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Auf einen Blick
- Bereits die antike und frühmittelalterliche Geschichte Palästinas ist gekennzeichnet von andauernd wechselnden Siedlungsformen, Landnahmen, Eroberungen, Migrationen und Herrschaftsformationen; sie ist eine Geschichte der Überlagerungen und Überschreibungen, eine Vielvölker- und Vielkulturengeschichte, aus der eine Vielfalt historisch lange nachwirkender Legitimationserzählungen entspringt.
- Im kollektiven Gedächtnis des Judentums verbanden sich religiöses Verheißungsnarrativ und messianische Erwartung zur Identitätskonstruktion eines überzeitlichen „jüdischen Volkes“. Die jahrhundertelangen Paria- und Leiderfahrungen der jüdischen Minderheit, in der vom Antijudaismus des Christentums geprägten Mehrheitsumgebung der europäischen Diaspora, trugen zur Verfestigung dieser Konstruktion entscheidend bei und hielten die Hoffnungen auf eine Rückkehr ins „Land der Väter“ wach.
- Auch wenn es einzelne jüdische Ansiedlungsversuche in Palästina bereits früher gab, flossen erst in der zionistischen Bewegung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Ideen einer jüdischen Selbstbefreiung vom Antisemitismus und das Paradigma des Nationalstaats in die Zielvision eines eigenen jüdischen Gemeinwesens in Palästina zusammen. Große Migrationsbewegungen, ausgelöst durch wiederholte Pogrome im Zarenreich seit Beginn der 1880er Jahre, führten vor allem osteuropäische jüdische Gruppen in mehreren Einwanderungswellen ins Land. Erste vorstaatliche Institutionen des sogenannten Jischuw entstanden seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.
- Doch erst der Zusammenbruch der osmanischen Herrschaft im Zuge des Ersten Weltkriegs und das britische Völkerbundsmandat veränderten die Situation fundamental. In der Balfour-Erklärung vom November 1917 sicherten die Briten den Juden die Gründung einer „Heimstatt“ in Palästina zu.
- Die uneindeutig-eigennützige, die arabische wie die jüdische Bevölkerung Palästinas düpierende Politik der britischen Mandatsmacht verschärfte die Probleme in der Region. Unter dem Druck des arabischen Aufstands unterbanden die Briten seit 1939 nahezu jede jüdische Einwanderung und hielten diese Politik auch im Angesicht der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik während des Zweiten Weltkriegs rigoros aufrecht.
- Ohne ihr ordnungspolitisches Scheitern einzugestehen, überantworteten die Briten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Palästinafrage den Vereinten Nationen. In deren Teilungsplan vom November 1947 war neben einem jüdischen auch ein palästinensischer Staat vorgesehen. Allerdings akzeptierten die Palästinenser den Plan nicht und eröffneten den Krieg, der schließlich zur Gründung Israels durch die Unabhängigkeitserklärung vom Mai 1948 führte.
- Das israelisch-palästinensische Problem wird durch Beharren auf vermeintliche historische oder religiöse „Ansprüche“ auf das Heilige Land nicht zu lösen sein. Im Gegenteil: Politische Vernunft wird von beiden Seiten fordern müssen, von derartigen Legitimationen abzusehen und eingedenk der historischen Tragödien hier wie dort in gegenseitiger Anerkennung einen Neuanfang zu suchen.
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Themen
Über diese Reihe
Nicht selten bedürfen aktuelle Debatten zeitgeschichtlicher Fundierung. Das Wissen um die Ursprünge und Hintergründe von Konflikten ermöglicht auch ein besseres Abwägen und Entscheiden. Vor diesem Hintergrund besteht gerade in der Politik ein großer Bedarf an Orientierung. Dabei möchte die Abteilung Zeitgeschichte unterstützen. Mit der Publikationsreihe „Zeitgeschichte AKTUELL“ werden aktuelle Diskurse identifiziert und die historischen Hintergründe und Zusammenhänge erläutert.
Bestellinformationen
Herausgeber
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
ISBN
978-3-98574-232-5
erscheinungsort
Berlin, 2024
seitenzahl
20
Prof. Dr. Matthias Oppermann
Stv. Leiter Wissenschaftliche Dienste / Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Leiter Zeitgeschichte
Dr. Kathrin Zehender
Referentin Zeitgeschichte