Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Wolfram Hilz (Direktor des CASSIS), verdeutlichte Prof. Dr. Norbert Lammert (Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. und Präsident des Deutschen Bundestages a. D), dass innovative Technologie nicht per se moralisch gut oder schlecht seien. Vielmehr gelte es normativen „Leitplanken“ zu definieren, die einerseits ethischen Grundüberzeugungen immer Vorrang vor reinen Nützlichkeitserwägungen einräumen. Andererseits dürfe man im Bereich der Wehrtechnik in der Forschung und Entwicklung nicht den Anschluss verlieren. Denn wer den Einsatz von KI in Waffensystemen kategorisch ablehne, verschließe die Augen vor künftigen Herausforderungen.
Die Podiumsdiskussion adressierte die zentralen verteidigungspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Prof. Dr. Wolfgang Koch (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Informatik IV sowie Chief Scientist des Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie) skizzierte die Verantwortbarkeit als Designprinzip wehrtechnischer Systeme. Ohne die Welt der Algorithmen, ohne Künstliche Intelligenz (KI), sei die militärische Technosphäre unbeherrschbar. KI sei die Schlüsseltechnologie künftiger Verteidigungssysteme, die natürliche Intelligenz- und Autonomieleistungen des Menschen im jeweils erforderlichen Umfang zum Teil weit über ein natürliches Maß steigere. Die Frage nach dem verantwortlichen Umgang damit stelle sich jedoch nicht erst bei der Nutzung künstlich intelligenter Waffen, sondern bereits bei der Forderung, militärische Ausrüstung systemtechnisch so zu entwerfen, dass ihr Einsatz stets verantwortbar bleibe. Denn Europäerinnen und Europäer dürften ihre Lebensform und Wertewelt nicht dadurch verraten, dass sie diese im Widerspruch dazu verteidigen.
Anja Dahlmann (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, Leiterin des Berliner Büros, Mitglied im Beirat Innere Führung der Bundeswehr) prognostizierte, dass in absehbarer Zukunft Künstliche Intelligenz in Waffensystemen Entscheidungen eigenständig und von menschlicher Kontrolle losgelöst treffen könne. Damit verbundenen seien Sicherheitsprobleme, die sich beispielsweise durch ein gestiegenes Eskalationspotenzial auf dem Schlachtfeld zeigten. Kriege würden sich durch die Anwendung von KI gestützten Systemen vor allem in ihrer Geschwindigkeit und der großen Datensammlung verändern. Dieser Trend sei auch im gegenwärtigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beobachten. Internationale Ansätze zur Regulierung von KI gestützten Waffensystemen stockten derzeit jedoch. Auch Deutschland solle sich klar zum Einsatz autonomer Waffensysteme und der dabei zu erhaltenden menschlichen Kontrolle positionieren.
Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks (Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe) warf einen nicht nur technischen Blick auf die Digitalisierung der Streitkräfte. Er legte dar, dass die Digitalisierung aufgrund ihrer Querschnittlichkeit und breiten Anwendungen die Wissenschaften notwendigerweise zusammenführe. Die militärische Anwendung sei dabei kein Sonderfall, benötige aber besondere Betrachtungen zu Verantwortung, Ethik und Führung. Der Mensch, die Technologie und die Ethik seien hierdurch aufeinander hingeordnete „Bereiche“. Datenzentriertheit und ein Cyberumfeld erfordere eine neue Form der Resilienz. Zugleich sei Führung – bei Erhalt einer Auftragstaktik – an ein digitales Umfeld deutlich zu verändern.
Abschließend öffnete die Moderatorin Vanessa Vohs (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt AI For Defense (AI4DEF) und Doktorandin, Universität der Bundeswehr, München) das Podium für Fragen aus dem Publikum. Es wurde deutlich, dass es einen hohen gesellschaftlichen Gesprächsbedarf über den Zusammenhang von KI und Innerer Führung gibt. Mit dem Sammelband „Bundeswehr der Zukunft“ leistet die Konrad-Adenauer-Stiftung einen Beitrag zu einer wichtigen verteidigungspolitischen Debatte, die uns noch lange begleiten wird.
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