Veranstaltungsberichte
Das neue Regionalprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung lancierte mit diesem Workshop ein langfristiges Dialog-Projekt, das sich mit den Herausforderungen und Konsequenzen der Flüchtlingswellen im Mittelmeerraum auseinandersetzt, und ein Netzwerk für regelmäßige und umfassende Kooperation und Austausch zwischen den Akteuren der Region und den EU-Staaten ermöglichen möchte. Der Workshop in Antalya war das erste Forum, in dem sich Wissenschaftler, Regierungsvertreter und Mitarbeiter von NROs untereinander über die Situation von Flüchtlingen in den jeweiligen Ländern offen austauschen, und verschiedene Ansätze, mit denen die bestehenden Herausforderungen angegangen werden, vergleichen konnten.
Die Schwerpunkte der Konferenz waren die wirtschaftlichen, sozialen und sicherheitspolitischen Auswirkungen, die die hohe Zahl an Flüchtlingen in den Ländern des südlichen und östlichen Mittelmeeres mit sich bringen, nicht zuletzt unter dem Eindruck des kürzlich beschlossenen EU-Türkei-Abkommens.
Der Workshop wurde mit einer Eröffnungsrede von Dr. Canan Atilgan, Leiterin des Regionalprogramms Südliches Mittelmeer, und Prof. Dr. Can Ünver von der Baskent Universität eingeleitet, in der die Redner die Dringlichkeit eines engeren Austauschs und einer engeren Zusammenarbeit zwischen den unmittelbaren Transit- und Zielländern der Flüchtlinge im Mittelmeerraum und den Ländern der EU herausstellten.
In den folgenden vier Panels referierten die Teilnehmer des Workshops über die wirtschaftlichen, sozialen und sicherheitspolitischen Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit sich bringt, nachdem eine generelle Übersicht über die aktuellen Daten der Flüchtlingswellen vorgestellt wurde. Nie zuvor existierte eine vergleichbare Dichte an relativ exakten Daten über Flüchtlings- und Migrationsströme, weswegen es quantitativ eine gute Arbeitsbasis gibt. Allerdings werden in den angespannten politischen und gesellschaftlichen Debatten in den EU- wie den Ländern der Mittelmeerregion häufig Daten aus dem Zusammenhang gerissen, um sie für politische Rhetorik zu verwenden. Dies verzerrt jedoch häufig ein zutreffendes Bild der allgemeinen Lage der Flüchtlinge in Transit- und Zielländern.
Weiterhin tauschten sich die Teilnehmer über gute und erfolgreiche Praktiken und Programme in den jeweiligen Ländern aus, mit denen Flüchtlinge zum Beispiel in lokale Arbeitsmärkte integriert werden sollen, was auch zu einer generellen Integration in die Gesellschaften der Aufnahmeländer beitragen soll.
Abschließend kamen die Teilnehmer in drei Arbeitsgruppen zusammen, in denen künftige Ansätze und Mechanismen zu den bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, der Kooperation zwischen Staaten und NROs, und regionaler Kooperation diskutiert wurden. Ein intensiverer Austausch über Initiativen und Programme für Flüchtlinge in den einzelnen Ländern wird dringend benötigt, um überregional von positiven wie negativen Erfahrungen zu profitieren. Außerdem ist es notwendig, eine gemeinsame Strategie für die Länder der Mittelmeerregion zu entwerfen, da bisher keinerlei Kooperation zwischen den einzelnen Ländern stattgefunden hat. Jedoch waren sich die Teilnehmer einig, dass nur ein gemeinsamer Plan für die Region, mit Unterstützung durch die europäischen Staaten, eine langfristige Bewältigung der Flüchtlingskrise erlaubt, bei der weder die Länder der Mittelmeerregion, noch die Flüchtlingsgruppen geschwächt werden.