Veranstaltungsberichte
Prof. Martin Löffelholz von der TU Ilmenau, der Medienrechtler Prof. Peter Schiwy und der Leiter des Medienprogramms Asien der Konrad-Adenauer-Stiftung, Paul Linnarz, waren sich einig: Die neuen Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten des Austausches und des Protestes. Allerdings, so Linnarz, bringen soziale Medien eher „private Öffentlichkeiten“ hervor. Hier treten bestimmte Gruppen zusammen, die bestimmte Interessen vertreten. Diese „Individualisierung der Kommunikation“, wie Schiwy sie nannte, führt im Ergebnis zu einer sich verändernden gesellschaftlichen Situation. Für Löffelholz ist genau hierin der Erfolg der Sozialen Medien in Asien zu suchen: „Social Media bildet die infrastrukturelle Basis für die kollektive Orientierung der Asiaten“. Welches Potenzial hierin steckt, zeigte sich 1996 in Malaysia, wo ein „digital corridor“ entwickelt wurde, der das Land zu einem Drehkreuz der Internettechnologie machen sollte. Anders als die klassischen Medien gaben die Machthaber das Netz frei – und öffneten damit ungewollt ein Ventil für die Opposition. Binnen kurzer Zeit entstanden 7.000 Blogs und Meinungsseiten weitestgehend unbemerkt von der Regierung aber mit einem enormen Einfluss auf die Wählerschaft. Schlussendlich verlor die bis dato seit 50 Jahren regierende Partei „Nationale Front“ 2008 ihre Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament.
Ob solche Entwicklungen auch zukünftig zu beobachten sein werden, daran muss Zweifel bestehen. Zwar ist der Boom der Sozialen Netzwerke in Asien beeindruckend. Linnarz berichtete, das alleine Facebook auf den Philippinen um 4.700 Prozent in den letzten zwei Jahren gewachsen ist, in Indien ist das Plus mit „nur“ 1.000 Prozent immer noch sehr beachtlich. Und dennoch, so Löffelholz, hat das Gros der Menschen in Asien nichts mit Social Media zu tun. Die Medienkarte Asiens stelle sich überaus heterogen dar, die traditionellen Medien hätten noch lange nicht ausgedient. Die Analphabetisierungsquote sei hoch, gerade in ländlichen Regionen hätten viele keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Netz. Den Hauptgrund, warum Überraschungen wie in Malaysia zukünftig wohl seltener werden, nannte aber Schiwy: „Die Machthaber haben sich auf das neue Medium eingestellt“. Schon heute werden zigtausende Internetseiten blockiert oder gefiltert. Tendenz steigend, wie Linnarz berichtete, da die Kontrolle der Online-Medien immer häufiger der klassischer Medien gleichgestellt werde. Trotzdem werden das Internet und die Sozialen Medien nicht aufzuhalten sein. Löffelholz: „Politik und Wirtschaft brauchen schlichtweg das Internet, ist es doch mittlerweile basale Infrastruktur für jede Volkswirtschaft. Hierdurch entsteht eine Ambivalenz, für die, die politische Kontrolle ausüben.“
Weitere Säulen der Demokratie beleuchtet die Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem rbb inforadio in den kommenden Wochen. Zunächst geht es am 16. März um die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, dann um die Rechtsstaatlichkeit am Beispiel Lateinamerikas.