Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Neue Migrationsströme und geopolitische Allianzen in der Sahelzone

von Michael Stellwag

Entwicklungen in der Sahelzone müssen in Europa ernst genommen werden

KAS-Sahel-Experte Ulf Laessing thematisierte aktuelle Vorgänge in (West-) Afrika in Salzburg und Wien

Asset-Herausgeber

Die Sahelregion Afrikas ist von politischer Instabilität und grassierender Armut gekennzeichnet und wird in Europa kaum wahrgenommen. Aktuell unterläuft sie jedoch intensiven sicherheitspolitischen Entwicklungen. Diese reichen von Militärputschen und neuen – Regierungen in einigen Staaten bis zur (Wieder-) Eröffnung von Migrationsrouten nach Europa. Ein Hintergrund dieser Entwicklungen ist auch, dass neue geopolitische Akteure ihren Einfluss geltend machen. Während die USA in diesem Teil der Welt traditionell kein starker Akteur ist, befindet sich Frankreich ein einem scheinbar unaufhaltsamen Prozess des Bedeutungsverlustes. In dieses Vakuum steigt Russland, das hauptsächlich PR-Maßnahmen (Botschaftseröffnungen, Journalistenschulen, Nachrichtenagenturen) durchführt, Desinformationskampagnen führt und anti-französische Ressentiments schürt, aber auch durch Wagnertruppen und Waffenlieferungen als sicherheitspolitischer Akteur auftritt. Wirtschaftlich tritt Russland nicht stark auf, jedoch engagieren sich China und zunehmend die Türkei stark.

Im Norden Malis wurde 2023 die Migrationsroute – nach Kündigung eines EU-Abkommens – nach dem Militärputsch rasch wieder eröffnet. Im Herbst 2024 entwickelte sich wiederum Mauretanien zum neuen Haupttransitland für Migranten nach Europa. Denn die mauretanische Küste ist relativ dünn besiedelt und unbewacht. Auch wenn die Route zu den Kanarischen Inseln gefährlich ist, erreicht man die zur EU gehörende Inselgruppe nach 800 Kilometern. Für die EU rückt daher der Fokus auf die Sahelregion.

Vor diesem Hintergrund reiste Ulf Laessing, einer der führenden Experten für den Nahen Osten, Nordafrikas sowie die Sahelzone und Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Österreich, um sich mit politischen Entscheidungsträgern, Mitarbeitern verschiedener Ministerien, Thinktanks und Journalisten auszutauschen, an Veranstaltungen teilzunehmen und Interviews zu geben.

Salzburg Europe Summit

Ein Highlight war die Teilnahme am Salzburg Europe Summit. Das Motto des diesjährigen Salzburg Europe Summit (20.-22. Oktober) lautete „Europe and Peace“ und trug damit den zahlreichen internationalen Konflikten Rechnung. Am Summit wurden wichtige Grundsatzfragen gestellt, welche in hochkarätigen Diskussionspanels adressiert wurden.

Ulf Laessing konnte im Panel die illegale Migration als Dauerherausforderung der Europäische Union adressieren. Weniger thematisiert, aber von steigender Relevanz ist die illegale Migration aus der Sahelzone. Befeuert wird diese Situation von Russland, das mit dem Anheizen der Migrationsströme Europa unter Druck setzen möchte.

Bewusstsein und Sensibilität für die Vorgänge vor Ort schaffen

In Wien fanden zahlreiche Hintergrundgespräche mit Vertretern von Thinktanks, Ministerien und Medien statt. Bei denen konnte Ulf Laessing von seinen Eindrücken vor Ort berichten, denn die Dynamiken sind besorgniserregend und die Auswirkungen auf die EU massiv.

Mauretanien wird zur neuen Hauptroute für Migration nach Europa

Mauretanien ist ein Wüstenstaat am westlichen Land der Sahelregion, der selten internationale Schlagzeilen macht. Doch in den letzten Monaten besuchten erst EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen und dann der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez das Land, um die Zusammenarbeit zu stärken und Hilfen für das verarmte Land anzubieten. Weitere Besucher werden in Kürze erwartet, um die Kooperation zu vertiefen. Mauretanien entwickelt sich zum neuen Transitland für Migranten nach Europa. Fast 30.000 Menschen sind dieses Jahr per Boot auf den Kanarischen Inseln in Spanien angekommen, doppelt so viele wie im Vorjahr. Viele brachen von Mauretanien auf. Die Europäische Union unterstützt das Sahelland, um Bootsabfahrten zu verhindern. Doch wenn mehr Migranten steckenbleiben, könnte dies zu sozialen Spannungen führen. Die EU ist sich der Sache bewusst und sagte bereits 210 Millionen Euro an Hilfen für Entwicklungsprojekte und Hilfen für die Küstenwache Mauretaniens zu.

Weitere Informationen zu den Entwicklungen in der Sahelzone und in Westafrika finden Sie hier: https://www.kas.de/de/web/sahel

Asset-Herausgeber

Kontakt

Michael Stellwag

Michael Stellwag

Wissenschaftlicher Referent

michael.stellwag@kas.de +43 1 890 1465 14

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber