Veranstaltungsberichte
Gemeinsam mit MEDRC Water Research und der Internationalen Universität Rabat (Marokko) hat das kürzlich eingerichtete Regionalprogramm Energiesicherheit und Klimawandel Naher Osten und Nordafrika (REMENA) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zu einem zweitägigen Workshop eingeladen. Dieser fand auf dem Campus der Internationalen Universität Rabat (UIR) statt und war darauf ausgelegt, den Dialog zwischen den Teilnehmern anzuregen, das gemeinsame Verständnis für die jeweilige Betroffenheit zu fördern und zu identifizieren, wie bisherige Erfolgsmodelle auch auf die Maghreb-Staaten übertragen werden können. Insbesondere sollten bewährte Methoden und Verfahren erörtert werden, wie die oftmals bestehende Kluft zwischen Regierungen, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft überwunden werden kann. Gleichzeitig wurde intensiv über den Weg diskutiert, die Politikgestaltung in der Maghreb-Region durch den Nexus-Ansatz zu verbessern und somit die Chancen zur Erreichung der SDGs zu erhöhen.
Die vorhandenen Wasserressourcen sind insbesondere in den Maghreb-Staaten stark begrenzt und anfällig für Umweltverschmutzung und Wetterextreme. Dennoch wird Umweltschutz von Teilen der örtlichen Bevölkerung häufig noch als Bedrohung für Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum verstanden. Das Konzept des WEF-Nexus soll dazu beitragen, den Wasserbedarf der einzelnen Länder zukünftig auf nachhaltige Weise zu decken bzw. die Wasserversorgung zu verbessern. Dies soll durch entsprechende zielgerichtete Investitionen in der Maghreb-Region erreicht werden. Mögliche Investitionen müssen sowohl mit einer wirksamen Wasserpolitik sowie einem effizienten Wassermanagement als auch dem Ausbau der Kapazitäten erneuerbarer Energien sowie der Berücksichtigung der Ernährungssicherheit einhergehen.
Der Workshop thematisierte verschiedene Aspekte des Water-Energy-Food Nexus. Dazu zählten: Wasserregulierung und –politik, Wasserressourcen und nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs), Meerwasserentsalzung in Verbindung mit erneuerbaren Energien, Abwasserbehandlung, nachhaltige Energieressourcen, integrierte Energie-Wasser-Planung, Energieeffizienz, Potenzial von Solar- und Windenergie sowie Effizienz von Wassernutzung und Wasserproduktivität in der Landwirtschaft. Die Teilnehmer hoben hervor, dass die Pläne zur Umsetzung des Nexus nur gelingen können, wenn die Bevölkerung umfassend eingebunden wird. Dazu bedarf es der Ausarbeitung von gezielten Bildungs- und Kommunikationsangeboten. Die Nexus-Schwerpunkte wurden während des Workshops anhand von Fallstudien aus den Maghreb-Ländern, die den derzeitigen Status quo in Bezug auf das Nexus-Konzept abbildeten, sowie anhand regionaler Fallstudien aus Jordanien und den Palästinensischen Gebieten vorgestellt. Vertreter aus Regierungsinstitutionen, Forschungseinrichtungen, Universitäten, der Privatwirtschaft sowie ein Vertreter des Sekretariats der Union für das Mittelmeer (UfM) nahmen an dem Workshop teil.
Der erste Workshop-Tag war in fünf Themenblöcke gegliedert. Zunächst ging es u. a. um die institutionelle Perspektive des WEF-Nexus Konzepts in der Maghreb-Region. Weiterhin spielte die Forschungsperspektive eine Rolle sowie die Vorstellung und Diskussion der regionalen Fallstudien aus den Palästinensischen Gebieten, Jordanien und Nordafrika. Der zweite Veranstaltungstag war der vertiefenden Diskussion in Arbeitsgruppen gewidmet, die jeweils von renommierten Führungskräften und Experten aus den jeweiligen Nexus-Sektoren moderiert wurden. In den Arbeitsgruppen (Perspektiven des Nexus für (1) Wasser, (2) Energie und (3) Ernährung / Landwirtschaft) wurden die Ideen des Nexus z.B. hinsichtlich des wirtschaftlichen Nutzens für Interessengruppen und Unternehmen diskutiert, um so eine Perspektive für das Wassermanagement in der Maghreb-Region zu entwickeln. Ebenso ging es um den Austausch zu Investitionen in die erforderliche Infrastruktur und die technischen Kapazitäten, die von den relevanten Institutionen für die Umsetzung der Nexus-Projekte benötigt werden. Weiterhin spielten potenzielle Hürden eine Rolle, die die Umsetzung eines sektorübergreifenden Ansatzes behindern könnten, sowie die erforderlichen institutionellen Rahmenbedingungen zur Überwindung dieser. Darüber hinaus wurde die Förderung der nationalen Politikgestaltung in den jeweiligen Ländern erörtert, gleiches gilt für die Verbesserung der Governance und der Zusammenarbeit von Interessengruppen und Regierungen, um das vorhandene wirtschaftliche Potenzial der Maghreb-Region ausschöpfen zu können. Schließlich wurden noch die erforderlichen institutionellen, legislativen / regulatorischen, technischen und wirtschaftlichen Initiativen zur Umsetzung des WEF-Nexus in den Maghreb-Ländern analysiert.
Die wichtigsten Handlungsempfehlungen des Workshops lauten wie folgt:
- Organisation von Trainings und Capacity-Building-Aktivitäten für relevante Gruppen des Nexus (politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler, Studenten),
- Ausarbeitung von spezifischen Nexus-Indikatoren für jedes Maghreb-Land,
- Förderung des Einsatzes von Low-Cost-Technologien, um Energiekosten zu reduzieren,
- Formulieren eines gemeinsamen Positionspapiers, um die wichtigsten Empfehlungen und Lektionen des Workshops zusammenzufassen (Erklärung von Rabat),
- Aufbau eines Netzwerkes von WEF-Nexus-Experten.
Das WEF-Nexus Netzwerk soll der Information und dem regelmäßigen Austausch untereinander dienen. Ein weiterer regionaler Workshop, der die gesamte MENA-Region abdeckt und an dem die Mitglieder des Netzwerkes teilnehmen können, ist für 2018 geplant. Weiterhin soll das Netzwerk eine Plattform sein, über die Vorschläge für gemeinsame Projekte eingereicht und die wiederum über regionale Programme umgesetzt werden können. Ebenso wird sich das Netzwerk über die Umsetzung weiterer Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau, gemeinsamer Trainings oder der Vernetzung mit anderen regionalen Initiativen unter Leitung des UfM-Sekretariats, der Arabischen Liga oder UN-ESCWA, abstimmen.
Der Workshop-Bericht in der englischen Version ist bereitgestellt worden von MEDRC Water Research