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Henning Lüders

Veranstaltungsberichte

Widerstandskämpfer galten nach Kriegsende weiterhin als Verräter

Forum 20. Juli 1944: Ministerpräsident Wulff über das Vermächtnis und den Zukunftsauftrag des Aufbegehrens gegen die faschistische Diktatur am 65. Jahrestag des 20. Juli 1944

Am 20. Juli 1944 verübten Widerstandskämpfer den wohl größten Anschlag auf Adolf Hitler – erfolglos. Über das Vermächtnis und den Zukunftsauftrag des Aufbegehrens gegen die faschistische Diktatur sprachen zum 65. Jahrestag Ministerpräsident Wulff, Angehörige der Widerstandskämpfer und Historiker.

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In einem Forum anlässlich des 65. Jahrestages des Anschlages auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 sprachen der Gedenkstättenleiter Deutscher Widerstand, Prof. Dr. Johannes Tuchel, Ministerpräsident Dr. Christian Wulff, Journalist Sven Felix Kellerhoff, Vorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944, Dr. Axel Smend und Brigadegeneral a.D. Hans Speidel (v.l.n.r.) über das Vermächtnis und den Zukunftsauftrag dieses Ereignisses. (Alle Fotos: H. Lüders)

 

Geboten der Menschlichkeit folgen

Im Jahre 2009 ist es für die Bürger Deutschlands eine Selbstverständlichkeit den eigenen Standpunkt frei heraus sagen zu können - vor nur 60 Jahren war das aber eine lebensgefährliche Handlung. „Die Beteiligten des Widerstandes traten für ihre eigenen Überzeugungen und Rechte mit dem Leben ein“, betonte Ministerpräsident Wulff in seiner Ansprache. Sie seien Geboten der Menschlichkeit gefolgt und wollten der Willkür des Nazi-Regimes einhalten gebieten. „Die Nazis verlangten den ganzen Menschen, um ihn zu besitzen, zu formen und bei einem Scheitern zu vernichten. Dagegen hat sich der Widerstand gewehrt“, beschreibt Wulff die Motive.

 

Widerstand gegen den Widerstand

Doch statt nach dem Ende des Krieges die Widerständigen zu ehren, hatten sich diese und ihre Angehörigen noch lange mit dem Vorwurf des Verrates herumzuschlagen. In einer Umfrage aus dem Jahre 1951 gaben 51 Prozent der Befragten an, dass Deutschland den Krieg hätte gewinnen können, wenn „der Widerstand nicht die Kampfeskraft des Landes geschwächt“ hätte. „Erst 2004 hat es eine repräsentative Umfrage gegeben, in der erstmals eine Mehrheit den Widerstand gegen Hitler als etwas Positives betrachtete“, erläuterte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Prof. Dr. Johannes Tuchel.

Eine Anekdote aus der Nachkriegszeit von Dr. Axel Smend, dem Vorsitzenden der Stiftung 20. Juli 1944 und Sohn eines Widerstandskämpfers, wies ebenso in diese Richtung: „Ich war ein schlechter Schüler in Mathe, deshalb musste meine Mutter öfter zu Gesprächen in die Schule. Irgendwann wurde sie gefragt, was mein Vater beruflich tat. Als meine Mutter von seiner Hinrichtung und den Gründen erzählte, meinte der Lehrer: ‚Kein Wunder, dass der Sohn eines Verräters so schlecht in der Schule ist’.“

Eine Beschäftigung mit dem Thema hat erst in den 60er Jahren begonnen. In der Bundeswehr kommt dem Thema eine besondere Rolle zu, da der Kern des Widerstandes um den 20.Juli 1944 militärischen Ursprungs war. „Wir versuchen bis heute das Gedankengut des Widerstandes auf die nachwachsenden Offiziere zu übertragen“, erklärte Hans Speidel, Brigadegeneral a.D. Außerdem habe es ab 1955 einen Personalgutachterausschuss gegeben, der die Offiziere auf NS-Vergangenheit überprüfte und explizit ihre Haltung zum 20.Juli 1944 abfragte.

 

Klima der Menschlichkeit vorleben

Doch bis heute trifft die Thematik auf Skepsis unterschiedlichster Art: „Die größten Kritikpunkte sind, dass der Widerstand in Deutschland zu unauffällig, zu uneins und schlussendlich auch nicht erfolgreich war“, sagte Wulff. Dennoch sei es wichtig den Geist dieses Widerstandes in die kommenden Generationen weiterzugeben. Den Gedanken der Zivilcourage müsse man vor allem in die Köpfe der Jugendlichen bringen, damit es nie wieder soweit komme, dass Menschen sich gegen eine Diktatur aufbegehren müssen. „Ein Klima der Menschlichkeit mit Solidarität und Toleranz jedoch lässt sich nicht staatlich verordnen, sondern nur vorleben“, betonte Wulff.

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