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Sein Buch „Abendland“ ist ein Panorama des letzten Jahrhunderts, in dem er u.a. die Euphorie über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Wien, die Judenverfolgung und den Stalinismus thematisiert. Sein Erzählband „Der traurige Blick in die Weite“ setzt sich aus europäischen Geschichten zum Thema Heimat und Sehnsucht nach ihr zusammen.
Köhlmeier legt Wert auf die Feststellung, dass er sich nie als politischer Schriftsteller verstanden hat. Wenn er sich geäußert hat, dann immer als Bürger. Allerdings hat er Anfang April eine Anzeige wegen Verhetzung gegen den FPÖ-Abgeordneten Andreas Mölzer eingebracht. Dieser hatte die EU mit dem Dritten Reich verglichen und von einem „Negerkonglomerat“ gesprochen. Köhlmeiers Engagement hat dazu beigetragen, dass der Spitzendkandidat der FPÖ für die Europawahl auf seinen Listenplatz verzichtet hat.
Sein Roman „Die Abenteuer des Joel Spazierer“ wird auf der Seite des Hanser Verlags nicht zu Unrecht als funkelndes Meisterwerk über die dunklen Seiten der Existenz und als atemberaubende Lebensreise durch das 20. Jahrhundert bezeichnet.
Der illustre Held des Buches ist Kind von Regimegegnern im kommunistischen Ungarn, Stricher, Drogendealer und Professor für wissenschaftlichen Atheismus an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Er stiehlt, betrügt, tötet mehrfach, aber ohne schlechtes Gewissen, da er in seiner Seele ein Kind geblieben ist oder, wie er selbst einmal sagt „ein Tier in Menschenhaut“.
Köhlmeier ist ein virtuoser Geschichtenerfinder und ein begnadeter Erzähler. Für ihn stellt das Erzählen von Geschichten von jeher einen Wert dar. Es gelingt ihm seine Geschichten und Handlungen vortrefflich zu arrangieren und er zeichnet sich dabei durch eine detailverliebte Sprache aus. Eine besondere Rolle in seiner Literatur spielen die Fantasie und Fiktion, das Abenteuer sowie die Wahrheit und die Lüge. Im anschließenden Gespräch führte Köhlmeier aus, dass am Beginn des Entstehungsprozesses eines Buches für ihn immer eine Figur stehe. „Es existiert zunächst weder Thema noch Handlung, die sich noch im Nebel befinden.“ Für ihn stand am Anfang lediglich fest, dass die Hauptfigur im Alter von 17 Jahren einen Mord begehen und somit zum Gesetzlosen wird.
Köhlmeier schildert, dass sich seine Figuren ständig entwickeln und er ihnen dann quasi folgt, wobei er am Anfang einer Seite nie weiß wie sie enden wird. Mit Joel Spazierer wollte er eine Figur entwickeln, die nichts zu verlieren hat und alles gewinnen will. Er hat nichts moralisch Gutes an sich und soll dem Leser den Spiegel vorhalten, der sein Innerstes jedoch nicht preis gibt. Joel Spazierer besticht laut Köhlmeier durch sein begnadetes Erzähltalent. „Sein Kapital ist überdies sein Charme, mit dem er den Leser trotz seiner negativen Seiten für sich einnimmt und ihn zu seinem Kumpanen macht.“
Der Autor berichtete, dass er am besten morgens schreiben kann. Er liest sich seine Texte zunächst selbst vor, um am Klang festzustellen, ob die Textkomposition gelungen ist. Erste Leserin und Kritikerin ist dann seine Frau Monika Helfer, die selbst eine erfolgreiche Autorin ist.
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