Aus wissenschaftlicher Sicht sollte Genome Editing nicht unter das restriktive Gentechnikrecht der Europäischen Union fallen, wie es von vielen Kritikerinnen und Kritikern gefordert wird. Selbstverständlich müssen gesundheitliche und ökologische Risiken in der Pflanzenzüchtung in Betracht gezogen werden. Aber bereits bei der klassischen Gentechnik waren die Risikoängste von kritischer Seite überzogen und haben sich in der langen Zeit gentechnischer Nutzung nicht bewahrheitet.
Genome Editing geht über die klassische Gentechnik hinaus. Sie ist sehr viel präziser. Pflanzen, die mithilfe von Genome Editing gezüchtet werden, lassen sich in vielen Fällen nicht von konventionell gezüchteten Pflanzen unterscheiden. Die ökologischen und gesundheitlichen Risiken von genomeditierten Pflanzen sind nicht größer als die Risiken von Pflanzen aus konventioneller Züchtung. Für eine restriktivere gesetzliche Regelung gibt es keine rationale Begründung. Die Risikobefürchtungen der Kritikerinnen und Kritiker des Genome Editing sind wissenschaftlich nicht haltbar.
Genome Editing in der Pflanzenzüchtung bringt erhebliche Vorteile: Präzision und Schnelligkeit. Sie kann dazu beitragen, durch neue Pflanzensorten die weltweite Ernährung – ein wichtiges Nachhaltigkeitsziel – zu sichern. Viele wichtige Agrarnationen, unter anderem die USA, Kanada und Argentinien, nutzen Genome Editing bereits intensiv in der Pflanzenzüchtung. Sollte die EU das Gentechnikrecht auf Genome Editing ausdehnen, würde sie sich von der weltweiten Entwicklung abkoppeln. Daher sollte sich die Risikobewertung künftig nicht an den Methoden, sondern ausschließlich am Produkt, das heißt an der neu gezüchteten Pflanzensorte, orientieren.