Veranstaltungsberichte
Zur Eröffnung der ersten politischen Debattenrunde und anlässlich ihrer Tunesienreise unterstrichen die beiden Mitglieder der „Tunesien Task Force“ des Deutschen Bundestags Dr. Andreas Schockenhoff MdB, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion, und Johannes Selle MdB die Bedeutung der kommenden Wahlen für den demokratischen Übergang Tunesiens; ein Übergang der weiterhin von Seiten Deutschlands unterstütz werde, so Schockenhoff.
Die Einführung in das Thema der Debatte erfolgte durch die Präsentation einer neuen Studie zur wirtschaftlichen Landschaft Tunesiens mit besonderem Blick auf die Rolle der Jungunternehmer durch den Meinungsforscher, Hassan Zarghouni (SIGMA Conseil). Die Studie ergab folgende Ergebnisse:
- In Tunesien gibt es 600.000 Privatunternehmen. Davon sind 96,9% Kleinstunternehmen, die weniger als 10 Personen anstellen.
- Geographisch gesehen befinden sich 80% der tunesischen Unternehmen im Küstengebiet, insbesondere im großen Tunis und in Sfax.
- 52% der Unternehmen zeichnen sich durch eine schwache Finanzstruktur aus.
- 54% der Unternehmen , die über 10 Personen anstellen, werden von Jungunternehmern betrieben, sowie 62% der tunesischen Exportunternehmen
- 54% der Unternehmen, die über 10 Personen anstellen, werden von Jungunternehmern betrieben, sowie 62% der tunesischen Exportunternehmen.
Für die Partei Afek Tounes stehe die Freie Initiative zusammen mit der Marktregulierungsrolle des Staates im Vordergrund, so Hichem Ben Fadhel, wirtschaftspolitischer Sprecher der Partei. Dieser wies darauf hin, dass seine Partei sich für eine Senkung auf 10% der Steuerbelastung der tunesischen Unternehmen und eine Vereinfachung der Verwaltungsverfahren einsetzen wolle.
In diese Richtung ging auch der Repräsentant der Partei Kongress für die Republik (CPR), Anis Jaziri. Die Partei wolle eine Reduzierung der Hindernisse, die den Investoren in Tunesien bis jetzt begegneten. Zudem rief er zur Gründung einer Instanz für Investitionen auf, die die Investitionsprojekte begleiten solle. Jaziri unterstrich zugleich die Bedeutung des privaten Sektors als Impulsgeber für Investitionen im inneren des Landes.
Die Rolle des Staates wurde auch von den Repräsentanten der Parteien Tayar Adimokrati und Ettakatol angesprochen. Die Rolle des tunesischen Staates solle gestärkt werden, so Hafedh Yahmadi (Tayar Adimokrati). Für seine Partei beruhe die Ankurbelung der Investitionen auf der Verabschiedung eines neuen Investitionskodexes und der Entwicklung einer Investitionsethik im Inneren des Landes. Elyès Fakhfakh (Ettakatol) unterstrich dagegen die Rolle des Staates in der Chancengleichheit aller Bürger.
Für Taieb Houdi und die Partei Al-Joumhouri befände sich die Priorität jedoch in der Verringerung der existierenden Kluft zwischen den Regionen durch eine verbesserte Infrastruktur sowie leichteren Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Ennahda und ihr Repräsentant Ridha Saidi verteidigten die Notwendigkeit, die tunesische Wirtschaft von einer Wirtschaft der Auslagerung in eine Mehrwertwirtschaft umzuwandeln. Für die Partei müsse die Struktur der tunesischen Wirtschaft auf drei Hauptideen beruhen: die einer Wirtschaft der freien Initiative, der Umverteilung von Reichtum und der Neubestimmung der Rolle des tunesischen Staates.
Mohamed Ben Romdhane der Partei Nidaa Tounes stellte ebenfalls das wirtschaftliche Programm seiner Partei vor. Dieses beruhe auf der Analyse der wirtschaftlichen Entwicklungen Tunesiens seit der Unabhängigkeit. Unteranderem wolle die Partei innerhalb von 5 Jahren den Staatshaushalt Tunesiens ausgleichen, um die Glaubwürdigkeit des Landes auf der internationalen Ebene wiederherzustellen. Darüber hinaus setze sich Nidaa Tounes für eine nachhaltige Entwicklung im Dienste der zukünftigen Generationen ein.
Die zweite Debattenrunde findet am 25. September 2014, um 9 Uhr im Hotel Le Paris statt und befasst sich mit dem Thema der Steuergerechtigkeit: ein Thema das besonders bei Jungunternehmern eine Quelle für Frustrationen ist. Die Moderation wird von Faycal Derbel übernommen.