abgeordneter in den deutschen Bundestag einziehen lässt. Dort macht sich Johannes Gerster, den der Rheinische Merkur später als „quirligen und draufgängerischen Pragmatiker“ charakterisiert, schnell einen Namen. Er wird nicht nur aus dem Stand heraus Mitglied im Innenausschuss und stellvertretender Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, sondern tritt vor allem als Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Guillaume-Untersuchungsausschuss aus dem Schatten hervor, was ihm darüber hinaus bis zum Fall der Mauer 1989 die besondere Aufmerksamkeit der DDR-Staatssicherheit eintragen wird.

Seine lokale CDU-Verankerung vertieft sich mit der Übernahme des stellvertretenden Vorsitzes über den CDU-Bezirksverband Rheinhessen-Pfalz 1973 und den Kreisvorsitz der CDU in Mainz 1976. Obwohl die CDU bei der Bundestagswahl 1976 anders als 1972 hohe Zugewinne verbuchen kann, verliert Johannes Gerster seinen Wahlkreis mit nur 319 fehlenden Stimmen knapp und kehrt zunächst in das rheinland-pfälzische Innenministerium zurück. Kein Jahr später zieht er erneut in den Bundestag ein, dem er bis 1994 angehören wird: Nach der Ernennung des rheinland-pfälzischen Sozialministers Heiner Geißler zum Generalsekretär der Bundes-CDU übernimmt der Bundestagsabgeordnete Georg Gölter seinen Ministerposten und Johannes Gerster rückt für ihn in den Bundestag nach. Dort wird er Mitglied des einflussreichen Haushaltsausschusses und der Enquetekommission „Frau und Gesellschaft“. Bei der Frage der Aufhebung der Verjährung von Mord riskiert Johannes Gerster, der sich auch auf der Grundlage seines Israel-Engagements nachhaltig in dieser Sache einsetzt, den Konflikt mit Helmut Kohl.

Erneut ist es ein Untersuchungsausschuss, der seinen Bekanntheitsgrad weiter steigert. Johannes Gerster wird Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Skandal um die DGB-eigene Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“. 1987 wird er innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. In diesem Amt engagiert er sich auf dem Gebiet der Ausländer und Asylpolitik mit so viel Erfolg, dass er 1989 die Leitung einer Fraktionskommission übernimmt, die Vorschläge zur Reduzierung des Asylmissbrauchs erarbeiten soll. Hier ist es Johannes Gerster, der einen Sechs-Punkte-Katalog vorlegt, der unter anderem eine wesentliche Verkürzung des Instanzenweges vorsieht.

Nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl im Dezember 1990 schlägt er das Angebot aus, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren zu werden. Anfang der 1990er Jahre gerät Johannes Gerster als profilierter Innenpolitiker seiner Fraktion, aber auch weil er sich Jahre zuvor für die Verlegung von zwei Terroristen aus der Mainzer Uniklinik eingesetzt hatte, die dort in der Folge eines Hungerstreiks zwangsernährt wurden und weil er sich nachhaltig gegen die Begnadigungen der Terroristinnen Verena Becker und Angelika Speitel durch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ausgesprochen hatte, in das Visier der „dritten Generation“ der Terroristen der Rote-Armee-Fraktion (RAF) und muss fortan zu jeder Tages- und Nachtzeit überwacht und gesichert werden. Seine Frau Regina sagt später: „Das war unsere schwerste Zeit.“

Im Januar 1992 wird er mit großer Mehrheit zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt, mit der Zuständigkeit für die überaus wichtigen Themen der Innen-, Rechts- und Umweltpolitik. 1992 und 1993 kämpft Johannes Gerster mit einer Krebserkrankung, die er erfolgreich überwinden kann. Aufgrund seiner Erkrankung lehnt er das Angebot von Helmut Kohl ab, Nachfolger von Rudolf Seiters zu werden, der wegen eines missglückten Polizeieinsatzes bei der Festnahme eines RAF-Terroristen auf dem Bahnhof von Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern kurz zuvor zurückgetreten war. Ein zweites Angebot des CDU-Bundesvorsitzenden nimmt Johannes Gerster dann aber an und wird im Dezember 1993 zum CDU-Landesvorsitzenden und zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 1996 gewählt.

 

Aufbruch in die Landespolitik

Johannes Gerster weiß, dass er sich damit auf ein halbes Himmelfahrtskommando einlässt: Die CDU hatte bei der Landtagswahl 1991 ein desaströses Ergebnis eingefahren und deutlich gegen den SPD-Herausforderer Rudolf Scharping verloren. Erstmals seit mehr als 40 Jahren hatte die CDU ihre Regierungsmehrheit eingebüßt und muss die Oppositionsbänke im Landtag von Rheinland-Pfalz einnehmen. Die innerparteilichen Auseinandersetzungen, die bereits mit dem Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel 1988 begonnen hatten, vertiefen sich nach der verlorenen Landtagswahl insbesondere zwischen dem Landesvorsitzenden Werner Langen und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Hans-Otto Wilhelm, weiter. Schon bald nach seiner Wahl auf dem CDU-Landesparteitag in Trier am 11. Dezember 1993 gelingt es Johannes Gerster, den schwelenden Führungsstreit zu beenden und die angegriffenen Parteifinanzen wieder in Ordnung zu bringen. Diese Kursänderung bringt auch den erhofften Erfolg bei den Wahlen. Bei der Kommunalwahl 1994, bei der Europawahl und auch bei der Bundestagswahl 1994 holt die CDU deutlich auf und wird jeweils stärkste Partei.

1994 scheidet Johannes Gerster gemeinsam mit rund 150 weiteren Abgeordneten nach der Bundestagswahl vom 16. Oktober 1994 freiwillig aus dem Parlament in Bonn aus, um sich nunmehr voll und ganz auf die Landespolitik konzentrieren zu können. Sein fester Wille ist es, bei der Landtagswahl 1996 den Regierungswechsel herbeizuführen. Diese Hoffnung erfüllt sich nach der Wahl leider nicht, obwohl die CDU ein Mandat wieder hinzuzugewinnen kann und trotz der Verluste der SPD von 4 Mandaten. Obwohl es für eine schwarz-gelbe Mehrheit gereicht hätte, bleibt die bislang regierende Koalition bestehen.

Nach der Wahl 1996 zieht Johannes Gerster in den Landtag ein und übernimmt von Christoph Böhr den Vorsitz der CDU-Fraktion. Hier wird er bald mit innerparteilicher Kritik konfrontiert, die sich nicht zuletzt, wie das Handelsblatt schreibt, an seinem „stark emotional bestimmten Führungsstil“ entzündet. Seine Position wird auch durch die Tatsache geschwächt, dass er nach dem Bundesparteitag zugunsten der Bundesfamilienministerin Claudia Nolte seinen Posten im CDU-Präsidium frei machen muss.

Zu Beginn des Jahres 1997 zieht Johannes Gerster Konsequenzen und legt alle seine politischen Ämter nieder und erklärt seinen vollständigen Rückzug aus der Landespolitik. „Ich wollte nie ein Politiker mit Verfallsdatum sein“, so erklärt er selbst seinen Schritt. Seine Nachfolge übernimmt sowohl an der Spitze der Partei als auch der Fraktion Christoph Böhr.

 

Wechsel nach Jerusalem

Nach seinem Rücktritt widmet sich Johannes Gerster seinem Herzensanliegen, den deutsch-israelischen Beziehungen, die ihm schon seit seiner Jugendzeit wichtig waren. Schon 1957 und damit zu einem Zeitpunkt, als deutsche Besuche in Israel noch gänzlich ungewöhnlich waren, hatte er mit einer katholischen Jugendorganisation seinen ersten Besuch in Israel gemacht und dort in einem Kibbuz gearbeitet. 1967 wird er Mitgründer der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, deren Vizepräsident er 1982 wird. Er besucht das Land am östlichen Mittelmeer unzählige Male. 1995 ernennt ihn die Ben Gurion-Universität des Negev in Beersheva zum Ehrendoktor.

1996, vor seinem Rückzug aus der Landespolitik, teilt Johannes Gerster Helmut Kohl und Bernhard Vogel nicht nur seine Entscheidung mit, der aktiven Politik den Rücken zu kehren, sondern äußert auch den Wunsch, für die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Jerusalem zu gehen und das dortige Israel-Büro zu leiten.

Johannes Gerster und seine Frau Regina ziehen im Juni 1997 nach Israel um und werden den Aufbruch nach Jerusalem später als den „Beginn der besten Zeit“ beschreiben. Bei seiner Ankunft sind gerade einmal eineinhalb Jahre seit der Ermordung des Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin vergangen und es herrschen in der Zeit nach der Euphorie über den Oslo-Friedensprozess Ernüchterung und ein großes Hoffen und Bangen über die Zukunft. Die Gefahr, Bombenanschlägen oder Attentaten zum Opfer zu fallen, ist in der Zeit seines Israel-Aufenthaltes nach wie vor groß. In dieser Situation versucht Johannes Gerster, der wegen seiner politischen Arbeit über beste Kontakte verfügt, einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern zu leisten. Zahlreiche Initiativen zur Zusammenarbeit in vielfältigen Bereichen werden von ihm angestoßen, mehrere hundert israelisch-palästinensische Begegnungen von ihm und seinem Jerusalemer Team organisiert. Insbesondere in Jerusalem versucht er den „Sprengsatz“ mit zu entschärfen, der bis heute ein erhebliches Gefahrenpotential birgt: Die religiöse Aufladung des Konfliktes. Gerster als gläubiger Katholik „hält Religion für eine Pest, wenn sie politisch instrumentalisiert wird.“ Er setzt sich sehr dafür ein, dass Juden, Christen und Muslime einen gemeinsamen Beschluss erarbeiten, der gemeinsame Regeln festlegt und den freien Zugang zu den religiösen Stätten für die Gläubigen aller Richtungen garantiert. Immer wieder wird er deutlich machen, wie wichtig die wirtschaftliche Entwicklung, nicht zuletzt auf der palästinensischen Seite, für eine friedliche Lösung des Konfliktes ist.

Einen ganz besonderen Akzent hinterlässt Johannes Gerster in Jerusalem, indem es ihm gemeinsam mit seinem Freund Teddy Kollek, dem langjährigen Bürgermeister Jerusalems, gelingt, die notwendigen Spendengelder und die notwendige deutsche staatliche Unterstützung für den Bau des „Konrad-Adenauer-Konferenzzentrums“ in Jerusalem aufzubringen. Es ist das erste Gebäude in Israel, das nach einem deutschen Politiker benannt ist. Zur Einweihung des Gebäudes kommt der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl, der Gerster gemeinsam mit Bernhard Vogel dabei unterstützt hatte, dieses besondere Projekt voranzubringen. 

 

Würdigungen und weiteres Engagement

Sein Engagement in Israel trägt ihm vielfältige Ehrungen ein. Die israelische Ben-Gurion-Universität beruft ihn in ihren Exekutivrat. 2005 erhält er die Ehrenplakette der europäisch-palästinensischen Handelskammer für die Organisation von Begegnungen von Studierenden beider Seiten. 2006 erhält er den Teddy-Kollek-Preis und den Titel „Freund der Stadt Jerusalem“, der einer Ehrenbürgerwürde gleichkommt. Nach neun Jahren als Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel kehrt Johannes Gerster 2006 nach Mainz zurück. Im November des gleichen Jahres wird er von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zum Präsidenten gewählt – ein Amt, das er bis zum Oktober 2010 ausübt. Parallel wird er Gründungsvorsitzender der Israelstiftung in Deutschland und dann auch Vorsitzender des Kuratoriums dieser Stiftung. Über seine Zeit in Israel veröffentlicht er das Buch „Meine Briefe aus Jerusalem“, dass, so die Süddeutsche Zeitung, „ein lebendiges Bild über normales, bitteres und komisches Alltagsleben inmitten von Hass, Terror und Bomben“ zeichne.   

Nach der Rückkehr nach Mainz widmet er sich auch wieder stärker dem Karneval, dem er zeit seines Lebens eng verbunden ist und wird 2013 als Ehrengeneralfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde ausgezeichnet.

Zwei zutiefst israelische Eigenschaften zeichnen den eigenwilligen Politiker während seiner gesamten Karriere aus, die es als hebräische Lehnwörter auch in den deutschen Sprachgebrauch geschafft haben: Chutzpe und Tacheles. Chutzpe, weil es Johannes Gerster immer verstanden hat, mit großem Geschick, bisweilen auf sehr kreative Weise und gegen Widerstände durchzusetzen, was er für richtig hält; Tacheles, weil Johannes Gerster, als zutiefst leidenschaftlicher Politiker kein Blatt vor den Mund nimmt, manchmal bis an Grenzen des Zumutbaren geht, aber nicht mit der Absicht zu verletzen, sondern mit der Intention, Dinge voranzubringen. Der Journalist Michael Bermeitinger hat das auf den Punkt gebracht: Johannes Gerster ist das, was man gemeinhin ein politisches Schlachtross nennt, keiner für grazile Pirouetten, sondern fürs Getümmel, einer der im Pulverdampf nicht scheut. Der Attacke kann, aber auch einzustecken weiß – kurzum einer der letzten Vertreter einer vom Aussterben bedrohten politischen Rasse und Klasse.“ Am 2. Januar 2021 hat Johannes Gerster noch - versehen mit vielen Würdigungen - seinen 80. Geburtstag begehen können. Am 21. August ist er nach schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie verstorben. Die Konrad-Adenauer-Stiftung trauert um ihren früheren Mitstreiter und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Lebenslauf

  • 2. Januar 1941 geboren in Mainz
  • 1960 Mitglied der CDU
  • 1962-1967 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Mainz, Freiburg und Bonn
  • 1967 Erstes juristisches Staatsexamen
  • 1969-1976 Vorsitzender der CDU Mainz-Altstadt
  • 1970 Zweites juristisches Staatsexamen
  • 1970 Zentralabteilung des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz
  • 1971-1972 Regierungsrat z.A., Dezernent für Kommunalaufsicht, Jugend, Sport und Bauwesen im Landratsamt Mainz-Bingen
  • 1972-1976 MdB über die Landesliste Rheinland-Pfalz
  • 1973-1989 Stellv. Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Rheinhessen-Pfalz
  • 1976-1977 Regierungsdirektor in der Zentralabteilung des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz
  • 1976-1987 CDU-Kreisvorsitzender in Mainz
  • 1977-1994 MdB zuerst als nachgerückter, dann von 1983 direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis 208 (Mainz)
  • 1982 bis 1998 Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
  • 1984-1994 Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland im Deutschen Bundestag
  • 1987-1992 Innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • 1992-1994 Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • 1993-1997 Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz
  • 1994-1996 Mitglied des Präsidiums der CDU-Deutschland
  • 1995 Dr. phil. h.c. der Ben Gurion Universität des Negev
  • 1996-1997 MdL Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion
  • 1996-1998 Mitglied des CDU-Bundesvorstandes
  • 1997-2006 Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel
  • 1998 bis 2006 Vizepräsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft
  • seit 1999 Mitglied des Board of Governors der Ben Gurion Universität des Negev
  • 2001-2012 Generalfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde von 1837 e.V.
  • 2006 bis 2010 Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
  • 2006 Verleihung des offiziellen Titels „Freund von Jerusalem“ durch die Stadt Jerusalem und Verleihung des Teddy–Kollek–Award in der Knesset
  • seit 2007 Vorsitzender des Kuratoriums der Israelstiftung in Deutschland
  • 2013 Ehrengeneralfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde 1837 e.V.
  • 21. August 2021 nach schwerer Krankheit verstorben in Mainz

 

Veröffentlichungen

 

Literatur

  • Wolfgang Wiedemeyer / Norbert Eschborn /Bearb.), Johannes Gerster. Ein Porträt, Bonn 1995.
  • Lars Hänsel / Shimon Yakira, Johannes Gerster in Jerusalem – Ein Tribut/A Tribute, Jerusalem 2006.

 

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Kontakt

Dr. Michael Borchard

Dr

Leiter Wissenschaftliche Dienste / Archiv für Christlich-Demokratische Politik

Michael.Borchard@kas.de +49 30 26996-3581 +49 30 26996-53581

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