Von der Dachterrasse des Apartmenthauses, in dem der Verfasser lebt, zieht der unverkennbare Geruch einer Grillparty in die Wohnung. Das fröhliche Stimmengewirr macht nicht den Eindruck, als würden die vielen Gäste zu einem einzigen Privathaushalt gehören oder zwei Meter Mindestabstand voneinander halten. Auf der Straße vor dem Haus sind am Samstagabend bei sommerlichen Temperaturen Scharen junger Leute unterwegs, die überwiegend ohne Mundschutz quietschvergnügt und zum Feiern zurechtgemacht irgendwelchen Amüsements zustreben. Clubs, Bars und Restaurants stehen dafür nicht zur Verfügung. Sie sind weiterhin geschlossen. Das scheint der guten Stimmung der Nachtschwärmer aber keinen Abbruch zu tun. Nach der Stille der letzten Wochen wirkt die abendliche Szenerie, als sei in Washington D.C. die Prohibition abgeschafft worden. Dem Verfasser dieses Berichts wird ganz mulmig angesichts der plötzlichen Ausgelassenheit.
Bis Ende letzter Woche 1,1 Millionen Infizierte, 65.000 Tote, knapp 900.000 aktive Infektionsfälle, die derzeit behandelt werden, und 28 bis 30 Millionen Menschen, die seit Mitte März einen Antrag auf Arbeitslosenunterstützung stellen mussten, fast 17 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Trockene Zahlen können das Leid vieler Menschen in den USA, die sich mit dem Coronavirus angesteckt, im Familien- oder Freundeskreis Verstorbene zu beklagen oder ihre Arbeit verloren haben, nicht in Worte fassen. Für die Frage, wie die US-Regierung und die Bundesstaaten zur Eindämmung der Pandemie und zur Abwendung von Armut und Protesten in den nächsten Wochen und Monaten mit der Krise umgehen, sind Statistiken aber natürlich die Richtschnur.
Auf der Grundlage dieser Zahlen haben jetzt viele US-Bundesstaaten entschieden, die zur Eindämmung der Pandemie verhängten Einschränkungen für das Alltags- und Wirtschaftsleben der Bevölkerung und der Unternehmen teilweise aufzuheben. In einigen Bundesstaaten sind Ende April einzelne Bestimmungen und Verordnungen ausgelaufen, die nicht mehr erneuert wurden. Insofern markierte die letzte Woche eine Zäsur im Umgang mit der Krise.
In diesem Bericht soll nicht nur aufgezeigt werden, was sich jetzt in welchem Bundesstaat ändert, sondern auch, wie die aktuelle Lage zu bewerten ist. Auch dafür sind Zahlen und Statistiken die Grundlage. Sie speisen sich aus verschiedenen öffentlich zugänglichen Quellen und bilden jeweils den Stand der Dinge für die Zeit bis zum 30. April bzw. 1. Mai ab. Die Angaben zu den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung und zur Verbreitung des Coronavirus werden für die einzelnen US-Bundesstaaten miteinander kombiniert. Die hier genannten Werte für die Situation auf dem Arbeitsmarkt bilden den Zeitraum von Mitte März bis zum 25. April ab. Die Tabellen in diesem Bericht führen die unterschiedlichen Zahlen zusammen und stammen vom Verfasser.
Den gesamten Bericht können Sie als pdf herunterladen.