Gregor Jaecke (Resident Representative, KAS South Africa) eröffnete den Abend mit der Begrüßung der Stipendiaten, Alumni und Freunde der KAS. Er wies auf das langjährige Stipendienprogramm der KAS in Südafrika hin, das seit 1999 läuft. Mit Blick auf das Thema des Abends "Geopolitische Rivalitäten auf dem afrikanischen Kontinent und Großmachtkonkurrenz" betonte Jaecke, dass die Förderung der internationalen Politik auf dem afrikanischen Kontinent mit besonderem Fokus auf Südafrika zu den fünf wichtigsten Prioritäten der KAS Südafrika gehört. Wenn es um internationale Politik geht, ist der Wettbewerb um Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent eine unbestreitbare geopolitische Realität. Länder wie China, Russland, die Türkei und Indien sind in Afrika zunehmend präsent und üben ihren Einfluss sowohl politisch als auch wirtschaftlich aus.
Als besonderer Gast nahm Christian E. Rieck, außerordentlicher Professor an der Universität Potsdam und Spezialist für internationale Beziehungen, an dem Abend teil und gab wertvolle Einblicke. Rieck sprach über Südafrikas Position der Blockfreiheit und ihre Bedeutung im Kontext geopolitischer Rivalitäten. Seine folgende Argumentation stieß bei den Zuhörern auf große Zustimmung:
"Blockfreiheit - die eigentlich eine Mehrfachausrichtung ist - ist eine rationale Reaktion auf Multipolarität, kann aber langfristig das westliche Interesse an Afrika verringern. Um dies zu verhindern, sollten die afrikanischen Staaten das im Westen vorherrschende Krisen-Narrativ überwinden und sich stattdessen als konstruktive Partner bei der Bewältigung globaler Strukturprobleme positionieren".
In seiner Rede ging er weiter auf die Rolle Russlands und Chinas auf dem afrikanischen Kontinent ein und kam zu dem Schluss, dass vor allem China ein bedeutender geopolitischer Akteur ist, während Russland auf dem afrikanischen Kontinent nicht wirklich eine entscheidende Rolle spielt. In Bezug auf die BRICS-Erweiterung erklärte er, dass es bei BRICS in erster Linie um den Zugang der Mitgliedsstaaten zu China und dem chinesischen Markt gehe, während andere darin eine Veränderung für den Globalen Süden und insbesondere für afrikanische Länder sehen, damit diese an Bedeutung gewinnen und sich in der internationalen Politik engagieren.
Im Anschluss an den ausgezeichneten Vortrag von Rieck fand eine lebhafte Diskussion statt, in der die Zuhörer übereinstimmend feststellten, dass das afrikanische Engagement zunimmt, dass aber eine erweiterte Mitgliedschaft in den BRICS nicht automatisch die Wirksamkeit oder den Nutzen dieser Gremien erhöht. Dennoch sollte dies dazu beitragen, das gängige Bild von den afrikanischen Staaten als krisengeschüttelt und hoffnungslos zu verändern. Nachdem auch die Position Deutschlands in der Geopolitik diskutiert wurde, ging der erfolgreiche Abend zu Ende. Die Teilnehmer gingen mit Begeisterung, aber auch mit vielen neuen Fragen nach Hause, denn das geopolitische Feld ist sehr komplex.