Auf einen Blick
- Mit wachsendem zeitlichem Abstand zum Annus mirabilis von 1989/90 scheinen in den Köpfen der Menschen die Gegensätze zwischen Ost und West wieder an Bedeutung zu gewinnen. Insbesondere in der Medienöffentlichkeit scheint sich der Ost-West-Gegensatz immer mehr zu zementieren.
- Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit den beiden deutschen Staaten unter beziehungs- und verflechtungsgeschichtlichen Perspektiven. In den Fokus rückt dabei die Analyse der teils gemeinsamen, teils unterschiedlichen Erfahrungen und Erwartungshaltungen der Menschen im geteilten Deutschland.
- Trotz enger deutsch-deutscher Beziehungen und Verflechtungen ist die Erforschung der Geschichte zweier getrennter deutscher Staaten mit unterschiedlichen Politik- und Wertvorstellungen sowie konträren Wirtschafts- und Gesellschaftsmodellen nach wie vor legitim. Das gilt nicht nur für die Bundesrepublik, sondern auch für die DDR. Dabei haben es Forscherinnen und Forscher ungleich schwerer, ein Forschungsprojekt zur Geschichte des ostdeutschen Teilstaates zu rechtfertigen. Die zeithistorische DDR-Forschung wird heute im Wesentlichen von einer Reihe außeruniversitärer Forschungsinstitutionen betrieben und getragen.
- Bei der Beurteilung der Ereignisse von 1989/90 muss stets die enorme Dynamik mitgedacht werden. Innerhalb von wenigen Monaten veränderte sich für die Menschen in der DDR nahezu vollständig das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Koordinatensystem. Die Bundesrepublik beobachtete die Entwicklung in der DDR zunächst nur als Zaungast. Obwohl es in den Schubladen der Bonner Amtsstuben keinen Masterplan zur Wiedervereinigung gab, gewannen westdeutsche Akteure ab Anfang 1990 an Einfluss in Ostdeutschland. Das hing vor allem mit der Entstaatlichung auf der zentralen politischen Ebene in der DDR zusammen.
- Die Geschichte der deutschen Einheit ist auch die Geschichte einer missglückten Kommunikationsstrategie, die zu überzogenen Erwartungen und Selbsttäuschungen geführt hat. Daher gilt es zum einen, die Komplexität der ökonomischen Herausforderung anzuerkennen, die mit der Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft verbunden war. Zum anderen müssen die unterschiedlichen Erfahrungswelten der Menschen in Ost und West stärker berücksichtigt werden, die sich während der 40-jährigen Teilung herausgebildet haben und die über die Zäsur von 1989/90 noch lange nachwirken.
- Die in der Öffentlichkeit geführten Debatten zeigen, dass eine seriöse und innovative Zeitgeschichtsforschung dringend notwendig ist, um Mythen und Legenden zu zerstören. So kann sie auch einen Beitrag zur Problemgeschichte der Gegenwart leisten. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen für die Forschung sowie die schulische und politische Bildungsarbeit verbessert werden.
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17. Juni 1953: Volksaufstand für die Freiheit – Ursachen, Verlauf und Folgen
Am 17. Juni 1953 gingen an 700 Orten der damaligen DDR über eine Million Menschen auf die Straße. Über die Ursachen des Aufstands, sein blutiges Ende und dessen Folgen für die DDR, die Bundesrepublik und Europa sprechen im Video die Historiker Prof. Dominik Geppert (Universität Potsdam), Dr. Jens Schöne (Stellvertretender Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) und Katja Hoyer (King’s College London).
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