Veranstaltungsberichte
Martin Graff, Elsässer Journalist, Autor und Kabarettist, passionierter "Grenzgänger" und "Gedankenschmuggler" auf beiden Seiten des Rheins, nimmt in seinem neuen Buch: "Leben wie Gott im Elsass. Deutsche Fantasien" die Deutschen aufs Korn, die als Touristen, "Genußemigranten" oder Weihnachtsmarktbesucher ins Elsass strömen. Manche haben sich auch auf Dauer im Elsass niedergelassen, andere scheitern bei dem Versuch, im Elsass heimisch zu werden.
In Bad Krozingen präsentierte Graff vor 120 Gästen Kostproben seines Buches. Mit liebevoll kritischem Blick beschreibt er in unterhaltsamen Anekdoten und Alltagsbeobachtungen die Marotten verschiedener Paare, die sich ins Elsass verliebt haben. Viele sehen das Elsass durch die rosarote Brille oder wissen nur wenig über die Geschichte der Region und die Befindlichkeiten der Elsässer, die ja in der leidvollen Geschichte des Elsass wurzeln. Wieder andere wollen es einfach nicht wahrhaben, dass man im Elsass längst Französisch spricht und dass die Elsässische Sprache heute vom Austerben bedroht ist. Deutsche Eigenheiten, wie die Neigung zu übertriebener Pünktlichkeit zur Perfektion oder zur "Über-Integration" kommen ebenso zur Sprache wie die kleinen Schwächen der "Grande Nation".
Ernste und nachdenkliche Passagen, wie die Geschichte von Martin Graffs Vater, der als "Malgré-Nous" - als Zwangsrekrutierter in den Diensten der Deutschen Wehrmacht - in Oberschlesien gefallen ist, wechseln ansatzlos mit vergnüglichen Geschichten. Hoffnung sieht Martin Graff, der die Aussöhnung der Franzosen und der Deutschen immer noch für ein Wunder hält, vor allem bei den jungen Leuten, deutsch-französischen Liebes-Geschichten, und ihren Kindern, die selbstverständlich zweisprachig aufwachsen.
"Die Kopfgrenzen der Elsass-Besucher zu sprengen" ist das Anliegen des Martin Graffs. In Bad Krozingen ist ihm das gelungen.