Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete daher mit Experten des renommierten Think Tanks RSIS die Konferenz “Mastering innovation and resilience in the digital age”, um zu diskutieren, wie der digitale Wandel aktiv gestaltet werden kann.
Die singapurische Regierung hat ein klares Ziel: der Stadtstaat soll zu einer „Smart Nation“ werden. Durch den strategischen Einsatz von Technologie und Investitionen in die digitale Infrastruktur werden in den Bereichen Transport, Wohnen & Umwelt, Gesundheit, öffentliche Verwaltung und Produktivität technische Lösungen entwickelt, um das Zusammenleben der knapp sechs Millionen Einwohner, auf einer Fläche halb so groß wie Berlin, effizienter zu gestalten – von selbstfahrenden Bussen über digitale Gesundheitsakten bis hin zu Mülleimern, deren Sensoren signalisieren, wann sie geleert werden müssen. Die 2014 von Premierminister Lee Hsien Loong ins Leben gerufene “Smart Nation Initiaive” zeigt Erfolg: In einem Ranking der Smart cities belegt der Stadtstaat in allen Kategorien – Mobilität, Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Produktivität – den ersten Rang.
Was aber sind die Auswirkungen für Bürger und Gesellschaft, wenn Städte immer “smarter” werden und Sensoren und Kameras permanent Echtzeitdaten liefern? Die Sammlung und Aggregation von Daten durch smart home-Applikationen, Videokameras und Sensoren, die Verkehrsdichte, Temperatur oder Schadstoffbelastung messen, wirft die Frage auf, wie diese Informationen gespeichert und verarbeitet werden. Insbesondere, wenn sich daraus eventuell Schlüsse auf individuelle Personen ziehen lassen. In der Diskussion wurde deutlich, dass klare Regelungen hinsichtlich des Zugangs zu diesen Daten nötig sind. Ebenso sind hohe Sicherheitsanforderungen an die Hersteller von Sensoren und Technologien zu stellen, denn je mehr Geräte vernetzt sind, umso mehr Einfallstore ergeben sich für schädliche Software. Auch ist bei der Einführung neuer Technologien darauf zu achten, ob der Mehrwert für die Bewohner klar erkennbar ist, wie das Beispiel “smarter” Seniorenwohnungen zeigt. Mit Sensoren ausgestattet, welche bestimme Bewegungsmuster analysieren, soll erkannt werden, wenn beispielsweise ein Bewohner gestürzt ist. Bisher überlagert hier noch das Gefühl der Überwachung das des Sicherheitszugewinns: drei Viertel dieser neu ausgestatteten Wohnungen stehen leer.
In Berlin gibt es eine solche ressortübergreifende Smart-City-Strategie nicht. Stattdessen entstehen einzelne, oftmals für Bürgern entwickelte Anwendungen, die sich an konkreten Bedürfnissen, wie einer Übersicht über freie Kitaplätze, orientieren. Folglich besteht in der Berliner Öffentlichkeit keine allzu große Sorge vor der zentralen Sammlung und Auswertung von Echtzeitdaten.
“The digital age is here to stay”
Nicht nur Städte werden vernetzter und “intelligenter”, auch Maschinen. Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Werden Jobs wegfallen, weil Maschinen und künstliche Intelligenz alle Tätigkeiten verrichten oder werden technische Innovationen neue Berufsbilder schaffen, die heute noch gänzlich ungekannt sind? Wie sollen Bildungssysteme die Menschen auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten? Mit Blick auf die vielen industriellen Umbrüche seit der Erfindung der Dampfmaschine, appellierten die Teilnehmer der Gesprächsrunde, den Optimismus aufrecht zu erhalten. Kreativität, Intuition und Führungsstärke werden auch in einer voll digitalsierten Zukunft nicht ersetzbar sein.
Wichtig ist es, heute in vielen Bereichen die Weichen zu stellen. Hierzu gehört nicht nur, die digitale Infrastruktur bereitzustellen. Zukunftsgerichtete Bildungskonzepte, vor allem im Bereich lebenslanges Lernen müssen entwickelt werden. Aber auch bestehende Sozial- und Steuersysteme sowie die Arbeitsmarktpolitik müssen so gestaltet werden, dass sie einem veränderten Arbeitsmarkt gerecht werden. Nicht zuletzt muss auch die öffentliche Verwaltung und deren Strukturen auf die digitale Zukunft eingestellt werden.