Die Teilnehmer waren jeweils 15 Marokkaner und Österreicher aus den Bereichen Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen, Unternehmertum und Hochschulpolitik. Das Ziel bestand darin, grundlegende Vorurteile und Wissenslücken bezüglich Marokko und Afrika einerseits und Österreich und der Europäischen Union andererseits abzubauen, Sensibilität für die gegenseitigen Sichtweisen zu schaffen und ein Netzwerk aufzubauen. Ebenso wurde nach konkreten Kooperationsfeldern zwischen Marokko und Österreich gesucht.
Intensives Programm
Es gab spannende Briefings zu den bilateralen Beziehungen, dem Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft und zu den gemeinsamen Handelsbeziehungen, wobei sowohl Vertreter des Außenministeriums als auch der Wirtschaftskammer Österreichs vortrugen. Um einen intensiven Dialog zu ermöglichen, wurden mehrere Workshops im Büro des Multilateralen Dialog KAS sowie zusammen mit dem Austria Institut für Europa- und Sicherheitspolitik organisiert. Eines der Highlights war eine Diskussion mit dem früheren Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D.. Natürlich durften ein historisch-politischer Rundgang durch die Weiner Altstadt und ein Besuch des renovierten Parlamentsgebäudes nicht fehlen. Für viele marokkansiche Teilnehmer war es der erste Besuch in Mitteleuropa.
Ausgehend von unterschiedlichen Lebensrealitäten wurden Nischen für eine engere bilaterale Kooperation eruiert
Die Teilnehmer aus beiden Ländern sind sich einig, dass man in Zeiten akuter globaler Krisen und Machtverschiebungen lebt, die allesamt die Lebensbedingungen junger Menschen massiv beeinflussen werden. Als größte Herausforderungen in Marokko wurden von den marokkanischen Teilnehmern Partizipation bei politischen Entscheidungsprozessen, die Schnittstelle zwischen qualitativer Schulbildung und Arbeitsmarkt und die geopolitische Positionierung Marokkos zwischen Europa und einer konfliktreichen Nachbarschaft identifiziert. Für die österreichischen Teilnehmer ist der Kampf gegen den Klimawandel Thema Nummer 1, gefolgt von den Folgen des demographischen Wandels und den damit einhergehenden Problemen des Sozialsystems sowie der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft und dem Vertrauensverlust in die Politik.
Die Teilnehmer beider Länder haben daher einige Kooperationspotenziale identifiziert: Die Regierungen Marokkos und Österreichs sollten im Bereich sekundärer und tertiärer Bildung und insbesondere MINT-Fächer, Investitionen in grüne Technologie und Arbeitsmarkt noch enger kooperieren. Kultureller Austausch darf dabei nicht als Begleiterscheinung, sondern muss als Priorität stattfinden. Die „Koexistenz zwischen Zivilisationen“ in Marokko und das Engagements Österreichs gegen Antisemitismus eignen sich hervorragend als ideelle Ausgangspunkte. Da auf globaler Ebene intensive Dynamiken bestehen und Machtverschiebungen stattfinden, ist es notwendig, die Perspektive des globalen Südens in die Prioritätensetzung und Handlungsfähigkeit internationaler Organisationen zu integrieren.
Wir bedanken uns bei allen beteiligten Partnern für die Unterstützung dieses Programms.