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Plakat zur Bundestagswahl 1983 Plakat zur Bundestagswahl 1983 © KAS

Jürgen Echternach

Jurist, Landesvorsitzender der CDU Hamburg, Parlamentarischer Staatssekretär 1. November 1937 Lauenburg/Pommern 4. April 2006 Hamburg
von Andreas Grau
Jürgern Echternachs Leben war ganz durch sein Engagement für die CDU bestimmt: Von der Jungen Union über die CDU bis zur Senioren-Union. Fast 20 Jahre stand er an der Spitze der Hamburger CDU und prägte sie wie kein anderer.

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Herkunft und Ausbildung

Jürgen Siegmar Echternach wurde am 1. November 1937 in Lauenburg/Pommern geboren. Der Vater, Dr. Helmut Echternach, war evangelischer Theologe. 1946 wurde die Familie aus Polen vertrieben und floh nach Hamburg, wo der Vater eine Pastorenstelle in Winterhude übernahm. Ab 1957 war er Pastor an der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Jürgen Echternach besuchte in Hamburg das traditionsreiche Johanneum, wo er sich schon früh in der „Politischen Arbeitsgemeinschaft am Johanneum“ engagierte. Mit 16 Jahren trat er der Jungen Union (JU) und ein Jahr später der CDU bei.

Nach dem Abitur 1957 begann er in Hamburg das Studium der Rechtswissenschaften, das er in Bonn fortsetzte. Mit dem Ersten Staatsexamen beendete er 1962 sein Studium. Neben seinem Referendariat widmete er sich sogleich wieder der Politik:  Zunächst als Geschäftsführer der JU in Hamburg und ab 1964 als deren Vorsitzender. Als Kandidat der CDU für die Bürgerschaftswahl 1966 wurde Echternach auf Anhieb ins Parlament gewählt. Trotz seiner vielfältigen politischen Tätigkeiten bestand er 1967 das Zweite Staatsexamen mit Auszeichnung. Zwar arbeitete Echternach seit 1968 als Justitiar der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt und gehörte von 1970 bis 1980 deren Vorstand an, doch wurde die Politik zu seinem Lebensmittelpunkt.

 

Aufstieg in der Jungen Union

Als Vorsitzender der JU Hamburg (1964–1970) machte Echternach die Jugendorganisation zum „Dreh- und Angelpunkt der Partei“ und sorgte mit unkonventionellen Aktionen für Aufsehen. So reiste 1967 eine JU-Delegation aus Hamburg nach Israel und 1968 nach Rumänien. Dass Echternach Kontakte zu kommunistischen Jugendorganisationen in Osteuropa mit Ausnahme der Freien Deutschen Jugend der DDR befürwortete, sorgte in der CDU für Empörung und trug der JU Hamburg eine Rüge der Bundespartei ein. Trotzdem wurde Echternach 1969 in einer Kampfkandidatur erneut zum Vorsitzenden der JU Hamburg gewählt. Im gleichen Jahr bewarb er sich auf dem Deutschlandtag der JU in Hamm erfolgreich um das Amt des Bundesvorsitzenden. Ebenso wie in Hamburg sorgte Echternach nun auch an der Spitze der JU für Aufsehen: 1970 trat die Jugendorganisation für eine Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre ein – ­die Altersgrenze für das aktive Wahlrecht wurde in der Bundesrepublik erst 1972 von 21 auf 18 Jahre gesenkt – ­­und machte sich für mehr Umweltschutz stark. 1971 reiste eine Delegation der JU unter Leitung von Echternach nach Moskau und machte durch ein Interview mit Valentin Falin, dem Leiter der 3. Europäischen Abteilung des sowjetischen Außenministeriums, Schlagzeilen. 1972 gab sich die JU auf dem Deutschlandtag in Fulda ihr erstes Grundsatzprogramm, und 1973 sorgte die Teilnahme der JU an den kommunistischen Weltjugendspielen in Ost-Berlin für viel Unmut in der Union.

Die vielfältige Kritik an seiner Amtsführung führte dann dazu, dass Echternach auf dem Deutschlandtag von 1973 in Hamburg auf eine abermalige Kandidatur für das Amt des JU-Vorsitzenden verzichtete. In seiner Amtszeit legte die Jugendorganisation ihr Image als Karriere-Sprungbrett ab und setzte sich an „die Spitze der Reformkräfte“ in der Union (Hans-Otto Kleinmann). Außerdem nahm die Mitgliederzahl der CDU-Vereinigung von 117.000 auf 170.000 zu.

 

Oppositionsführer und Landesvorsitzender in Hamburg

Parallel zum Vorsitz der JU blieb Echternach Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und übernahm 1970 noch das Amt des Vorsitzenden der CDU-Fraktion. Als solcher war er maßgeblich an der Parlamentsreform der Bürgerschaft 1971 beteiligt. Durch diese Reform wurden die Minderheitenrechte gestärkt, die Rolle der Opposition in der Verfassung verankert, aktuelle Stunden eingerichtet und Diäten für die Abgeordneten eingeführt. Da der Landesvorsitzende der CDU, Dietrich Rollmann, sein Betätigungsfeld vor allem im Bundestag sah, nominierte der Landesverband Echternach als Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl 1974. Allerdings bestand er darauf, nur im Team mit dem Bundestagsabgeordneten Erik Blumenfeld anzutreten. Der Wahlkampf stand unter dem Motto „Mehr tun für Hamburg“ und brachte der CDU in der Hansestadt erstmals einen Stimmenanteil von etwas mehr als 40 Prozent. Da aber SPD (44,9%) und FDP (10,9%) eine Regierungskoalition bildeten, blieb die CDU in der Opposition.

Aufgrund des Wahlerfolgs wurde der Ruf nach einer Übernahme des Landesvorsitzes durch Echternach immer lauter. Auf dem Landesparteitag am 17. Mai 1974 wurde er schließlich zum neuen CDU-Vorsitzenden in Hamburg gewählt. In seiner Amtszeit, die erst 1992 endete, war er die zentrale Figur der Hamburger CDU. Mit der ihm eigenen Energie setzte er die Umwandlung der CDU von einer Honoratiorenpartei in eine Mitgliederpartei  fort, baute deren Organisation aus und konnte die Mitgliederzahl auf über 15.000 Mitglieder verdoppeln. Durch den Erwerb des „Ludwig-Erhard-Hauses“ im November 1974 verfügte die Partei nun auch über eine repräsentative Geschäftsstelle.

Trotz seiner Erfolge erkannte Echternach anscheinend, dass er häufig als kühl und arrogant wahrgenommen wurde und deshalb als Spitzenkandidat ungeeignet war. Bei der Bürgerschaftswahl 1978 zog die CDU daher nochmal mit Erik Blumenfeld in den Wahlkampf und für die Bürgerschaftswahl 1982 konnte Echternach den niedersächsischen Wirtschafts- und Finanzminister Walter Leisler Kiep als Kandidaten gewinnen. Mit dem Slogan „Hamburg braucht den Wechsel“ erreichte die CDU im Juni 1982 mit 43,2 Prozent ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde zur stärksten Fraktion in der Bürgerschaft. Da die SPD aber eine Koalition sowohl mit der CDU als auch mit der Grün-Alternativen Liste ablehnte, kam es im Dezember 1982 zu Neuwahlen. Dabei fiel die CDU wieder auf 38,6 Prozent zurück und musste in die Opposition gehen. Ähnliches wiederholte sich bei den Bürgerschaftswahlen 1986/87.

Als die CDU bei der Wahl im Juni 1991 mit ihrem Spitzenkandidaten Hartmut Perschau nur noch auf 35,1 Prozent kam, wurden die Stimmen lauter, die den Rücktritt des Landesvorsitzenden Echternach forderten. Bereits seit Jahren stand sein eigenwilliger Führungsstil in der Kritik. Ihm wurde vor allem die Lenkung der Hamburger CDU durch den „Magdalenenkreis“ vorgeworfen, einen 1970 gegründeten Freundeskreis, in dem Personalentscheidungen getroffen und Kandidatenlisten abgesprochen wurden. Als Folge der Vorwürfe musste sich der Landesvorsitzende bei der Aufstellung des Kandidaten für die Bundestagswahl 1990 in seinem Wahlkreis einer Kampfkandidatur stellen. Obwohl er zusammen mit seinem Stellvertreter Dirk Fischer nach der Bürgerschaftswahl 1991 noch eine Reform des Landesverbandes einleitete, die zu mehr Offenheit und personellen Veränderungen führen sollte, konnte sich Echternach nicht mehr im Amt halten. Am 29. Februar 1992 trat er vom Vorsitz der CDU Hamburg zurück. Zu seinem Nachfolger wurde sein politischer Ziehsohn Fischer gewählt. Bei seiner Verabschiedung als Landesvorsitzender würdigte Bundeskanzler Helmut Kohl Echternach als einen verlässlichen Parteifreund mit scharfem Verstand.

 

Bundestagsabgeordneter und Staatssekretär

Bei der Bundestagswahl 1980 wurde Jürgen Echternach über die Hamburger Landesliste gewählt und wechselte von der Hamburger Bürgerschaft nach Bonn.  Dort arbeitete er zunächst im Haushaltsausschuss mit. 1987 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau ernannt. Echternach sah in der Ernennung durch den Bundeskanzler eine Belohnung für seine bisherige politische Arbeit. In seinem neuen Amt setzte er sich besonders dafür ein, die Engpässe im Wohnungsbau zu überwinden und trotzdem die Qualität der Architektur nicht zu vernachlässigen.

Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 kümmerte er sich um das Problem des Verfalls der historischen Innenstädte der DDR. Noch vor der Wiedervereinigung wurden gemeinsam mit der Regierung der DDR Pilotprojekte zur Stadtsanierung aufgelegt. Im Wiederaufbau der Städte in Ostdeutschland sah Echternach nicht nur einen Beitrag zur Wiedervereinigung, sondern auch eine Investition in die Zukunft. Als Hamburger CDU-Vorsitzender unterstütze er tatkräftig die CDU in Mecklenburg-Vorpommern in ihren Reformbemühungen und beteiligte sich intensiv am Wahlkampf für die Volkskammerwahl im März 1990. Im Zuge einer Regierungsumbildung wechselte Echternach im Januar 1993 als Parlamentarischer Staatssekretär vom Bundesbauminister zum Bundesfinanzminister.

 

Die letzten Jahre

Kurz nach Echternachs Rücktritt vom Amt des Landesvorsitzenden im Jahr 1992 erklärte das Bundesparteigericht der CDU seine Aufstellung als Kandidat für die Bundestagswahl 1990 wegen Verfahrensfehlern für ungültig. Im Mai 1993 entschied außerdem das Verfassungsgericht Hamburg, dass die Bürgerschaftswahl 1991 wegen unrechtmäßiger Kandidatenaufstellung durch die CDU wiederholt werden müsse. Obwohl die Satzung, nach der die Kandidatenaufstellung durchgeführt worden war, schon seit vielen Jahren benutzt wurde, wurde Echternach für das Urteil verantwortlich gemacht und sein Rücktritt vom Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs gefordert. Bei der angeordneten Neuwahl der Bürgerschaft im September 1993 stürzte die CDU auf 25,1 Prozent ab – das bis dahin schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte. Nach diesen Ereignissen wurde Echternach nicht mehr als Kandidat für die Bundestagswahl 1994 nominiert. Im November 1994 schied er deshalb nach 14 Jahren aus dem Deutschen Bundestag aus.

Aufgrund seiner langjährigen Beschäftigung mit Verkehrsfragen und Städtebau übernahm Echternach 1995 die Geschäftsführung der Frankfurter Bahnhof Management- und Entwicklungsgesellschaft mbH, die unter anderem für den Umbau des Leipziger Hauptbahnhofs verantwortlich war. 2004 kehrte er auch wieder in die Politik zurück: Er wurde zum Vorsitzenden der Senioren-Union Hamburg und zum stellvertretender Bundesvorsitzender der Senioren-Union gewählt. Ein längeres Wirken war ihm in diesen Ämtern allerdings nicht vergönnt. Mit nur 68 Jahren starb Jürgen Echternach am 4. April 2006 in Hamburg an einer Krebserkrankung. Seinen umfangreichen Nachlass vermachte er dem Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Lebenslauf

  • 1. November 1937 geb. in Lauenburg/Pommern
  • 1946 Vertreibung
  • 1953 Eintritt in die Junge Union
  • 1954 Eintritt in die CDU
  • 1957 Abitur am Johanneum in Hamburg
  • 1957–1962 Jurastudium in Hamburg und Bonn
  • 1962 Erstes Staatsexamen
  • 1962–1964 Geschäftsführer der JU Hamburg
  • 1964–1970 Vorsitzender der JU Hamburg
  • 1966–1981 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
  • 1967 Zweites Staatsexamen
  • 1968–1971 Justitiar der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt
  • 1970–1980 Vorstandsmitglied der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt
  • 1968–1974 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Hamburg
  • 1969–1973 Bundesvorsitzender der Jungen Union
  • 1969–1979 Mitglied des CDU-Bundesvorstandes
  • 1970–1981 CDU-Fraktionsvorsitzender in der Hamburgischen Bürgerschaft
  • 1974–1992 Vorsitzender der CDU Hamburg
  • 1980–1994 Mitglied des Deutschen Bundestags
  • 1987–1993 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau
  • 1993­–1994 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesfinanzminister
  • 1995–2000 Geschäftsführer der Bahnhof Management- und Entwicklungsgesellschaft mbH
  • 2002 Gründung der Jürgen-Echternach-Stiftung für Bildung und Demokratie zur Förderung des parteipolitischen Nachwuchses
  • 2004–2006 Vorsitzender der Senioren-Union Hamburg und stellvertretender Bundesvorsitzender der Senioren-Union
  • 4. April 2006 gestorben in Hamburg

 

Auszeichnungen:

1994 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

Literatur

  • Dirk Fischer: 25 Jahre Junge Union Hamburg, Hamburg 1972.
  • Junge Union Hamburg (Hg.): 1947-1987 – 40 Jahre JU, Hamburg 1987.
  • Jürgen Echternach: Aus der Geschichte Altonas und der Elbvororte, Hamburg 1990.
  • Wulf Brocke: Bewegte Wasser. Der Politiker Jürgen Echternach, Hamburg 2009.
  • Helmut Stubbe da-Luz: Von der „Arbeitsgemeinschaft“ zur Großstadtpartei – 40 Jahre Christlich Demokratische Union in Hamburg (1945-1985), Hamburg 1985.

 

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