Videogrußwort von Schirmherr Ministerpräsident Tobias Hans MdL
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Der Veranstaltungsort "Innovationspark am Beckerturm" diente selbst als anschauliches Beispiel für gelungene Stadtentwicklung. Auf einem 71.000 m² großen ehemaligen Brauerei-Gelände ist ein neues Gewerbezentrum mit buntem Branchenmix von über 125 Firmen entstanden. Geschäftsführer Stefan Braun zeigte beim Rundgang vor Ort, dass Veränderungen mutige, flexible und kundenorientierte Lösungen brauchen. Auch der zweite Exkursionsteil bestätigte diese Prämisse, als Co-Geschäftsführer Max Chodura den Gästen auf der Baustelle in der Innenstadt von Sankt Ingbert die Idee seiner "Incredible Base" vorstellte. Aus einem ehemaligen Kaufhausgebäude entsteht ein Großprojekt, das Co-working-spaces, Räume für Gastronomie, Werkstatt und Veranstaltungen umfassen wird.
Innenstädte sind "Symbolstätte von Heimat"
Schirmherr der Veranstaltung, Ministerpräsident Tobias Hans MdL, betonte in seiner Videobotschaft die Bedeutung der Innenstädte als "Symbolstätte von Heimat". Das Saarland fördere den Kurs der Eigenverantwortung und Stärkung der kommunal Verantwortlichen mit Hilfe des Saarpakts in Höhe von einer Milliarde Euro, damit Kommunen investieren könnten. Henrik Eitel, Chef der saarländischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Saarlandes beim Bund, unterstrich in seinem Impuls die Vielfalt der Ansätze zur Belebung der Zentren; ein ganzer Instrumentenkasten sei nötig, da es nicht den einen Frequenzbringer gebe. Sankt Ingbert sei ein sehr gutes Beispiel für eine Kommune, die ihre Chance erkannt und das Glück am Schopfe gepackt habe. "Es braucht eben nicht nur Geld, sondern kommunales Engagement", so Eitel, der selbst als Kommunalpolitiker in seiner Heimatstadt aktiv ist. Oberbürgermeister Prof. Dr. Ulli Meyer bezeichnete Sankt Ingbert als heimliches Herz der IT-Wirtschaft im Saarland und hob hervor, dass Innenstädte das Gegenstück zur Blase im Internet seien. "In einer Stadt trifft man Menschen, die anders denken, die woanders herkommen und hinwollen." Die Stadt sei Ort der Begegnung. Jede Kommune müsse ihre Chancen erkennen und nutzen: Das könne die Natur sein, das könne das Thema Breitbandausbau sein (die Mischung aus Homeoffice und Pendeln berge insbesondere für Mittelstädte Chancen) oder auch das Themenfeld Studierende und Lehrende bzw. Ausgründungen von Hochschulen. Die Menschen seien entscheidend: "Eine Stadt ist so gut, wie die Menschen, die in ihr leben und sich zu ihr bekennen", resümierte der Oberbürgermeister von Sankt Ingbert.
"Eine Stadt ist so gut, wie die Menschen, die in ihr leben und sich zu ihr bekennen"
Das Programm gliederte sich methodisch in drei Blöcke: Im Rahmen des „Adenauer Labors“ stellten unterschiedliche Akteure ihre Initiativen und innovativen Ansätze zur Stadtentwicklung in kompakten Kurzvorträgen vor, an die sich jeweils ein Austausch mit den Teilnehmenden anschloss. Hier kamen u.a. Stephan Bergmann von der Initiative „Altstadtkümmerer“ aus Regensburg und Kai Hennes vom Aachener Citymanagement mit dem Projekt „Ladenliebe“ zu Wort. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian aus Bad Münstereifel berichtete von dem erfolgreichen Innenstadt-Projekt City Outlet, das derzeit infolge der verheerenden Hochwasserzerstörungen wieder aufgebaut werde.
Dr. Christian Hübner, Dr. Georg Dufner und Nele Katharina Wissmann aus den KAS-Auslandsbüros in Hong Kong, La Paz und Paris berichteten über internationale Trends der Stadtentwicklung, wobei sie Effekte einer nachhaltigen urbanen Mobilität herausarbeiteten. Zum Abschluss der ersten Tageshälfte vertiefte ein Panel, u.a. besetzt mit Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer IHK Saarland und Claus Köster, Jugendratsprecher der Stadt Ratingen, unterschiedliche Perspektiven der Gestaltung von Innenstädten.
Acht zentrale Erkenntnisse zum Mitnehmen
- Für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung braucht es radikal neue Ansätze; von Konzeptionen von Innenstädten wie wir sie kennen und die oft noch auf Ideen der 1970er- und 1980er-Jahre zurückgehen, müssen wir uns lösen. Das wurde unter anderem durch die von vielen Referentinnen und Referenten formulierte Forderung, dass es ein ganz „neues Denken“ für die Innenstädte der Zukunft braucht, zum Ausdruck gebracht.
- Grundlage für eine zukunftsorientierte Entwicklung unserer Innenstädte ist, dass hierfür die gesamte Stadtgesellschaft eingebunden wird. In den unterschiedlichen Perspektiven und unterschiedlichen Interessenlagen der beteiligten Akteure liegt eine Chance, wenn eine lebenswerte und lebendige Innenstadt als gemeinsames Ziel verstanden wird.
- Innovationstreiber und Schlüsselfaktoren für neu gedachte und neu gestaltete Innenstädte sind vielfältig. Dazu gehören unter anderem: Multifunktionalität und Mischnutzungen von Gebäuden, Plätzen, Parks und Räumen; Hochschulen mit neuen Ideen, Ansätzen und Ausgründungen; junge Leute als aktuelle und zukünftige Nutzer von Innenstädten; Nachhaltigkeit als Leitprinzip zur Überwindung unterschiedlicher Interessenlagen.
- Smart City-Konzepte können einen wichtigen Rahmen für die Stadt der Zukunft setzen. Smart City ist dabei ein neuer Ansatz von Stadtentwicklung, im Sinne einer Co-Creation, bei der Verwaltung, gewählte Vertreter, Zivilgesellschaft, und Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen und zusammenarbeiten.
- Interdisziplinäres Handeln ist ein Schlüsselfaktor zur Lösung von Herausforderungen. Silodenken hingegen wird nicht zu Fortschritt bei der Innenstadtentwicklung führen: Die Bereiche Kultur, Wirtschaft, Einzelhandel, Soziales und viele andere müssen stärker zusammengedacht werden, die jeweiligen Akteure stärker zusammenarbeiten.
- Eine Stadt funktioniert so gut wie die Menschen, die sich in ihr engagieren. Deshalb ist die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung unserer Stadtgesellschaften und unserer Innenstädte.
- Innenstädte, Zentren von Stadtbezirken und Ortsteilen bieten die Chance, aus den (Filter)blasen der Sozialen Medien herauszukommen und den Stadtraum wieder stärker als Raum des Austauschs, der Diskussion, der Debatte, des Diskurses und der Interaktion zu verstehen. Innenstädte können daher eine wichtige gesellschaftliche Funktion im digitalen Zeitalter übernehmen.
- Die Handlungsfähigkeit von Städten und kommunalen Verantwortungsträgern muss gestärkt werden. Die Grundlage dafür ist eine ausreichende finanzielle Ausstattung durch Bund und Länder und die Einhaltung des Konnexitätsprinzips mit Blick auf die von Kommunen zu erfüllende Aufgaben.
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