Expertengespräch
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Engpässe bei wichtigen Medikamenten treten seit vielen Jahren immer wieder auf. Besonders spürbar waren zuletzt vor allem die anhaltenden Lieferengpässe bei Fiebersäften für Kinder oder beim knapp gewordenen Brustkrebsmittels Tamoxifen, zu dem keine therapeutische Alternative besteht. Auch zu Beginn der Covid-19-Pandemie kam es zu massiven Lieferproblemen aufgrund des weltweiten „Nachfrageschocks“, aber auch zum Beispiel durch die umfassenden Lockdowns in China und anderen wichtigen Zulieferländern in Südostasien.
Die Abhängigkeit Europas von diesen Produktionsstätten im Medizin- und Pharmasektor, insbesondere im generischen (patentfreien) Segment und bei Schutzmaterialien, wurde vielen erst durch die Pandemie bewusst. Beispielsweise werden aktuell über 90 Prozent der Wirkstoffe für Antibiotika in China hergestellt. Für Penicillin - es ist das Antibiotikum schlechthin - gibt es nur noch eine Fabrik in Europa. Ein Großteil der Industrie hat sich schrittweise aus Europa in kostengünstigere Produktionsländer verlagert.
Die Europäische Union und auch die Bundesregierung haben sich in der Zwischenzeit dieser Thematik ein Stück weit angenommen.
In Kürze soll ein weitreichendes „Pharma-Paket“ der EU-Kommission veröffentlicht werden und auch vom Gesundheitsministerium soll mit dem „Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln“ Abhilfe geschaffen werden. Behörden wie die Europäische Arzneimittelagentur, das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten und auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben in diesem Kontext allerseits eine Mandatserweiterung erfahren.
Fraglich ist allerdings, ob diese Maßnahmen reichen und ob dadurch eine flächendeckende Arzneimittelversorgung hergestellt werden kann. Gemeinsam wollen wir im Erfurter Europa-Gespräch ausloten, wie sich die aktuelle europäische und nationale Gesetzgebung auf die Sicherstellung der Arzneimittellieferungen in Deutschland und Thüringen auswirken? Wie kann eine stärkere Einbindung der lokalen Akteure (Apotheken, Ärzteschaft) gelingen und wie müssten diese im Idealfall ausgestattet sein, um flankierend Lieferengpässen zu begegnen? Ist eine Rückverlagerung der Produktionsprozesse nach Europa zielführend?
Programm
19:00 Uhr: Begrüßung
Maja Eib
Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für Thüringen
Einführung und Moderation
Moritz Fink
Globale Gesundheit | Abteilung Agenda 2030 der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
19:25-19:45 Uhr: Impuls
Impuls
Was leistet die EU gegen Arzneimittel-Lieferengpässe und was beinhaltet die EU-Gesundheitsunion?
Marion Walsmann MdEP
Mitglied der EVP-Fraktion im
Europäischen Parlament
Statements und Diskussion
Stefan Fink
Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV)
Alexander Golfier
Qualitätsmanagement und Patientensicherheit | Bundesärztekammer
Susanne Lamminger
Director Health Policy | Bayer AG